Zusammenfassung
Week 7 der NFL 2025 steht für den Umbruch: Traditionsfranchises wanken, Außenseiter wie Colts, Steelers und Rams setzen neue Akzente und prägen eine sich wandelnde Liga.
Lies den Artikel um noch mehr über folgende Themen zu erfahren:
- Wie Denver, Seattle und die Rams mit Disziplin und Coaching ihre Spiele prägten
- Warum Kansas City, Indianapolis und Bo Nix die Schlagzeilen dieser Woche bestimmten
Die NFL 2025 nähert sich der Saisonhalbzeit – und das gewohnte Kräfteverhältnis steht Kopf. Die einstigen Titelanwärter stolpern, während Außenseiter wie die Colts und Steelers plötzlich an der Spitze stehen. Was als Übergangsphase begann, nimmt zunehmend den Charakter einer Zeitenwende an. Die ganz Großen verlieren nicht nur Spiele – sie verlieren auch ihre Aura.
Spiele der Woche
Broncos 33-32 @ Giants
Das war keine normale Schlussphase, das war ein Orkan. New York hatte das Spiel lange im Griff, führte komfortabel, kontrollierte die Line of Scrimmage, bis Denver im vierten Viertel plötzlich alle Schleusen öffnete. Der Taktgeber: Rookie-QB Bo Nix, der erst die Offense mit schnellen Reads aus der Stagnation holte und dann mit dem Go-Ahead Rushing-TD den Spark setzte. Von da an wirkte jede Sequenz der Broncos wie auf Schienen: Tempo, Verlässlichkeit, null Panik.
Die Details erzählen den Plot: Early-Down-Effizienz statt Hail-Mary, kurze, saubere Completions, dazu ein Run-Game, das genau dann die Lücke traf, wenn New York in Nickel leichter wurde. Den Drive nach dem Go-Ahead verwaltete Denver mit der Abgeklärtheit eines Spitzenteams, zwang die Giants in eine defensive Passivität und stellte die Szene für den Walk-off-Kick von Wil Lutz bei auslaufender Uhr.
New Yorks Kollaps war nicht ein Play, sondern eine Kette aus kleinen Brüchen: ein verpasster Extrapunkt, ein verlorener Field-Position-Kampf, zu späte Adjustments gegen Denvers QB-Keepers und Option-Looks und eine unglückliche Interception, die alles einleitete. Aus einer komfortablen Führung wurde innerhalb weniger Minuten ein mentales Ringen, das die Giants nicht mehr einfingen. Die Secondary spielte „off“, die Box verlor Hebel, genau die Art Lücken, die Denver konsequent bespielte.
Für Denver ist es ein Signature-Win, das in der Kabine haftet: Resilienz, Coaching-Courage, Nervenstärke auf der Kicking-Unit. Für die Giants bleibt ein bitteres Tape mit der klaren Lehre, dass Game-Management und Special Teams die gleichen Zähne haben wie eine Blitz-Pressure. Das Ergebnis steht wie ein Ausrufezeichen hinter eine junge Broncos-Offense, die in der Crunchtime erwachsen wirkte.
Seahawks 27-19 @ Texans
Seattle legte den Ton früh fest: Script-Drive, Touchdown, nächste Serie, Touchdown, 14:0, und plötzlich musste Houston hinterherlaufen. Genau da entfaltete sich der Matchplan der Seahawks: Clock-Control, Field-Position, „keep everything in front of you“. Zach Charbonnet übernahm die schmutzige Arbeit zwischen den Tackles, Jaxon Smith-Njigba lieferte die Explosivität draußen, acht Catches, Big-Gain-Timing, Touchdown als Nadelstich gegen die Coverage-Rotationen.
Houston blieb durch einzelne Splash-Plays gefährlich, aber nie stabil. Ein defensiver Highlight-Moment, der Fumble-Return in die Endzone, war mehr Funke als Feuer. C. J. Stroud fand punktuell Fenster, doch Seattle nahm die vertikale Mitte aus dem Spiel, zwang zu langen, methodischen Drives und gewann die Downs, die zählen. Das Verhältnis aus Third-Down-Stops und Field Goals im vierten Viertel erzählte die Geschichte einer Defense, die den Deckel aufhielt.
Bemerkenswert war Seattles Ruhe im Detail: keine „Hero Balls“, sondern sauberes, geduldiges Football-Handwerk. Wenn Houston in Light-Boxes ging, lief Charbonnet; wenn die Box nachrückte, arbeitete JSN als Ketten-Mover an Option-Routes und Deep-Crossers. Sam Darnold hielt die Fehlerquote niedrig, verteilte mit klarer Footwork und ließ die Uhr laufen, exakt die Balance, die man auswärts selten, zuhause aber oft als Blaupause sieht.
Das ist ein Sieg, der in der Tabelle nur zwei Zeilen füllt, inhaltlich aber mehr sagt: Seattle kann Spiele „scripten“, sie kontrollieren und sie schließen. Mit JSN als konstantem Explosions-Outlet und einem Run-Game, das die Box rechnet, bleibt die Offense mehrdimensional. Die Defense wiederum zeigte, wie man ein explosives QB-Profil in Zügel legt – situativ, diszipliniert, ohne unnötige Risiken.
Rams 35-7 Jaguars (London)
Wembley bekam eine Stafford-Matinee: furchtloses Footwork in der Pocket, Rhythmus über die ersten Reads und dann die Nadelstiche exakt dorthin, wo Jacksonvilles Zonen kippten. Der erste Doppelschlag setzte das Narrativ: frühe Punkte, Tempo, Red-Zone-Präzision. Sobald die Jaguars den Nickel enger machten, kamen die Outside-Isolations und Davante Adams diktierte Timing und Körperstellung im Catch-Point, wie ein Metronom im Nieselregen.
Das Rams-Playcalling war eine Lektion in Sequencing. Inside-Zone und Duo als Fundament, Play-Action aus identischer Präsentation, und die Variationen am Rand, Jet-Motion, Stacks, Bunch-Releases, hielten die Coverage in permanenter Kommunikation. Ergebnis: fünf Touchdown-Pässe verteilt über das Feld, während die Protection die Tiefe der Drops erlaubte. Jeder Score fühlte sich vorbereitet an, keiner „zufällig“.
Defensiv war es das Pendelstück: Lawrence bekam selten die Pocket-Tiefe, die er für seine Over-Routes und Dagger-Konzepte braucht. Die Rams-Front spielte mit Länge im Rush-Lane-Management, zwang zu horizontalen Checkdowns und gewann die Money-Downs mit sauberem Tackling. Jacksonville fand spät überhaupt erst die Endzone, zu spät, um das Script zu brechen.
Das war ein transatlantisches Statement-Game. Früh Kontrolle, dann professionelles „Strangulieren“ des Tempos, fehlerarme Special Teams, eine runde Drei-Phasen-Vorstellung. Für die Rams ist es mehr als nur ein Auswärts-Blowout: Es verankert die Offense-Identität (Rhythmus + Matchup-Hunting) und zeigt, dass die Defense physisch und diszipliniert genug ist, um auch in neutralen Venues die Tonlage zu bestimmen.
Spieler der Woche
Offense
Jaxon Smith-Njigba (WR, Seattle Seahawks)
Das war Offense mit Skalpell: Smith-Njigba gewann seine Releases sauber, variierte Stem-Tempo und Break-Winkel und öffnete Seattle das Feld in alle Richtungen. Er war das dauerhaft verfügbare Outlet in den Zwischenräumen, wenn Houston in zwei hohen Safeties blieb, und zugleich der Explosionszünder, sobald die Texans auf Press umstellten, genau jene Balance, die ein Gameplan über 60 Minuten trägt.
Auffällig war die Third-Down-Reife. JSN setzte seine Route-Tiefe konsequent über die Sticks, bot dem Quarterback klare, frühe Fenster und hielt Drives am Leben. Das ist kein Box-Score-Star-Turn, sondern die Art von Erwachsenen-Football, die einer Offense Identität gibt: planbar, wiederholbar, „on time“.
Die vertikale Drohung kam on top: Crossers und Deep-Over aus Condensed-Splits zwangen den Nickel in schwierige Hebel, wodurch Play-Action plötzlich echte Luft hatte. So entsteht Ketten-Momentum, aus einem ersten Conversion werden zwei, aus Feldposition wird ein red-zone-Look.
Smith-Njigba ist in dieser Stretch mehr als WR2. Er ist Tonsetzer. Seattle bekommt mit ihm Genauigkeit in den Details und gleichzeitig Big-Play-Potenzial. Gegen Houston war das die perfekte Mischung – und der wichtigste Grund, warum das Skript vom ersten Drive an funktionierte.
Stats: 8 REC, 123 Yards, 1 TD
Quinshon Judkins (RB, Cleveland Browns)
Judkins spielte wie ein Back, der das „Warum“ seines Schemes verstanden hat. Geduld am Mesh, dann ein präziser, entschlossener Cut: Er nahm Miamis Front die Winkel, bevor die Linebacker überhaupt den Hüftdreher fertig hatten. So sehen Runs aus, die eine Defense weichkochen, fünf, sechs Yards in Early Downs, ständig vor der Line.
Der Signature-Moment war die Explosivität auf dem zweiten Level. Sobald die Dolphins ihre Fits enger zogen, schlug Judkins über Bounce/Backdoor genau das Antidot gegen ein einrückendes Force-Element. Die langen Läufe sind kein Zufall, sondern das Produkt aus Vision, Pads-Level und einem ersten Kontakt, der regelmäßig nach hinten verliert.
Auch ohne spektakuläre Exoten im Playbook war die Wirkung maximal: Inside-Zone, Duo, ein wenig Counter – und jedes Mal sah Miami anders ausgerichtet aus, weil Cleveland die gleichen Looks mit variierter Präsentation brachte. Judkins blieb dabei ball-sicher und machte die Uhr zu einem Browns-Verbündeten.
Das war „pro“ in Reinform. Ein Rookie, der Down-to-Down-Effizienz liefert, red zone veredelt und dem Quarterback die Angst vor langen Dritten nimmt. Gegen Miami bedeutete das: Kontrolle über Rhythmus und Besitz – und am Ende ein Scoreboard, das die physische Überlegenheit abbildet.
Stats: 25 Carries, 84 Yards, 3 TDs
Jahmyr Gibbs (RB, Detroit Lions)
Wenn Gibbs den Ball bekommt, kippt Geometrie. Tampa spielte die Box variabel, aber seine Antritts-Explosion verschob Winkel wie mit dem Lineal, erst durch die A-Gaps, dann breit mit Late-Acceleration. In Summe entstand genau jener „space stress“, der Linebacker auf die Fersen zwingt und Safeties aus ihrer Komfortzone holt.
Detroits Staff nutzte das perfekt: dieselbe Grundpräsentation, unterschiedliche Nachgeschmäcker. Toss-Looks, die wie Inside-Zone aussehen, Angle-Routes aus Empty, Screens gegen Man-Hebel, Gibbs war das Schweizer Messer, mit dem sich die Bucs-Front nach und nach aufhebelte.
Sein Mehrwert zeigte sich besonders in den Sequenzen nach explosiven Plays. Statt ins Hero-Ball-Loch zu fallen, blieben die Lions methodisch, gaben Gibbs die nächsten zwei Touches und nahmen der Defense den Atem. Das ist Uhr-Management als Waffe, nicht passiv, sondern aktiv und wiederholbar.
Gibbs war nicht nur Produkt eines guten Plans, er war dessen Motor. Zwei-Wege-Impact, saubere Ball-Sicherheit, konstante Early-Down-Gewinne und genau jene „cheap yards“ nach Kontakt, die Drives von „schön“ zu „unerbittlich“ machen. Detroit bekam mit ihm die Version seiner Offense, die im Januar zählt.
Stats: 17 Carries, 136 Yards, 2 TDs, 3 REC, 82 Yards
Defense
Tyson Campbell (CB, Cleveland Browns)
Campbell spielte Corner so, wie Coaches ihn im Lehrbuch malen: geduldig an der Line, cleane Hände in der Jam-Phase, Hüfte auf und sofort im Hip-Pocket. Cleveland wollte Miamis Timing im Kurzpass ersticken, Campbell war die Nadel, die die Luft rausließ. Er nahm die ersten zwei Schritte des Receivers weg, zwang Umwege in die Release-Pakete und verknappte so die Fenster für quick game und RPO-Looks.
Sein Signature-Moment kam, als er die Augen des Quarterbacks „las“ und den Break mit perfektem Winkel attackierte. Kein Heldenball, sondern antizipiertes Footwork: erst das Leverage sichern, dann die Hände ins Catch-Point-Fenster und plötzlich kippt das Feld. Genau dieser Instinkt trennt „gute“ von „spielentscheidenden“ Snaps.
Über 60 Minuten blieb es nicht bei einem Highlight. Campbell variierte seine Techniken – Press-Bail, Off-Man, gelegentlich Cloud-Rotation – und hielt die Balance zwischen Aggressivität und Disziplin. Wenn Miami die Splits enger setzte, spielte er mit Augen und Schulter täuschend „weich“, nur um den Break hart zu schließen.
Das war Cornerback-Handwerk mit Reifegrad. Campbell gab der Browns-Defense einen Anker auf der Außenseite, der Checks und Rotationen vereinfachte, Blitze ermöglichte und die Box entlastete. In Summe: weniger schematische Kompromisse, mehr Freiheit in den Fronts und genau deshalb fühlte sich die gesamte Unit stabiler an.
Stats: 2 Tackles, 1 INT, 1 TD
Zach Allen (DE, Denver Broncos)
Allens Tape ist ein Lehrstück in „kontrollierter Aggression“. Er überdrehte nie, blieb in seinen Rush-Lanes diszipliniert und ließ dem Quarterback kaum saubere Plattformen. Wenn die Giants in Max-Protect wechselten, reagierte Allen mit Power-Into-Counter: erst die Brustplatte weichmachen, dann über Rip/Swim den Arm frei bekommen, genau die Abfolge, die Taschen zum Kollabieren bringt.
Der Impact war nicht nur in Sacks messbar, sondern in der Summe der Störungen: getippte Bälle, erzwungene flache Launch-Points, Quarterback-Bewegungen, die die Reads verkürzten. So entstanden die „hidden yards“, die man erst im Down-and-Distance spürt: statt 2&6 plötzlich 3&9, statt komfortabel „on script“ im schnell engeren Fenster.
Im Run-Game setzte Allen klare Kanten. Er hielt sein Pad-Level niedrig, schob Double-Teams auf Parallel-Tracks und zwang den Back konsequent in Hilfe. Besonders stark: die Übergaben bei Split-Zone und Insert-Looks, kaum ein falscher Schritt, kaum verlorene Hebel. Das ist die Art Front-Spiel, die Linebackern das Leben leichter macht.
Gerade in einer Schlussphase, die Denver offensiv spektakulär drehte, war Allens unauffällige Konstanz der unsichtbare Katalysator. Er gab der Defense die Stops, die eine Aufholjagd erst möglich machen. Kein Glanzstück im Box-Score, aber ein Premium-Auftritt in Nuancen, die Spiele kippen.
Stats: 4 Tackles
Uchenna Nwosu (EDGE, Seattle Seahawks)
Nwosu war die metronomische Edge-Präsenz, die Seattles Plan gegen Houston trug. Er setzte die starke Hand früh, hielt die Außenschulter sauber und zwang den Quarterback in die „Zange“ aus Interior-Push und Force-Contain. Das Ergebnis: wenig echte Plattformen für tiefe Konzepte, viele erzwingbare Checkdowns – genau Seattles gewünschte Taktzahl.
Als Pass-Rusher lebte er von Variation. Speed-to-Power, dann die Schulter wechseln, dann wieder flach um die Kante, nie zwei gleiche Rushes nacheinander. In langen Downs zeigte er den späten Hüftdreher, um den Tackle aufzurollen, in kurzen Downs dagegen das geduldige Long-Arm-Set, das den Launch-Point verschiebt, ohne Gap-Disziplin zu opfern.
Der vielleicht wertvollste Teil seines Abends war unspektakulär: Stout gegen den Run. Nwosu schob Tight-Ends in den Backfield-Track, „setzte die Kante“ gegen Duo/Outside-Zone und hielt Cutback-Lanes klein. Dadurch konnten Seattles Safeties tiefer bleiben, was die explosiven Shots der Texans zusätzlich aus dem Plan drängte.
Edge-Setting wird selten gefeiert, aber es baut das Haus, in dem eine Defense wohnt. Nwosu lieferte genau das: verlässlich, physisch, ohne unnötige Flags und in den Momenten, in denen Houston den Druck erhöhen wollte, war seine Seite geschlossen. Das ist die Sorte Auftritt, die Siegformeln unspektakulär, aber zwingend macht.
Stats: 2 Tackles, 1 Sack
Play der Woche – Bo Nix’ Go-Ahead Rushing-TD
Das Play war kein Zufallsprodukt, sondern sauberes Sequencing. Denver hatte die Giants in den Drives zuvor mit schnellen, flachen Completions und Inside-Runs an die Box gebunden. Genau in diese Erwartung spielte der Call: Spread-Look, Motion als Augenwischer, dann der QB-Keep über die offene Hüfte. Nix las den End, sah die Backside-Pursuit stocken und setzte mit einem scharfen Plant den Cut nach innen.
Entscheidend war die Geduld im ersten Schritt. Statt sofort in den Verkehr zu stürzen, blieb Nix lang „square“, zwang die Linebacker zu einem Halbschritt lateral, und genau diesen Takt nutzte der Guard, um den Kick-out zu setzen. Die Lane war nicht riesig, aber sauber definiert: ein Lehrbuch-Beispiel dafür, wie ein Quarterback mit Rhythmus und Augen die Geometrie der Box verändert.
Die Giants halfen mit: Der Force-Spieler kam zu steil, der Safety reagierte auf die Eye-Candy der Motion und kam eine Spur zu spät in den Alley. Nix’ Finish, Schulter tief, Ball eng, zwei Steps nach Kontakt, war die Sorte Detail, die in der Red Zone zwischen „fast“ und „drin“ entscheidet. Kein Heldenball, sondern Football-Handwerk in einem engen Fenster.
Im Kontext des Abends war es der Zündfunke. Der Score verschob das Momentum endgültig auf Denver-Seite, gab der Sideline spürbar Sauerstoff und setzte die Parameter für den finalen Drive. Genau so sehen Signature-Plays von Rookies aus: nicht spektakulär um der Show willen, sondern exakt das, was die Defense in diesem Moment nicht mehr sauber verteidigen konnte.
Upset der Woche – Colts (+1,5) gewinnen 38-24 bei den Chargers
Ein Außenseiter-Sieg, der kein Zufall war. Indianapolis kam mit klarer Idee ins Spiel: frühes Tempo, klare First-Read-Fenster, und ein Run-Game, das L. A.s Front horizontal strecken musste. Das Ergebnis waren kurze Second Downs, viele Option-Routes gegen Soft-Zones und eine Offense, die sich selbst aus negativen Sequenzen befreite.
Der Knackpunkt lag im dritten Viertel. Die Colts setzten eine Sequenz aus Stop, kurzer Feldposition, Touchdown – erneuter Stop – explosives Play. L. A. verlor in genau dieser Phase die Balance im Playcalling, kippte zu früh in „must-pass“, und Indianapolis konnte den Rush situativ „tee-uppen“. Drittversuche wurden länger, die Protection geriet in vertikale 1-gegen-1s, und plötzlich gehörte auch die Uhr dem Außenseiter.
Bemerkenswert war Indys Arbeit in der Red Zone. Keine Erfindungen, sondern die bestmögliche Version des eigenen Kernpakets: Duo/Inside-Zone für die physischen Yards, darunter gescheiterte Box-Counts ausgenutzt und den Ball mit Disziplin gesichert. So entstehen 7er statt 3er und genau diese Differenz macht aus einem engen Road-Game einen zweistelligen Sieg.
Das Upset fühlt sich deshalb „echt“ an, weil es auf wiederholbaren Dingen fußt: Early-Down-Effizienz, Feldposition, Special-Teams-Sauberkeit. Die Chargers hatten ihre Momente, aber Indianapolis legte in den Phasen, in denen Spiele entschieden werden, die präziseren Sequenzen hin. Außenseiter auf dem Papier, Favorit in den Details.
Team der Woche – Kansas City Chiefs
Das war die klare, kalte Variante eines Statement-Spiels. Kansas City öffnete mit einem Script, das die Raiders in die Breite zog, und ließ dann die Routine sprechen: Mahomes verteilte „on time“, die Protection hielt die Plattform sauber, und in Money-Downs war die Execution klinisch. Keine Eile, keine Hektik, nur stetiges Vorrücken in ein Spiel, das früh in eine Richtung lief.
Defensiv war es noch deutlicher. Die Front kontrollierte die Line of Scrimmage, nahm die vertikalen Shots aus dem Plan und zwang Las Vegas in „behind the sticks“-Situationen. Das erlaubt Spags die vollen Rotationen: Druck aus verschiedenen Höhen, wechselnde Post-Snap-Bilder, und eine Back-Seven, die mit sauberen Hebeln tackelte. Die Null auf der Anzeigetafel kommt selten aus einem Big-Play, sondern aus 60 Minuten Disziplin.
In der Sequenz vor der Pause zeigten die Chiefs zudem ihr Gespür fürs Spielgefühl. Aggressiv genug, um Las Vegas keine Luft zu lassen, geduldig genug, um keinen Short-Field-Fehler zu riskieren. Das ist die Balance, die in der Regular Season Spiele unspektakulär zumacht und genau die Art Blaupause, die im Januar trägt.
Es war kein Kunststück, sondern Souveränität. Die Offense nahm, was da war, die Defense diktierte Tempo und Räume, Special Teams erledigten die Hausaufgaben. In Summe: ein komplettes Drei-Phasen-Spiel, das die AFC-West-Statik zementiert und intern Vertrauen auflädt.
Enttäuschung der Woche – Las Vegas Raiders
Das Offensivband riss früh und blieb gerissen. Las Vegas fand weder über Rhythmus-Screens noch über die vertikale Mitte Stabilität; jeder kleine Erfolg wurde durch einen negativen Down zurückgenommen. In langen Dritten fehlte die Plattform, in kurzen die Physis, und das Play-Calling geriet in jene Spirale, in der nichts mehr zusammenpasst.
Defensiv war es zu wenig Störung am Punkt des Geschehens. Kansas City gewann die ersten zwei Sekunden des Snaps zu häufig: klare Releases draußen, freie Hände drinnen, und damit saubere Bilder für den Quarterback. Wenn die Raiders den Box-Count anpassten, öffneten sich Hitches und Crossers; wenn sie enger wurden, fanden die Chiefs die Checkdowns im richtigen Timing.
Auch die versteckten Meter taten weh. Punts ohne Tiefe, Return-Yards abgegeben, Field-Position verloren, genau jene unscheinbaren Sequenzen, die ein 60-Minuten-Spiel in eine Einbahnstraße verwandeln. Disziplinarisch blieb es zwar ohne Eskalation, aber die Summe kleiner Unsauberkeiten ergab ein klares Bild.
Niederlagen gegen Kansas City können passieren. Die Art und Weise, chancenarm, zahnlos in Money-Downs, ohne nennenswerte Adjustments, macht sie zur Enttäuschung der Woche. Das Tape wird unangenehm: zu viele „fast“-Momente, zu wenig Zwingendes.
Überraschung der Woche – Broncos drehen -19 in sechs Minuten
Die meisten Comebacks entstehen Stück für Stück, dieses sprang die Treppe. Denver lag gefühlt erledigt, dann kamen die Bausteine in Hochgeschwindigkeit: Defense-Stop, explosives Play, Special-Teams-Sauberkeit, Clock-Management ohne Fehltritt. Innerhalb weniger Minuten stand aus einem „nur noch Ergebniskosmetik“ ein ernsthaftes „wir können das gewinnen“.
Der Schlüssel war die Gleichzeitigkeit der Dinge. Während die Offense auf „tempo, on-time, on-rhythm“ umschaltete, lieferte die Front die kurzen Serien gegen New Yorks Early-Down-Runs. Die Giants verloren die Hebel an der Line, mussten die Box entlasten und genau dann griff Denver über QB-Keeps und optionale Reads die leeren Kanten an.
Auffällig war, wie wenig Wildheit im Chaos steckte. Kein Verzweiflungs-Ball, keine falsche Aggressivität in Fourth-and-Forever, sondern sauberes Football-Handwerk mit maximaler Klarheit in den Situationen: Sideline-Management, Timeouts an den richtigen Stellen, keine „no-plays“. So sehen späte Rallys aus, die tatsächlich umsetzbar sind.
Dass ein junges Team diesen Puls aushält, ist die eigentliche Überraschung. −19 in sechs Minuten kippt man nicht mit „Momentum“-Vokabeln, sondern mit Details, die in keinem Highlight-Clip glänzen: Splits, Hebel, Steps, Winkel. Denver hatte sie und bekam dafür das seltene Geschenk eines Spiels, das in die Saison-Erzählung eingeht.