Spiele der Woche
Eagles vs. Chiefs (20:17)
Es war das Rematch des letzten Super Bowls, und doch fühlte es sich anders an. Statt eines Feuerwerks dominierten die Defenses das Geschehen. Philadelphia attackierte Mahomes mit einer aggressiven Front, die ihn immer wieder aus der Pocket zwang. Besonders auffällig: wie diszipliniert die Secondary spielte und die Chiefs-Receiver in enge Duelle zwang. Andrew Mukuba, der Rookie-Safety, wurde zum Gesicht dieses Ansatzes. Seine Interception in der Endzone gegen Travis Kelce war nicht nur ein Highlight-Play, sondern auch der Moment, der den Ton für den Rest des Abends setzte.
Die Eagles-Offense tat sich lange schwer, fand aber in den entscheidenden Momenten Antworten. Jalen Hurts blieb ruhig, auch wenn nicht jeder Drive in Punkte mündete. Als es darauf ankam, vertraute Philadelphia auf sein Markenzeichen: den „tush push“. Wieder einmal zeigte das Team, dass diese kurze, brutale Sequenz nicht nur ein Gimmick ist, sondern ein echtes Waffen-System. Mit diesem Mut gewannen die Eagles ein Spiel, das sie in den Playoffs noch einmal brauchen könnten. Für die Chiefs war es dagegen ein bitterer Abend: zwei Niederlagen zum Auftakt, ein stockendes Passing Game und die Erkenntnis, dass auch Mahomes limitiert wirkt, wenn die Offense um ihn herum nicht harmoniert.
Cowboys vs. Giants (40:37, OT)
Ein Divisionsduell, das in die Verlängerung ging und dort den wohl dramatischsten Abschluss der Woche fand. Die Giants spielten lange couragiert, Russell Wilson überzeugte vor allem mit seinen Deep Balls auf verschiedene Receiver. Immer wieder schien es so, als hätten die Giants das Spiel im Griff, während Dallas nach Antworten suchte. Doch die Cowboys blieben dran, auch weil Brandon Aubrey schon früh im Spiel sicher aus der Distanz traf und damit das Vertrauen seines Teams stärkte.
Der Schlüsselmoment kam in den letzten Sekunden der regulären Spielzeit: 64 Yards, Wind im Stadion und Aubrey verwandelte das Field Goal, das Dallas in die Overtime rettete. Dort schlug die Defense zu: Safety Donovan Wilson fing eine Interception, die den Cowboys den Ball in bester Position schenkte. Aubrey machte erneut keine Fehler und vollendete den Sieg. Für die Giants war es eine brutale Niederlage: Sie hatten die Chance, ein Ausrufezeichen zu setzen, doch am Ende blieb nur die Erkenntnis, dass Kleinigkeiten in der NFL den Unterschied machen.
Colts vs. Broncos (29:28)
Dieses Spiel zeigte eindrucksvoll, warum man in der NFL nie zu früh abschalten sollte. Indianapolis führte, Denver kämpfte sich zurück, und kurz vor Ende schien der Sieg in Reichweite der Broncos, als JK Dobbins den GO-Ahead-Touchdown erlief. Für die Colts war die Lage kritisch, denn der erste Versuch, mit einem 60-Yard-Field-Goal zu antworten, misslang. Die Broncos jubelten bereits, bis eine „Leverage“-Strafe den Kick wiederholen ließ.
Spencer Shrader nutzte die zweite Chance eiskalt. Aus 45 Yards traf er sicher und schickte die Colts ins Glück.
Für Indianapolis war es der zweite Sieg in Folge, ein Beweis, dass dieses Team reifer und abgezockter ist, als viele gedacht hatten. Denver dagegen musste ein bitteres Fazit ziehen: Selbst wenn Nix endlich Rhythmus findet, reicht es nicht, wenn Disziplinprobleme und Strafen das Spiel in den entscheidenden Momenten kosten.
Spieler der Woche
Offense
Jared Goff (QB, Detroit Lions)
Nach dem holprigen Auftakt in Week 1 stand Jared Goff unter Druck, Antworten zu liefern. Und genau das tat er mit einem Auftritt, der an seine beste Zeit erinnerte. Gegen die Bears führte er eine Lions-Offense, die von Beginn an wie entfesselt wirkte. 334 Yards und fünf Touchdowns sprachen für sich, doch noch beeindruckender war die Art, wie Goff das Spiel kontrollierte. Er verteilte den Ball geduldig, nahm, was die Defense ihm gab, und war gleichzeitig mutig genug, die tiefen Shots zu nehmen, wenn sich die Gelegenheit bot.
Besonders auffällig war sein Zusammenspiel mit Amon-Ra St. Brown. Immer wieder fand er seinen Top-Receiver in engen Fenstern, darunter gleich drei Touchdowns. Doch Goff beschränkte sich nicht nur auf seinen Star: Auch die Tight Ends und die Running Backs wurden clever eingebunden, was die Bears-Defense konstant in Bewegung hielt. Es war eine Vorstellung, die zeigte: Wenn Goff Rhythmus findet, gehört Detroit zu den gefährlichsten Offenses der Liga.
Stats: 28 – 23 ATT-COMP, 334 Yards, 5 TDs, 1 Carry, 6 Yards
Ja’Marr Chase (WR, Cincinnati Bengals)
Als klar wurde, dass Joe Burrow länger fehlen würde, lag die Last des Angriffs fast vollständig auf Ja’Marr Chase. Viele Receiver zerbrechen unter dieser Verantwortung, Chase wuchs daran. 14 Catches, 165 Yards und ein Touchdown machten ihn zum absoluten Fixpunkt der Bengals-Offense. Egal ob kurze Slants oder tiefe Out-Routes, Chase war stets anspielbar und nahm die Rolle eines wahren Franchise-Players ein.
Was seine Leistung so besonders machte, war die Konstanz. Backup Jake Browning brauchte ein Sicherheitsnetz, und Chase bot es ihm in Perfektion. In kritischen Situationen, bei Third Downs oder in der Red Zone, war Chase der Unterschied. Cincinnati konnte Burrow nicht ersetzen, aber Chase sorgte dafür, dass der Offense nicht die Identität verloren ging.
Stats: 14 REC, 165 Yards, 1 TD
Jonathan Taylor (RB, Indianapolis Colts)
Für Running Backs gibt es Spiele, die Saisons prägen und Jonathan Taylors Auftritt gegen Denver gehört in diese Kategorie. Mit 165 Rushing Yards, von denen 114 nach Kontakt zustande kamen, war er der physische Anker der Colts.
Doch Taylors Einfluss ging weit über diesen einen Lauf hinaus. Immer wieder zwang er die Broncos, zusätzliche Spieler in die Box zu stellen, was die Play-Action für Daniel Jones öffnete. Seine Runs hielten Drives am Leben, nahmen Zeit von der Uhr und verschafften der Defense Pausen. Es war die Art von Performance, die zeigt: Wenn Taylor gesund und in Form ist, kann er ein Spiel fast im Alleingang diktieren. Für Indianapolis war er nicht nur ein Running Back, er war der Grund, warum sie überhaupt die Chance hatten, mit Shraders Field Goal zu gewinnen.
Stats: 25 Carries, 165 Yards, 2 REC, 50 Yards
Defense
Roquan Smith (LB, Baltimore Ravens)
Baltimore suchte nach einem Statement, und Roquan Smith lieferte es. Der Linebacker dominierte das Spiel gegen die Cleveland Browns von der ersten Minute an. Mit 15 Tackles war er überall auf dem Feld, füllte Lücken im Laufspiel und setzte den Ton für eine Defense, die physisch und aggressiv auftrat. Doch sein größter Moment kam im dritten Viertel: Ein Fumble, den er aufnahm und über 60 Yards in die Endzone zurücktrug. Dieses Play war nicht nur ein Highlight, sondern auch der Genickbruch für Cleveland.
Smith war das emotionale Zentrum der Ravens-Defense, dirigierte die Front Seven und hielt das Team in jeder Phase fokussiert. Besonders auffällig: wie er die jungen Spieler um sich herum coachte, sie in die richtige Position brachte und gleichzeitig selbst ein All-Pro-Level abrief. Für Baltimore war er mehr als nur ein Linebacker, er war der Anführer, der den Unterschied machte und das Spiel prägte.
Stats: 15 Tackles, 1 Fumble Recovered, 1 TD
Andrew Mukuba (S, Philadelphia Eagles)
Es gibt Rookies, die brauchen Zeit, um in der NFL Fuß zu fassen. Und es gibt Rookies wie Andrew Mukuba, die mit einem Boom starten. Im Auswärtsspiel bei den Chiefs wurde der junge Safety zum Helden. Seine Endzonen-Interception gegen Travis Kelce im zweiten Viertel war ein Momentum-Swing, der die Eagles im Spiel hielt. Ohne diesen Turnover hätte Kansas City wohl zwei Score-Vorsprung gehabt, stattdessen blieb Philadelphia in Reichweite.
Doch Mukuba beeindruckte nicht nur mit diesem Big Play. Über die gesamte Partie hinweg zeigte er Reife, Spielverständnis und Mut. Er half im Run Support, tackelte zuverlässig und war in der Passverteidigung stets wachsam. Besonders in den entscheidenden Downs strahlte er Ruhe aus, die man von einem Rookie kaum erwartet. Für die Eagles war Mukuba der X-Faktor in einem Spiel, das über kleine Momente entschieden wurde.
Stats: 6 Tackles, 1 INT, 0.5 Sacks
Daiyan Henley (LB, Los Angeles Chargers)
Im Monday Night Game gegen die Raiders war die Chargers-Defense der Schlüssel und Daiyan Henley das Herzstück davon. Der Linebacker war von Beginn an ein Unruheherd für Las Vegas. Mit seiner Geschwindigkeit stoppte er Inside-Runs, mit seiner Physis zwang er den Quarterback zu überhasteten Entscheidungen. Besonders im dritten Viertel glänzte er mit einem Sack und mehreren Tackles, die die Raiders-Offense komplett aus dem Rhythmus brachten.
Henleys Leistung stand exemplarisch für den defensiven Gameplan der Chargers: aggressiv, diszipliniert und stets bereit, Fehler des Gegners auszunutzen. Während die Offense solide, aber nicht überragend war, stellte die Defense sicher, dass der Sieg nie ernsthaft in Gefahr geriet. Für Henley persönlich war es ein Ausrufezeichen: Er zeigte, dass er in der Lage ist, in einem Team voller Playmaker selbst den Unterschied auszumachen.
Stats: 10 Tackles, 1 INT, 1 Sack
Play der Woche – Brandon Aubrey (Cowboys) 64-Yard-Field-Goal
Es gibt Kicks, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Und es gibt Kicks, die eine ganze Liga zum Staunen bringen. Brandon Aubreys 64-Yard-Field-Goal gegen die Giants gehörte in die zweite Kategorie. Die Situation war denkbar dramatisch: Nur Sekunden auf der Uhr, Dallas lag mit drei Punkten zurück, und die Hoffnung ruhte auf den Beinen des Kickers. 64 Yards, eine Distanz, die selbst für gestandene Veteranen zur Herausforderung wird.
Aubrey nahm die Verantwortung an, und seine Ausführung war makellos. Der Ball verließ den Fuß mit perfektem Kontakt, stieg hoch in den Nachthimmel von MetLife und segelte geradewegs zwischen die Stangen. Das Stadion verstummte, während die Cowboys jubelnd aufs Feld stürmten. Mit diesem Kick rettete Aubrey sein Team in die Overtime ein Moment, der weit mehr war als nur drei Punkte.
Doch Aubrey war an diesem Abend nicht nur ein Held für einen einzelnen Kick. Er krönte seine Leistung mit einem weiteren Field Goal in der Verlängerung, das den Sieg endgültig besiegelte. In einer Liga, in der Spiele oft durch Kleinigkeiten entschieden werden, zeigte Aubrey Nervenstärke, Präzision und Reichweite, die perfekte Kombination. Sein 64-Yard-Treffer war nicht nur das Play der Woche, sondern eine Bestätigung: Dallas hat einen Kicker, auf den man sich in den größten Momenten verlassen kann.
Upset der Woche – Seahawks 31-17 @ Steelers
Die Seahawks ließen in Pittsburgh niemanden Zweifel: Mit Sam Darnold unter Center zeigten sie eine Performance, die viele überraschend fanden. Die Steelers gingen mit der Favoritenrolle ins Spiel, Heimvorteil, Stars wie Aaron Rodgers und DK Metcalf auf ihrer Seite, doch Seattle ließ sich nicht einschüchtern.
Darnold war nicht perfekt, zwei Interceptions warfen Schatten auf seine Statistiken, aber sein Arm sorgte für effektive Passspielzüge, vor allem im zweiten Durchgang. Er warf für 295 Yards und zwei Touchdowns und fand seinen Rhythmus gegen eine Steelers-Defense, die zu Beginn noch das Spiel dominierte. Kombiniert mit Kenneth Walker III, der 105 Rushing Yards und ein TD hatte, wurde Seattles Run-Game zu einem zentralen Faktor, der Pittsburgh zunehmend unter Druck setzte.
Dazu kam der Special Teams-Spielzug, der das Momentum kippte: George Holani recovered den muffed Kick return in der Endzone – ein 10-Punkte-Swing, der Pittsburgh kalt erwischte.
Die Seahawks zeigten, dass sie auch auswärts, auch ohne die großen Namen, mit Teamplay, Disziplin und cleveren Entscheidungen gewinnen können. Für Pittsburgh hingegen war diese Pleite ein Alarmsignal: Favorit zu sein schützt nicht davor, überrumpelt zu werden.
Team der Woche – Detroit Lions
Die Detroit Lions waren in Week 2 ein Orkan, der über Chicago hinwegfegte. Nach einer enttäuschenden Auftaktleistung stand die Offense unter Zugzwang und antwortete mit einem 52:21-Sieg, der in seiner Dominanz kaum Fragen offenließ. Jared Goff dirigierte die Offense mit der Präzision eines Veteranen, warf fünf Touchdowns und verteilte den Ball so variabel, dass die Bears-Defense zu keinem Zeitpunkt einen Zugriff fand.
Besonders eindrucksvoll war das Zusammenspiel mit Amon-Ra St. Brown, der drei Touchdowns erzielte und immer wieder in den entscheidenden Momenten zur Stelle war. Doch es blieb nicht bei einem Ein-Mann-Spektakel: Auch die Running Backs setzten Akzente, und die Offensive Line gab Goff die nötige Ruhe, um Chicago auseinanderzunehmen. Jeder Drive schien gefährlich, jeder Pass gefühlt ein Treffer, Detroit spielte mit einer Leichtigkeit, die eher an eine Offense letztes Jahr als letzte Woche erinnerte.
Doch auch die Defense der Lions trug ihren Teil bei. Sie zwang Chicago zu Fehlern, hielt das Laufspiel in Schach und sorgte mit konstantem Druck dafür, dass der Quarterback der Bears nie in Rhythmus kam. Das Spiel wirkte über weite Strecken wie eine Machtdemonstration: Die Lions machten aus einem Rivalry-Match ein Ausrufezeichen für die ganze NFC. Nach diesem Sieg war klar: Die Enttäuschung von Woche 1 scheint nur ein Ausrutscher. Detroit ist wieder im Kreis der echten Contender.
Enttäuschung der Woche – Geno Smith (Raiders)
Für die Raiders sollte es der Startschuss in eine neue Ära sein: Mit Geno Smith als Quarterback wollte man nach Jahren der Unsicherheit endlich Stabilität finden. Doch sein Heimdebüt gegen die Chargers wurde zum Albtraum. Statt Ruhe und Führung brachte Smith Unsicherheit und Fehler. Mehrfach verpasste er offene Receiver, seine Reads wirkten langsam, und unter Druck verlor er die Kontrolle. Das Resultat: ein blasser Auftritt, der von den Fans mit Buhrufen quittiert wurde.
Besonders bitter war, dass die Raiders-Defense über weite Strecken solide hielt und dem Team Chancen gab. Doch jedes Mal, wenn die Offense Punkte brauchte, fehlte der letzte Punch. 3 Interceptions zerstörten das Momentum, welches immer wieder kurz aufkeimen wollte. Smith wirkte nicht wie der erfahrene Quarterback, der Ruhe ausstrahlen sollte, sondern wie ein Spieler, der sich selbst zu beweisen hat und dabei scheiterte.
Für die Raiders war diese Niederlage doppelt schmerzhaft. Nicht nur, weil sie ein Division-Duell gegen die Chargers verloren, sondern auch, weil sie erkennen mussten: Der vermeintliche Heilsbringer auf Quarterback bleibt ein großes Fragezeichen. Wenn Geno Smith nicht schnell die Kurve bekommt, droht die Saison schon früh in Enttäuschung zu kippen.
Überraschung der Woche – Bengals’ Resilienz ohne Joe Burrow
Als Joe Burrow nach einem Sack auf den Spielfeldrand zuhumpelte, war die Stimmung in Cincinnati gedrückt. Für viele Beobachter war damit klar, dass die Bengals nicht nur in diesem Spiel, sondern in der AFC nur noch eine Nebenrolle spielen würden. Doch das Team selbst hatte andere Pläne und zeigte in Week 2 gegen Jacksonville, dass es auch ohne seinen Superstar bestehen kann.
Backup-Quarterback Jake Browning übernahm die Offense mit einer Ruhe, die niemand erwartet hatte. Er war nicht spektakulär, aber er war effizient, hielt das Playbook am Laufen und vermied die entscheidenden Fehler. Den Rest erledigte Ja’Marr Chase, der in Abwesenheit Burrows endgültig die Rolle des Leaders übernahm. Mit 14 Catches, 165 Yards und einem Touchdown war er die Lebensversicherung der Offense. Besonders im letzten Drive zeigte das Team Nervenstärke, als wäre Burrow noch immer auf dem Feld.
Die Defense tat ihr Übriges. Sie hielt Trevor Lawrence in Schach, forcierte wichtige Third-Down-Stops und verschaffte der Offense immer wieder kurze Felder. Am Ende stand ein 31:27-Sieg, der mehr war als nur ein Eintrag in das Endergebnis. Es war ein Signal an die gesamte Liga: Diese Bengals sind nicht bereit, ihre Saison aufzugeben. Selbst ohne ihren Franchise-Quarterback zeigten sie Herz, Tiefe und die Fähigkeit, in den entscheidenden Momenten über sich hinauszuwachsen.


