Week 13 war ein Kaleidoskop aus Playoff-Stress, Primetime-Dramen und völlig unerwarteten Helden. Denver überlebt einen OT-Thriller in Washington, Carolina schockt die Rams, und Green Bay riskiert an Thanksgiving alles – und wird belohnt. Während Bryce Young, RJ Harvey und CeeDee Lamb große Spiele prägen, werden in Seattle und Cincinnati ganze Erzählstränge umgeschrieben. Week 13 war keine Woche für bloße Ergebnisse – sie war ein Prüfstand für Ambitionen.
- Spiele der Woche
- Spieler der Woche
- Offense
- Bryce Young (Panthers, QB)
- Kimani Vidal (Chargers, RB)
- CeeDee Lamb (Cowboys, WR)
- Defense
- Ernest Jones IV (Seahawks, LB)
- Khalil Mack (Chargers, EDGE)
- Christian Benford (Bills, CB)
- Play der Woche – Tristan Wirfs Big-Man-TD
- Upset der Woche – Bengals 32-14 Ravens
- Team der Woche – Seattle Seahawks
- Enttäuschung der Woche – Cincinnati Bengals
- Überraschung der Woche – RJ Harvey als unerwarteter OT-Hero für Denver
Spiele der Woche
Broncos 27-26 Commanders (OT)
Denver in Washington war ein Spiel, das sich von der ersten Serie an nach Primetime anfühlte. Kein Team kam in einen echten Flow, der das andere dauerhaft erdrückt hätte, stattdessen entstanden lange Drives, Gegenantworten und ein permanentes Tauziehen um Feldposition. Am Ende standen 27-26 nach Overtime und Denvers neunter Sieg in Folge und das wieder in einem One Score Game. Gerade weil beide Offenses genug Lösungen fanden, aber keine genug, um wegzulaufen, wuchs das Spiel über vier Viertel immer weiter zu einem Nervenkrieg.
Die Commanders hatten dabei mehrere Phasen, in denen sie das Spiel eigentlich in ihre Richtung hätten kippen können. Sie holten sich zwei Field Goals zurück ins Spiel, blieben trotz Rückstand in Schlagdistanz und stellten Denver konstant vor Third-and-Medium-Situationen. Der Gameflow hält genau dieses Muster fest: Washington ließ die Broncos nie wirklich wegziehen, sondern hielt sie in einer Ein-Possession-Schlagdistanz. Das ist, warum sich diese Partie so lange so eng hielt: jeder Drive war wichtig, jede Entscheidung musste sitzen.
Der Moment, der Denver zuerst die Oberhand gab, kam spät im dritten Viertel und überraschend über einen Namen, der bis dahin nicht als Closer dieser Offense galt. RJ Harvey, mit bis dahin überschaubarer Rookie-Rolle, wuchtete sich aus einem Yard in die Endzone und drehte das Momentum wieder Richtung Broncos. Das war nicht bloß ein Short-Yardage-Score, sondern der Punkt, an dem Denver die Hand wieder ans Lenkrad bekam und Washington in den Angriffsmodus zwang.
Die Overtime war dann der pure Thriller. Nach Field Goals beider Teams und einem komplett offenen Spielgefühl setzt Denver erneut auf Harvey: erst ein 12-Yard-Catch, dann der 5-Yard-Rushing-TD zum 27-20. Washington antwortet tatsächlich noch einmal, scored den TD und geht dann auf zwei Punkte zum Sieg. Genau dort fällt die endgültige Entscheidung: Nik Bonitto schlägt Marcus Mariotas Pass an der Line ab und verhindert die Winning-Conversion. Das ist das seltene Ende, das ein Primetime-Spiel sofort ikonisch macht: Overtime-TD, letzter Atemzug, abgewehrter Two-Point-Try.
Ein Contender, der nicht dominant ist, aber nie stirbt; ein Heimteam, das sich zurückkämpft und bis zum letzten Play die Tür offen hält, und ein Ausgang, der an einem einzigen Snap hängt. Denver steht nach diesem Sieg bei 10-2 und bestätigt seine Serie unter maximalem Druck, Washington verliert auf brutalste Art, aber hätte den Favoriten beinahe geholt.
Panthers 31-28 Rams
Carolina gegen L.A. ist das Spiel, das das Erwartungsbild der Woche am deutlichsten umwarf. Die Rams kamen mit 9-3-Bilanz, sechs Siegen in Serie und Top-Seed-Ambitionen nach Charlotte und verlieren trotzdem 28-31. Grund dafür ist unter anderem, dass L.A. drei Turnovers begeht, Carolina keinen einzigen. In einem Matchup, das so eng endet, ist genau diese Fehlerbilanz der Unterschied zwischen Favoriten-Win und Upset.
Was daraus entsteht, ist ein Spiel mit ständigem Punch-Counter-Rhythmus. L.A. findet offensiv immer wieder Feuer, vor allem über seine Receiver, Davante Adams lässt zwei Touchdowns aufleuchten und die Rams haben genug Big Plays, um ein Außenseiter-Team normalerweise komfortabel zu schlagen. Aber jedes Mal, wenn man denkt, jetzt kippt es endgültig Richtung Rams, antwortet Carolina. Die Panthers kontern nicht spektakulär, sondern präzise: Drives werden verlängert, Red-Zone-Snaps werden verwertet, und die Uhr arbeitet zunehmend für den Underdog.
Der Schlüssel zu dieser Präzision heißt Bryce Young. 3 TDs ohne Interception bei hoher Completion-Rate gegen eine Defense, die zuvor kaum solche Spiele zugelassen hatte. Noch wichtiger: Carolina trifft dort, wo Außenseiter normalerweise scheitern, auf 4th Down und in den High-Leverage-Fenstern. Das ist nicht bloß guter Output, das ist mutige, sauber exekutierte Offense in den entscheidenden Downs.
Für L.A. ist die Niederlage deshalb so schmerzhaft, weil sie aus dem Rams-Worst-Case-Baukasten kommt: Stafford war in den fünf Spielen davor turnover-frei, hier macht er drei Fehler, einer davon ein spielversiegelnder Strip-Sack auf dem letzten Drive. Damit war die Offense zwar gefährlich, aber nicht stabil genug, um die Panthers endgültig zu brechen. Und defensiv fällt L.A. genau in den Momenten, in denen sie sonst stark sind: sie lassen 164 Rushing-Yards zu und verlieren 4th-Down-Spots, die sie normalerweise gewinnen.
Im größeren Bild ist das ein Spiel, das beiden Teams eine klare Botschaft hinterlässt. Carolina steht jetzt bei 7-6 und zeigt, dass sie nicht nur kompetitiv, sondern fähig zu echten Statement-Upsets sind. Die Rams bleiben Contender, aber der Abend ist ein Warnsignal: gegen Teams, die sauber spielen und Fehler nicht verzeihen, reicht selbst eine explosive Offense nicht.
Packers 31-24 Lions
Thanksgiving in Detroit war ein Divisionsspiel mit entscheidender Bedeutung für die gesamte Saison und Green Bay hat es mit einem Matchplan gewonnen, der so aggressiv war, dass er das gesamte Spiel permanent unter Spannung setzte. Die Packers trafen drei Fourth-Down-Entscheidungen, zwei davon als Touchdown-Plays, die dritte Conversion diente im vierten Viertel zum endgültigen Auslaufen der Uhr. Schon damit ist klar: Dieses Spiel hatte nicht den Rhythmus eines normalen Thursday-Games, sondern den Puls einer Playoff-Probe.
Jordan Love lieferte dazu die perfekte Quarterback-Antwort auf diese Aggressivität. 18 von 30 Pässen, 234 Yards, vier Touchdowns, keine Interception und entscheidende zwei TD-Pässe auf 4th Down. Green Bay ging in den riskantesten Spots all-in, und Love traf jedes Mal.
Detroit blieb trotzdem gefährlich genug, um dieses Spiel bis spät zu einem echten Banger zu machen. Die Lions warfen für 352 Yards und zogen vor allem über Jameson Williams immer wieder vertikale Spuren ins Feld, wodurch Green Bay nie völlig sicher war. Detroit führte zwar nie, aber blieb konstant in Schlagdistanz und schuf so ein Spiel, in dem ein einziger Fehler die Dynamik sofort hätte drehen können. Genau deshalb war die Spannung über vier Viertel so stabil: Detroit hatte immer eine Antwort in Reichweite.
Der defensive Schlusspunkt kam dann in einem Moment, der sich wie ein Script für diese Kategorie liest. Green Bays Defense wurde über das Spiel hinweg mehrfach gestresst, aber als Detroit im vierten Viertel noch einmal in Scoring-Range drohte, schlug Micah Parsons zu. Er kann als difference-maker hervorgehoben werden, weil er 2,5 Sacks produzierte, zwei davon im Schlussviertel, inklusive des entscheidenden Third-Down-Sacks auf der finalen Lions-Possession. In einem Spiel voller Offensive-Highlights war das der eine Defensive-Snap, der das Fenster schloss.
Warum ist Packers-Lions ein Spiel der Woche? Weil es Thanksgiving-Bühne, Divisionsgewicht, mutiges Coaching und ein Finish vereint, das bis zum letzten Detroit-Drive lebt. Green Bay sweeped Detroit erstmals seit 2020, stärkt sich im NFC-North-Rennen und tut das nicht mit konservativem Road-Ball, sondern mit Risiko-Football und exakter Execution. Und Detroit? Sie verlieren, aber liefern genug Explosivität, um das Spiel zu einem echten Thanksgiving-Klassiker zu machen.
Spieler der Woche
Offense
Bryce Young (Panthers, QB)
Carolina gegen die Rams war das Upset-Fenster der Woche und Bryce Young war das Scharnier, an dem dieses Spiel aufgeht. Der Boxscore zeigt nicht nur den Sieg, sondern wie sehr Young ihn getragen hat: 15 von 20 Pässen, 206 Yards, drei Touchdowns, keine Interception und ein Passer Rating von 147,1. In einem Spiel, das gegen einen 9-3-Favoriten entschieden wird, ist so eine Fehlerfreiheit nicht nice to have, sondern der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage.
Was das Spiel so stark macht, ist die Art der Touchdowns. Zwei seiner TD-Pässe fallen auf 4th Down, also genau in den Downs, in denen Underdogs normalerweise vom Feld gehen und Favoriten ihre Kontrolle ausspielen. Young war dabei nicht nur präzise, sondern mutig im richtigen Moment. Seine 10,3 Yards pro Attempt zeigen, dass Carolina nicht einfach kurz und sicher spielte, sondern vertikal attackierte, wenn die Rams eine Schwäche zeigten. Gerade gegen eine Defense, die in den Wochen zuvor kaum solche Fenster hergab, ist das ein echtes QB-Statement.
Der Kontext macht den Case noch runder: Die Rams kamen mit einer sechs Spiele langen Winning-Streak, Stafford war zuvor fünf Spiele ohne Turnover geblieben, doch Carolinas Offense blieb stabil genug, um jeden Rams-Fehler sofort zu bestrafen. Wenn ein Underdog so gewinnt, ist der QB fast immer der First Mover.
Am Ende ist Youngs Week-13-Leistung genau das Profil für Spieler der Woche: er ist der Grund, warum das Upset passiert, er liefert in den entscheidenden Downs, und er tut es ohne die üblichen Underdog-Fehler. Carolina steht jetzt 7-6 und bleibt im NFC-Rennen und dieses Spiel ist der Abend, an dem Young wieder wie ein Franchise-QB aussah.
Stats: 15-20 CMP-ATT, 206 Yards, 3 TDs, 5 Carries, 23 Yards
Kimani Vidal (Chargers, RB)
Die Chargers kommen aus der Bye, spielen gegen die Raiders und Vidal übernimmt das Spiel am Boden: 25 Carries, 126 Rushing-Yards, ein Touchdown. Das ist nicht nur ein gutes Stat-Game, sondern ein klares Workhorse-Profil, das L.A. offensiv überhaupt erst stabil macht.
Der Unterschied zu vielen 120-Yard-Spielen: Vidal war nicht durch ein Big Play aufgeplustert, sondern konstant effizient. Fünf Yards pro Lauf, mehrere First-Down-Runs, und er hält die Offense in der Struktur, genau das, was du nach einer Bye-Week gegen einen Division-Gegner brauchst. PFF unterstreicht den Impact noch stärker, weil dort nicht nur Yards zählen, sondern Qualität pro Snap. Vidal bekommt den höchsten Offense-Grade der Chargers (83,9) und ist ein zentraler Grund, warum L.A. das Spiel kontrollierte; dazu ein Pass-Protection-Grade von 86,8, also nicht nur Runner, sondern kompletter Back. In einer Woche, in der viele Teams über QB-Fehler stolpern, ist ein RB, der so sauber und vielseitig spielt, Gold wert. Auch situativ war Vidal der Hebel. Die Chargers führten früh, aber erst als das Laufspiel im zweiten und dritten Viertel richtig zog, wurde es ein kontrollierter Win statt eines wackligen Division-Games.
Vidal liefert das seltene Mix-Profil aus Feature-Back-Volumen, Effizienz, Scoring-Impact und Extra-Value als Pass-Protector. Das ist keine Fantasy-Spitze, sondern schlicht die wichtigste Offense-Leistung seines Teams in Week 13.
Stats: 25 Carries, 126 Yards, 1 TD, 1 REC, 11 Yards
CeeDee Lamb (Cowboys, WR)
Dallas schlägt Kansas City 31-28 an Thanksgiving und wenn man dieses Spiel runterbricht, landet man sehr schnell bei CeeDee Lamb als Offense-Hebel. Lamb fängt sieben Bälle für 112 Yards und einen Touchdown, also den klaren Receiving-Lead im größten Slot der Woche. Das allein wäre schon stark, aber in einem Spiel gegen die Chiefs-Defense bekommt so ein Output nochmal ein anderes Gewicht.
Vor allem der Gameflow passt zu Lambs Case. Dallas musste nach frühem Rückstand konstant Antworten finden, und Prescott suchte in den kritischen Downs immer wieder seinen No-1-Slot: Slants gegen Blitz, Crossers gegen Zone, vertikale Shots, sobald KC den Safety runterschob. NFL.com beschreibt explizit, dass Prescott zwei TD-Pässe warf, darunter auf Lamb, und dass Lamb auch in den tiefen Plays der wichtigste Stressor für die Chiefs war. Die Cowboys brauchten jeden Drive, um mit Mahomes mitzuhalten. Lambs 51-Yard-Catch (sein längster des Spiels) war einer der Plays, die das Feld öffneten und KC zwangen, die Box leichter zu machen, was wiederum das Dallas-Run-Game anzündete. Das ist klassische WR-Gravity, die nicht sofort im Boxscore steht, aber im Spiel sichtbar ist.
Auch emotional war Lamb der Tonsetzer. Thanksgiving-Games kippen oft über Momentum-Plays, ein Big Catch, ein Third-Down-Win, ein verschobener Rhythmus. Dallas hatte mehrere solcher Stellen, und Lamb war fast immer derjenige, der sie in Hands-on-Football übersetzte.
Lamb bringt Elite-Production in einem Contender-Matchup, in einem high-leverage Window, und er trägt den Gameplan. Wenn Dallas dieses Spiel verliert, liegt es nicht an ihrem WR-1, wenn sie es gewinnen, liegt es sehr wohl auch an ihm.
Stats: 7 REC, 112 Yards, 1 TD
Defense
Ernest Jones IV (Seahawks, LB)
Ein Linebacker-Pick muss mehr liefern als Tackles, er muss ein Spiel drehen. Ernest Jones tat in Week 13 genau das, und zwar auf die maximal seltene Art: Pick-Six plus ein rundum dominanter Nachmittag in einem 26-0-Shutout gegen Minnesota. Dieser Pick-Six war nicht nur Highlight, sondern Game-Script-Breaker. Bis dahin war es ein zähes Field-Position-Spiel; mit dem Return steht es plötzlich 10-0, die Seahawks bekommen Crowd-Energy, und Minnesota muss in ein Pass-Script, das sie gar nicht spielen wollten. Die Seahawks erzwingen insgesamt vier Turnovers und reißen den Vikings-QB Max Brosmer komplett aus der Struktur. Jones ist dabei der sichtbarste Playmaker dieser Turnover-Welle.
Dazu kommt sein normaler LB-Job und auch da war er stark, da er der Seahawks-Tackle-Leader mit 12 Tackles (7 solo) an diesem Nachmittag war. Das zeigt: Er war nicht nur einmal zur Stelle, sondern über das ganze Spiel der sicherste Cleanup-Punkt hinter der Front.
Die Leistung passt in den Kontext des Spiels: Minnesota wirft vier Interceptions, kommt nie in die Red Zone und bleibt komplett ohne Punkte. Ein Shutout ist in der NFL so selten, dass jeder Spieler, der dort einen Defensive-TD liefert, automatisch in die Player-of-the-Week-Diskussion rutscht, und Jones hatte zusätzlich Tackles, Präsenz und den klaren Leverage-Play. Jones vereint seltenes Big-Play-Event (Pick-Six) mit konstantem LB-Impact in einem historischen Team-Resultat. Week 13 hatte viele gute Defender-Games, aber kaum eines, das ein Spiel so sichtbar und so früh entschieden hat.
Stats: 12 Tackles, 2 INTs, 1 TD
Khalil Mack (Chargers, EDGE)
Der PFF-Recap der Chargers führt Khalil Mack als besten Defender des Spiels (82,9 Grade) mit fünf Pressures und einem halben Sack. Das ist nicht eine Splash-Play-Woche, sondern ein konstantes Dominanz-Profil auf Snap-Basis.
Gerade die Pressure-Zahl ist hier wichtiger als die Sack-Zahl. Die Raiders-Offense kam kaum in rhythmische Dropbacks, weil Mack früh und oft im Backfield stand. Er war der Ton-Setzer für die ganze Chargers-Front, die das Spiel nach der Bye kontrollierte. Man sieht das an den Drives: sobald Vegas in Long-Downs kam, kollabierte die Pocket. Mack war dabei nicht nur Pass-Rush-Name, sondern spielte auch solide gegen den Run. In einer Woche, in der L.A. offensiv über den Boden dominierte, musste die Defense vor allem verhindern, dass Vegas schnell zurückkommt, und genau dafür ist ein Edge, der sowohl Run-Fits hält als auch den QB stresst, das perfekte Werkzeug. Situativ war sein Einfluss besonders in den Still-Alive-Phasen spürbar. Jedes Mal, wenn die Raiders eine Possession brauchten, um das Spiel enger zu machen, kam Druck über seine Seite.
Damit ist Mack ein sauberer Defense-POTW-Pick: höchste Einzelleistung der Chargers-Defense nach objektivem Grade, hohe Pressure-Last, Spielkontrolle aus der Front heraus. Es ist die Art von Edge-Performance, die ein Spiel ohne großes Drama komplett in der Hand hält.
Stats: 4 Tackles, 0,5 Sack, 1 Forced Fumble
Christian Benford (Bills, CB)
Buffalo gewinnt 26-7 in Pittsburgh, und die Bills-Defense musste dafür vor allem eines tun: jeden Versuch der Steelers, Rhythmus zu finden, im Keim ersticken. Christian Benford war einer der Spieler, die das am sichtbarsten umgesetzt haben, weil er eine Interception gegen Mason Rudolph holt und damit eine der wenigen Steelers-Offense-Chancen direkt killt.
Der Kontext dieser INT ist wichtig. Pittsburghs Offense war über weite Strecken stuck und brauchte kurze Felder oder Momentum-Plays, um überhaupt in Scoring-Range zu kommen. Die Steelers hatten insgesamt nur 166 Yards produziert und dabei zwei Turnovers. In so einem Spiel hat jeder Turnover doppelte Hebelwirkung, weil er nicht nur einen Drive beendet, sondern fast schon die gesamte Comeback-Idee.
Benfords Spiel war aber nicht nur ein Ball-Hawk-Moment. Buffalo spielte viel Man-Match-Coverage gegen Pittsburghs kurze Konzepte, und Benford war dabei der Corner, der Rudolphs erste Reads regelmäßig unattraktiv machte. Man sieht das indirekt an den Steelers-Stats: 10/21 für 117 Yards für die Rodgers/Rudolph-Rotation und praktisch keine vertikale Offensive. Das ist auch Coverage-Arbeit.
Dass Benford nach dem Spiel selbst von „trying to make a difference“ spricht, passt zur Rolle, die er hatte: nicht der lauteste Name, aber der Defender, der mit einem einzigen Play einen ohnehin wackligen Gegner endgültig bricht. Gerade im dritten Viertel, als Pittsburgh noch halbwegs im Spiel war, macht so eine Interception das Fenster zu.
Benford liefert den Turnover-Moment in einem Spiel, das defensiv gewonnen wird, und er tut es aus einer Positionsgruppe heraus, die selten so sichtbar wird wie Edge oder LB. Week 13 war voll von starken Front-Games, aber Benfords INT ist einer der Secondary-Snaps, die diese Woche entschieden haben.
Stats: 2 Tackles, 1 INT, 1 Fumble Recovered
Play der Woche – Tristan Wirfs Big-Man-TD
Es gibt Plays, die sind sportlich relevant und es gibt Plays, die sind NFL-Unterhaltung. Tristan Wirfs’ Touchdown fällt klar in die zweite Kategorie. Ein Left Tackle als Receiving-TD-Scorer ist so selten, dass es automatisch zum „Can’t-Miss-Play“ einer Woche wird: Wirfs fing einen 2-Yard-Pass von Baker Mayfield für seinen ersten Karriere-Touchdown. In einer Liga, in der Big Men normalerweise nur dann in der Endzone landen, wenn sie einen Fumble aufnehmen, ist so ein Design-Play immer ein kleines Ereignis.
Der Reiz liegt nicht nur in der Seltenheit, sondern im Timing. Tampa Bay braucht einen frühen Punch gegen Arizona, und statt eines Standard-Runs oder einer Fade ruft die Offense ein Tackle-Eligible-Play. Mayfield verkauft den Fake, die Cardinals reagieren auf den Run-Look und Wirfs läuft frei in die Flat.
Dass ausgerechnet Wirfs den Ball fängt, passt zur Story. Er ist einer der besten Tackles der Liga, normalerweise ein Name, der Spiele über Pass-Protection entscheidet, nicht über Route-Running. Genau deshalb explodiert so ein Play im Stadion: weil es die gewohnte Rollenlogik kurz aushebelt. Ein 320-Pfund-Tackle, der wie ein Tight End zum Pylon schlurft, ist Football-Theater und das sind die Momente, die Weeks erinnern lassen.
Natürlich ist der Touchdown sportlich nicht bedeutungslos. Ein solches Play entsteht, weil Tampa Bay die Front der Cardinals gelesen hat und den richtigen Spot trifft. Es ist die Belohnung für einen Gameplan, der Defensive Keys manipuliert. Du bekommst damit nicht nur einen Highlight-Clip, sondern auch einen Mini-Proof dafür, dass eine Offense in den Details sauber gearbeitet hat.
Und genau so wird ein Big-Man-TD zum Play der Woche: nicht, weil er das knappste Spiel entschieden hat, sondern weil er den größten Wow-Gap zwischen Erwartung und Realität produziert. Wirfs’ TD ist der Snap, den selbst neutrale Fans sofort speichern, weil du so etwas in einer Saison vielleicht ein paar Mal siehst.
Upset der Woche – Bengals 32-14 Ravens
Cincinnati in Baltimore war die Partie, die am stärksten gegen die Tabellenlogik lief. Die Ravens kamen mit einer Siegesserie und klar besseren Saisonbilanz ins Spiel, die Bengals mit einem Losing Record – und trotzdem gewinnt Cincinnati 32-14 auswärts. Joe Burrow kehrte zurück und führte eine zweite Halbzeit an, die Baltimore überrollte, wodurch Cincy Baltimores Winning-Streak beendete. Das ist nicht knapper Außenseiter-Punch, sondern ein klarer Favoriten-Sturz.
Der Upset-Hebel war vor allem die Turnover-Schere. Die Bengals erzwangen fünf Turnovers insgesamt und zwangen Lamar Jackson zu zwei Fumbles und einer Interception. Du kannst gegen Baltimore in vielen Hinsichten verlieren, aber nicht, wenn du ihnen Possessions wegnimmst und ihnen gleichzeitig ihre Explosivität nimmst. Genau das tat Cincinnati.
Offensiv war das Burrow-Comeback der zweite Schockfaktor. Nach 75 Tagen Pause wirft er 261 Yards, hält den Ball sauber genug, um Drives zu verlängern, und Cincinnati scort früh und häufig: sieben Scores in den ersten zehn Possessions. Das nimmt dem Spiel sofort die Ravens-Kontrolle, weil Baltimore nicht in sein bevorzugtes Script kommt.
Baltimore hatte zusätzlich Verletzungspech, das die defensive Stabilität weiter untergrub, unter anderem den Ausfall von CB Nate Wiggins in der zweiten Hälfte und weitere Defensive-Injuries. Das erklärt, warum es so einseitig wurde, aber nicht, dass es so einseitig wurde. Ein Upset bleibt ein Upset, weil du erst mal die Tür eintreten musst, und Cincinnati trat sie ein.
Am Ende steht ein Ergebnis, das im AFC-Playoff-Rennen laut knallt. Die Bengals halten ihre Mini-Hoffnung am Leben, die Ravens verlieren in einem Spot, in dem sie einen Statement-Sieg erwartet hatten. Und weil es nicht nur ein Sieg, sondern ein Blowout war, ist Bengals-Ravens der klarste Upset von Week 13.
Team der Woche – Seattle Seahawks
Seattles 26-0 gegen Minnesota ist nicht einfach ein Sieg, sondern ein halbes Manifest. In der NFL sind Shutouts so selten, dass sie automatisch in eine eigene Kategorie fallen, und die Seahawks schaffen genau das, während sie die Vikings bei 162 Total Yards und fünf Turnovers halten. Wenn ein Team den Gegner komplett ohne Punkte lässt, hat es an diesem Sonntag in allen drei Phasen gewonnen.
Der Ton kommt früh über die Defense. Ernest Jones’ 85-Yard-Pick-Six bringt Seattle im zweiten Viertel auf 10-0 und wird im Vikings-Game-Center als zentrale Scoring-Sequenz geführt. Damit kippt das Spiel sofort in ein Script, das Minnesota nicht spielen kann: Sie müssen passen, Seattle darf jagen, und jeder Drive fühlt sich an wie ein langsam enger werdender Schraubstock.
Offensiv war Seattle nicht spektakulär, aber brutal effizient genug, um den Shutout zu stützen. Sie kontrollierten die Uhr (34:21 Possession) und machten aus Feldposition Punkte, ohne Risiko-Football zu brauchen. Genau das ist Team-of-the-Week-Profil: keine Hektik, kein unnötiges Öffnen von Türen, sondern sauberes Spiel im Rahmen dessen, was die Defense vorgibt.
Der vielleicht wichtigste Punkt: Seattle ließ Minnesota nie Hoffnung schöpfen. Kein kurzer Score, kein Momentum-Sprung, kein „nur noch ein Stop“. Stattdessen blieb jeder Vikings-Drive in der gleichen Wand hängen, und Seattle erzwingt Turnovers in allen entscheidenden Zonen. Das ist nicht nur ein guter Defense-Tag, sondern ein kompletter Team-Tag, weil Special Teams und Offense das Feldspiel genauso stabil hielten.
Mit dem Sieg steht Seattle jetzt 9-3 und bleibt voll im NFC-Top-Seed-Rennen. Aber noch wichtiger ist das Signal: Das war ein Spiel, in dem sie wie ein Team wirkten, das im Januar nicht nur dabei sein will, sondern spielen kann, wie ein Contender spielen muss. Genau deshalb sind die Seahawks das Team der Woche.
Enttäuschung der Woche – Cincinnati Bengals
Minnesotas 0-26 in Seattle ist nicht einfach ein Verlust, es ist ein kompletter System-Crash auf der größten Bühne, die die Woche hergab. Ein Shutout ist in der NFL schon schlimm genug, aber hier kommt die Art dazu: keine Punkte, nur 162 Total Yards, fünf Turnovers, und ein Angriff, der nie auch nur in die Nähe von Rhythmus kam. Wenn du als NFL-Team einen Sonntag ohne Score beendest, ist das automatisch eine Enttäuschungskategorie.
Das Spiel kippte endgültig mit den Turnovers. Max Brosmer startete für den verletzten J.J. McCarthy und warf vier Interceptions, darunter den 85-Yard-Pick-Six von Ernest Jones. Eine junge Offense kann Fehler machen, aber vier Picks plus ein Defensive-TD gegen dich sind der Punkt, an dem ein Spiel nicht mehr reparierbar ist.
Noch enttäuschender war, dass Minnesota kaum positive Sequenzen hatte, auf die sie sich stützen konnten. Sie gingen 2/10 auf Third Down und waren 0/1 in der Red Zone, also im Kern in jeder wichtigen Effizienz-Kategorie tot. Da lief es nicht nur zeitweise, sondern allgemein gar nicht.
Der Kontext verschärft es: Minnesota steht jetzt 4-8, steckt in einer Negativserie und muss auf die Rückkehr von McCarthy hoffen, weil Brosmers Start ein tough day war und die Offense zuletzt generell stagnierte. Wenn du in diesem Saisonmoment einen Statement-Spot brauchst und stattdessen null Punkte produzierst, bricht dir das Narrativ weg.
So bleibt Week 13 für die Vikings als Warnschild stehen. Nicht, weil sie gegen ein gutes Seahawks-Team verlieren, sondern weil sie sich 60 Minuten lang wie ein Team ohne offensiven Plan, ohne Ball-Security und ohne Antwort anfühlen. Und genau das ist die Definition einer Enttäuschung der Woche.
Überraschung der Woche – RJ Harvey als unerwarteter OT-Hero für Denver
Dass Denver in Washington 27-26 nach Overtime gewinnt, ist an sich schon ein SNF-Drama, aber die eigentliche Überraschung liegt darin, wer das Spiel am Ende trägt. RJ Harvey war bis dahin eher ein Randname in einer Broncos-Offense, mit begrenztem Saisonvolumen und ohne die Rolle eines klaren Closers. Und genau deshalb fühlt sich seine Week-13-Nacht so „out of nowhere“ an: ein Rookie, der in einer Primetime-Partie zweimal in die Endzone geht und den Sieg faktisch entscheidet.
Harveys Statline ist unspektakulär, wenn man nur auf Yards schaut, 13 Läufe für 35 Yards plus drei Catches für 27 Yards, aber die Hebelwirkung dieser Touchdowns ist gigantisch. Der erste Score kommt spät im dritten Viertel aus einem Yard und gibt Denver überhaupt erst das Polster, das Washington jagen muss. Im Kontext eines engen Games sind solche Short-Yardage-TDs oft die wahren Drehpunkte.
Und dann kommt Overtime, die Bühne für die zweite Überraschung. Washington hat gerade per Field Goal ausgeglichen, das Spiel ist neu gemischt und Harvey ist sofort wieder der Mann, den Denver in die Front stellt. Er steuert erst einen 12-Yard-Catch bei und kurz darauf macht er den 5-Yard-Rushing-TD, der Denver in OT wieder in Führung bringt. Das ist ein Closing-Drive, den man normalerweise einem etablierten Feature-Back zuschreibt, nicht einem Rookie mit bislang überschaubarer Rolle.
Der Rest der Geschichte verstärkt den Überraschungsfaktor. Washington kommt nach Harveys OT-TD nochmals in die Endzone und geht für zwei Punkte zum Sieg, scheitert aber, weil Nik Bonitto den Pass an der Line abfälscht. Dadurch wird Harveys Score rückblickend zum Game-Winner, obwohl das Spiel noch einmal komplett offen war. Dass ein Rookie-Back in so einer Sequenz der entscheidende Name bleibt, zeigt, wie sehr er diese Schlussphase geprägt hat.

