Kreuzbandriss: Der lange Weg zurück aufs Feld

Alexander R. Haidmayer
Lesezeit: 13 Min.
Ein Football-Spieler in einem roten Kansas City Chiefs-Trikot mit der Nummer 15 liegt mit dem Gesicht nach unten, seinen Helm umklammernd, auf dem Feld, umgeben von Spielern und Personal an der Seitenlinie, was auf einen möglichen Kreuzbandriss und eine ungewisse Rückkehr zum Spiel hindeutet. Diese Beschreibung wurde mit der FootballR KI automatisch generiert.
Foto: IMAGO / Icon Sportswire

Ein Schreckensmoment für jeden Football-Profi: In Woche 15 der NFL-Saison 2025 schlug das Verletzungspech gnadenlos zu – gleich zwei Superstars erwischte es. Sowohl Green Bay Packers Pass-Rusher Micah Parsons als auch Kansas City Chiefs Quarterback Patrick Mahomes erlitten einen Riss des vorderen Kreuzbands (ACL). Für beide bedeutete die Diagnose das vorzeitige Saisonende und den Beginn eines langen, mühsamen Weges zurück. Ein MRT bestätigte Parsons’ Verletzung und er steht nun vor einer mindestens neunmonatigen Reha. Mahomes wurde bereits am Tag nach seiner Verletzung von Spezialist Dr. Dan Cooper operiert; neben dem Kreuzband musste auch ein Seitenband (LCL) im linken Knie repariert werden. Ihm steht damit ebenfalls eine monatelange Genesungszeit bevor – die Offseason 2026 wird er verpassen, und sein Einsatz zum Saisonstart im September ist fraglich.

Trotz dieses sportlichen Rückschlags zeigten sich beide Athleten kämpferisch und entschlossen. Micah Parsons meldete sich noch am Tag nach seiner Verletzung zu Wort und betonte: „Ich bin zwar außer Gefecht gesetzt, aber ich bin nicht besiegt“. Er beschrieb die Verletzung als seine größte Prüfung und zeigte sich zuversichtlich, gestärkt daraus hervorzugehen – „Ich werde wieder aufstehen“, so Parsons weiter.

Auch Patrick Mahomes gab seinen Fans gegenüber ein Versprechen. Auf Social Media zeigte er sich enttäuscht über den Rückschlag, gelobte jedoch: „Ich werde stärker als je zuvor zurückkommen.“ Gleichzeitig betonte Mahomes, dass es nun darauf ankomme, jeden Tag anzugreifen und auf Gottes Plan zu vertrauen.

Micah Parsons - Ein Football-Spieler der Green Bay Packers in einem weißen Trikot mit der Nummer 1, der einen Verband am Kopf trägt, wird von zwei Mitarbeitern gestützt, als er das Spielfeld verlässt - möglicherweise durch eine Verletzung wie ein Kreuzbandriss außer Gefecht gesetzt - inmitten verschwommener roter Stadionlichter bei Nacht. Diese Beschreibung wurde mit der FootballR KI automatisch generiert.
Foto: IMAGO / Imagn Images

Diese ersten Reaktionen verdeutlichen: Für Spitzensportler ist ein Kreuzbandriss zwar ein harter Schlag, aber keinesfalls das Ende der Karriere. Vielmehr beginnt ein intensiver Prozess aus Rehabilitation, Aufbautraining und mentaler Stärke, an dessen Ende das ersehnte Comeback steht. Im Folgenden blicken wir aus sportlicher Sicht darauf, wie NFL-Spieler wie Parsons und Mahomes den Weg zurück auf das Feld meistern – von der Reha-Planung über trainingsmethodische Anpassungen bis hin zum mentalen Kampf zurück zur Bestform.

Medizinische Behandlung und erste Schritte nach der Verletzung

Ein Kreuzbandriss entsteht oft in Bruchteilen von Sekunden – ein abruptes Verdrehen des Knies oder ein unglücklicher Hit genügt. Im Fall von Patrick Mahomes etwa wurde das linke Knie bei einem Tackle unnatürlich überstreckt. Direkt im Anschluss an eine solche Verletzung steht die Diagnose: Mittels klinischer Tests durch Teamärzte und vor allem per MRT wird festgestellt, ob das vordere Kreuzband tatsächlich gerissen ist. Bei Parsons brachten genau diese Untersuchungen am Montag nach dem Spiel die bittere Gewissheit.

In der Regel entscheiden sich Profi-Sportler und Ärzte bei einem vollständigen ACL-Riss rasch für eine Operation. So wurde Mahomes noch innerhalb von 24 Stunden operiert. Bei dem Eingriff – meist eine minimalinvasive arthroskopische OP – wird das gerissene Band durch eine Transplantat-Sehne ersetzt, typischerweise entnommen aus der Patellarsehne oder Oberschenkelmuskulatur. Im Falle Mahomes’ versorgte man gleichzeitig auch das verletzte Außenband im Knie. Eine erfolgreiche OP legt die Grundlage dafür, dass das Knie wieder stabil zusammenwächst.

Direkt im Anschluss gilt: „Die Reha beginnt unverzüglich“. In den ersten Tagen nach der OP stehen Schonung, Schmerzkontrolle und das Abschwellen des Kniegelenks im Vordergrund. Oft wird das Bein hochgelagert und gekühlt, und es kommen Verbände oder Kältekammern zum Einsatz, um Entzündungen einzudämmen.

Bereits hier legen Ärzte und Physios die Marschroute fest: Eine gezielte Rehabilitation, die den Spieler in den kommenden Monaten Schritt für Schritt zur vollen Leistungsfähigkeit zurückführen soll.

Rehabilitationsphasen nach dem Kreuzbandriss

Der Weg zurück beginnt mit vielen kleinen Schritten. Sportmediziner gliedern die ACL-Rehabilitation üblicherweise in mehrere Phasen, die aufeinander aufbauen. Jede Phase hat klare Ziele und Meilensteine. Im Folgenden ein Überblick der wichtigsten Etappen auf dem Weg zurück ins Football-Training:

Phase 1: Postoperative Frühphase (0-2 Wochen) – Unmittelbar nach der OP liegt der Fokus auf Schmerzlinderung und Abschwellung. Das Knie muss zur Ruhe kommen. Passive Bewegungsübungen und leichte Mobilisation helfen, die Gelenkbeweglichkeit zu erhalten, ohne das frisch operierte Gewebe zu belasten. Wichtig ist auch eine erste behutsame Muskelaktivierung: Isometrische Übungen der Oberschenkelmuskulatur verhindern, dass der Quadrizeps völlig abbaut. In dieser Phase lernt der Spieler auch den Umgang mit Gehhilfen.

Phase 2: Kontrollierte Belastung (3-6 Wochen) – Nun wird die Belastung langsam gesteigert. Das Ziel ist, Beweglichkeit und Muskulatur schrittweise zurückzugewinnen. Physio- und Athletiktrainer lassen gezielte Stabilisationsübungen durchführen, etwa Einbeinstand oder leichtes Balance-Training. Parallel beginnt vorsichtiges Krafttraining, besonders für die hintere Oberschenkelmuskulatur und die Hüftmuskulatur. Auch die Gangschule ist wesentlich: Der Spieler übt, wieder normal und ohne Hinken zu gehen.

Phase 3: Funktionelles Training (7-12 Wochen) – Ab dem zweiten bis dritten Monat nach der OP sind viele Alltagsbewegungen schmerzfrei möglich. Jetzt beginnt die Rückkehr zu sportlichen Grundbewegungen. Das Training wird dynamischer: Übungen mit Körpergewicht, Therabändern und erste Sprung- und Hüpfübungen stehen auf dem Plan. Dabei geht es um dynamische Stabilisation – das Knie lernt wieder, kurze Sprünge und Richtungswechsel kontrolliert abzufedern. Schon in dieser Phase wird soweit möglich sportspezifisch gearbeitet.

Phase 4: Return to Activity (3-6 Monate) – In diesem Abschnitt wird der Athlet vom Reha-Patienten langsam wieder zum Trainierenden. Die Belastungsintensität steigt weiter. Typisch sind plyometrische Übungen und explosive Richtungswechsel. Vor sportartspezifischen Höchstbelastungen werden objektive Tests durchgeführt. Zudem beginnen intensive Agilitätsdrills. Für den Spieler ist dies oft ein großer Meilenstein: Endlich darf er wieder Elemente seines Sports ausüben. Dabei spielt auch die mentale Vorbereitung eine Rolle: Der Athlet muss das Vertrauen in sein Knie zurückgewinnen.

Phase 5: Return to Sport (ab etwa 6 Monaten) – Die letzte Etappe auf dem Weg zum Comeback. Hier geht es darum, die volle Wettkampffähigkeit zu erreichen. Der Spieler steigert die Trainingsintensität auf 100% und trainiert wieder vollständig mit dem Team, oft zunächst ohne Kontakt. Typischerweise müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein: volle Beweglichkeit, volle Kraft, stabile Gelenkkontrolle und Schmerzfreiheit. In dieser Phase wird oft auch verstärkt an Verletzungsprävention gearbeitet. Ist all das erfüllt, erteilt das medizinische Team die Freigabe für die Rückkehr in echte Spiele.

Diese Phasen sind ein grober Rahmen, jeder Spieler ist unterschiedlich. Im Allgemeinen gilt jedoch die Faustregel, dass etwa 9-12 Monate vergehen, bis ein Athlet nach Kreuzband-OP wieder voll ins Wettkampfgeschehen eingreifen kann. Neuere Studien zeigen, dass eine frühere Rückkehr das Risiko einer erneuten Kreuzbandverletzung drastisch erhöht.

Trainingsplanung: Vom Reha-Programm zurück ins Football-Training

Während der Reha arbeiten NFL-Profis eng mit einem Team aus Ärzten, Physiotherapeuten und Athletiktrainern zusammen. Der Übergang von der medizinischen Rehabilitation zurück zum Training verläuft fließend. Sobald die grundlegende Heilung erfolgt ist und Phase 4 oder 5 erreicht wird, übernehmen verstärkt Konditionstrainer und Coaches die Regie. Es wird ein individueller Trainingsplan erstellt, der den Spieler Schritt für Schritt an die volle Belastung heranführt.

Ein wichtiger Aspekt ist die Belastungssteuerung. Nach monatelanger Pause muss der Körper wieder an die immense Intensität des Profi-Footballs gewöhnt werden. Zunächst liegt der Schwerpunkt auf Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit. Viele Spieler nutzen die Reha-Zeit, um Defizite auszugleichen. So mag ein Pass-Rusher wie Parsons verstärkt an Oberkörper und Core arbeiten. Mahomes kann trotz Knieverletzung weiter seinen Wurfarm trainieren.

Sobald das Knie wieder genügend Stabilität hat, fließen vermehrt sportspezifische Übungen ein. Für einen Quarterback gehören Passübungen dazu, zunächst aus dem Stand, später in Bewegung. Bei einem Verteidiger wie Parsons werden sukzessive Pass-Rush-Bewegungen eingebaut: Antritte, Sidesteps, Handtechnik. Anfangs gegen Trainingsgeräte, später wieder im Kontakt mit Mitspielern.

Wichtig ist, dass der Athlet stets ein genau abgestimmtes Pensum absolviert. Viele Spieler trainieren anfangs separat oder eingeschränkt. Coaches vermeiden es, Rückkehrer sofort 100% voll mittrainieren zu lassen. Daten wie Kraftwerte, Sprunganalysen und GPS-Daten werden genutzt, um objektiv zu prüfen, ob der Spieler wieder bei 100% ist.

Positionsspezifische Anforderungen: Pass-Rusher vs. Quarterback

Jede Position im Football stellt andere Anforderungen an Knie und Körper. Für Micah Parsons und Patrick Mahomes können die Herausforderungen im Detail variieren.

Für einen Pass-Rusher wie Parsons ist die Bein- und Kniekraft elementar. Parsons lebt von explosiven Antritten, Richtungswechseln und der Fähigkeit, tief am Blocker vorbeizukommen. Diese Bewegungen belasten das Knie stark. Daher muss die Reha darauf ausgerichtet sein, Explosivität und Stabilität wiederherzustellen. Übungen wie Schlittenziehen oder seitliche Shuffle-Drills sind typisch.

Ein weiteres Thema ist die Beweglichkeit. Pass-Rusher benötigen Hüft- und Knieflexibilität. Nach einer Kreuzband-OP kann diese eingeschränkt sein, weshalb viel Stretching und Mobilitätstraining nötig ist. Zudem könnte Parsons anfangs mit stabilisierender Kniebandage spielen.

Für einen Quarterback wie Mahomes stellen sich andere Überlegungen. Das linke Knie ist bei einem Rechtshänder das vordere Standbein beim Wurf. Stabilität und Beweglichkeit sind essenziell. Nach einer Kreuzband-OP könnte ein Quarterback den Wurfstil leicht anpassen, bis wieder volles Vertrauen besteht. Mahomes wird früh an Footwork-Drills arbeiten. Eine Knieorthese kann ihn zusätzlich schützen.

Mahomes könnte anfangs konservativer spielen: weniger Scrambles, mehr schnelle Pässe aus der Pocket. Doch da er ohnehin ein exzellenter Pocket-Passer ist, wird ihn das wenig limitieren. Beispiele wie Joe Burrow oder Tom Brady zeigten, dass Quarterbacks nach Kreuzbandriss stark zurückkehren können.

Mentale Stärke: Die unsichtbare Hürde

Mindestens so wichtig wie die körperliche Heilung ist der mentale Aspekt der Rehabilitation. Ein Kreuzbandriss bedeutet monatelang zuschauen statt spielen – eine enorme psychische Herausforderung. Die tägliche Reha kann monoton sein, Fortschritte sind klein. Tom Brady nannte die ACL-Reha „eine der härtesten überhaupt“. Sein Rat: Man muss sich voll und ganz auf die Reha konzentrieren.

Diese Einstellung zeigt sich bei Parsons und Mahomes. Parsons bezeichnete die Verletzung als Prüfung und Motivation. Mahomes sprach davon, jeden Tag anzugreifen. Erfolgreiche Rückkehrer setzen sich kleine Ziele und feiern jeden Fortschritt.

Ein weiterer mentaler Knackpunkt ist das Vertrauen ins Knie. Viele Sportler haben anfangs Angst vor erneuter Verletzung. Durch wiederholte Bewegungsabläufe, positive Erlebnisse und mentale Unterstützung durch Trainer, Psychologen und das Team wächst das Vertrauen.

Vorbilder erfolgreicher Comebacks nach Kreuzbandriss

Die NFL zeigt zahlreiche Beispiele beeindruckender Comebacks. Tom Brady kehrte nach seinem Kreuzbandriss 2008 zurück und gewann später vier weitere Super Bowls. Adrian Peterson lieferte eines der legendärsten Comebacks: neun Monate nach einem Kreuzband- und Innenbandriss lief er 2012 für 2.097 Yards und wurde MVP.

Joe Burrow führte die Bengals ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss in den Super Bowl. Cooper Kupp wurde nach seiner ACL-Verletzung später Super Bowl MVP. Auch Odell Beckham Jr. kehrte nach zwei ACL-Rissen erfolgreich zurück.

Diese Beispiele zeigen: Ein Kreuzbandriss ist heute kein Karriereende. Medizinischer Fortschritt, verbesserte Reha-Methoden und der Wille der Athleten ermöglichen beeindruckende Leistungen.

Die Rückkehr nach einem Kreuzbandriss ist ein Kraftakt. Am Beispiel von Micah Parsons und Patrick Mahomes wird deutlich, welcher Einsatz gefragt ist. Vom ersten Beugen des Knies wenige Tage nach der OP bis zum ersten Sack oder Touchdown ist es ein weiter Weg. Doch moderne Methoden und ein starkes Umfeld ermöglichen eine nahezu vollständige Genesung.

Für Parsons und Mahomes geht es darum, den Kampf anzunehmen. Beide wissen, dass viele Superstars vor ihnen erfolgreich zurückgekehrt sind. Fans und Teams dürfen hoffen, dass sie im nächsten Jahr eindrucksvoll auf das Feld zurückkehren – vielleicht mit etwas Rost, aber mit neuer Entschlossenheit und Dankbarkeit.

Teile den Artikel
Dieser Badge zeichnet FootballR als Super Bowl akkreditiertes Medium und Alexander R. Haidmayer als Super Bowl akkreditierten Journalisten aus! Logo mit schwarzem Schild und silbernem Rand. Oben ist eine silberne Trophäe in Form eines Footballs abgebildet. Unter der Trophäe steht in Großbuchstaben, ebenfalls in Silber, „SUPER BOWL AKKREDITIERTES MEDIUM“. Diese Beschreibung wurde mit der FootballR KI automatisch generiert.

Alexander R. Haidmayer - Experte für Football und Gründer von FootballR.

Alexander Haidmayer ist ein angesehener Experte im Bereich Football und Gründer von FootballR, einer führenden Plattform für Footballnachrichten. Seit 2013 ist er mit Leidenschaft und Fachwissen in der Welt des Footballs tätig und hat sich einen Namen als Experte auf diesem Gebiet gemacht.

Neben seiner Rolle als Gründer und Eigentümer von FootballR ist Alexander R. Haidmayer seit 2006 auch als Mitarbeiter bei der renommierten Kleinen Zeitung tätig. Diese langjährige Erfahrung ermöglicht es ihm, fundierte Einblicke und exklusive Informationen aus der Footballwelt zu liefern.

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert