NFL Week 1 Recap – Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick

Fabian Weigl
Lesezeit: 17 Min.
Daniel Jones in einer blauen Uniform der Indianapolis Colts und mit weißem Helm bereitet sich darauf vor, während der NFL Week 1 einen Football zu werfen. Er ist konzentriert und hält den Ball mit beiden Händen, die Nummer 17 ist zwischen Fans und Teamkameraden im Stadionhintergrund zu sehen. Diese Beschreibung wurde mit der FootballR KI automatisch generiert.
Foto: IMAGO / ZUMA Press Wire

NFL Week 1 – Spiele der Woche

Eagles vs. Cowboys (24:20)

Das erste große Primetime-Duell der Saison hatte alles, was ein NFL-Klassiker braucht: Rivalität, Führungswechsel, hitzige Szenen und ein enges Ende. Philadelphia startete aggressiv, Jalen Hurts dirigierte die Offense mit präzisen Pässen und kurzen Runs, die Ketten blieben in Bewegung. Besonders im ersten Viertel kontrollierten die Eagles das Spiel.

Dallas kam nach der Pause besser ins Spiel. Brian Schottenheimer öffnete das Playbook, setzte auf mehr Play-Action und nutzte die Physis von Javonte Williams, um die Eagles-Front zu beschäftigen. Zwei lange Drives brachten die Cowboys wieder heran, und plötzlich war das Momentum auf ihrer Seite. Die Defense zwang Philadelphia in ein dreimaliges Three-and-Out, Prescott fand CeeDee Lamb mehrfach in engen Fenstern das Spiel war völlig offen.

Am Ende entschied ein einziger Moment: ein tiefer Pass von Hurts auf DeVonta Smith bei 4th & 3. Statt Punt setzten die Eagles auf Risiko und bekamen die Belohnung. Der Drive führte zum spielentscheidenden Touchdown. Für Philadelphia war es ein Wachrütteln, vor allem für die Offense, die im Playcalling bei Passing Plays uninspiriert wirkte. Für die Cowboys war es die Erkenntnis, dass sie nah dran sind, aber in den entscheidenden Momenten noch den letzten Punch vermissen lassen. Dak Prescott spielte allgemein eine tolle Partie, seine Receiver ließen ihn oft im Stich.

Ravens vs. Bills (40:41)

Ein Spiel wie ein Orkan  und eine Achterbahnfahrt, die alles enthielt: Dominanz, Drama und ein Comeback für die Geschichtsbücher. Drei Viertel lang bestimmten die Ravens das Geschehen. Lamar Jackson war in Topform, fand Zay Flowers über die Mitte und Rashod Bateman für Big Plays außen. Das Laufspiel mit Derrick Henry gab der Offense zusätzliche Balance, und die Defense schien Josh Allen im Griff zu haben.

Mit 31:13 im dritten Viertel sah Baltimore wie der sichere Sieger aus. Doch dann kippte das Spiel. Allen übernahm das Kommando, improvisierte unter Druck und streute zwei tiefe Touchdown-Pässe. Die Bills spielten plötzlich mit einer Aggressivität, die nicht zu stoppen war. Die Defense erhöhte den Druck auf Lamar, zwang ihn zu riskanten Pässen, und Buffalo nutzte jede Chance.

Für die Bills war es ein Manifest ihrer Mentalität: Sie können jederzeit zurückkommen. Für die Ravens dagegen ein Albtraum, der Beweis, dass selbst ein scheinbar sicherer Vorsprung in dieser Liga nichts bedeutet, wenn man im vierten Viertel den Fuß vom Gas nimmt und die Frage, ob man ein Problem mit hohen Führungen hat.

Jets vs. Steelers (32:34)

Alle Augen waren auf Aaron Rodgers gerichtet und er enttäuschte nicht. Von Beginn an wirkte der Altmeister souverän. Die Steelers eröffneten das Spiel mit einem langen, methodischen Drive und Rodgers verteilte den Ball mit chirurgischer Präzision. Schon da war klar: Pittsburgh hat unter Rodgers eine neue Dimension.

Im zweiten Viertel explodierte die Offense förmlich. Die Jets-Defense, eigentlich das Prunkstück des Teams, wirkte überfordert und konnte in dieser Phase kaum Druck aufbauen. Vor allem Neuzugang Brendon Stephans wirkte auf Cornerback von der Rolle und ließ einige Big Plays zu.

Das Fazit: Pittsburgh meldet sich als ernstzunehmender Contender zurück, die Kombination aus Rodgers’ Routine und einer physischen Defense könnte in dieser Saison brandgefährlich sein. Die Jets zeigten unter Aaron Glenn ein neues Gesicht, welches Mut und Lust auf mehr macht.

Spieler der Woche – Offense

Daniel Jones (QB, Indianapolis Colts)
Ein Auftakt wie aus dem Bilderbuch und vielleicht der Befreiungsschlag für einen Quarterback, den viele schon abgeschrieben hatten. Daniel Jones trat mit den Colts gegen die Dolphins an und zeigte eine Reife, die man von ihm bisher nur in Ansätzen gesehen hatte. 272 Passing Yards, drei Touchdowns (davon zwei am Boden) und vor allem: null Turnovers. Seine Ruhe in der Pocket war auffällig, auch wenn der Druck kam, wich er intelligent aus, hielt die Augen downfield und fand seine Receiver in entscheidenden Situationen. Besonders beeindruckend war ein langer Drive im dritten Viertel: Acht Plays, fast fünf Minuten, bei dem Jones zweimal selbst die Chains mit Scrambles verlängerte, bevor er den Touchdown zum 24:10 warf. Indianapolis wirkte zum ersten Mal seit Andrew Luck wie ein Team mit einer klaren Identität und Jones war der Motor dieses Eindrucks. Für ihn persönlich war es mehr als ein starkes Spiel: Es war die Botschaft, dass er mehr sein kann als ein „System-QB“.

Stats: 29 -22 ATT – COMP, 272 Yards, 1TD, 7 CAR, 26 Yards, 2 TDs

Josh Allen (QB, Buffalo Bills)
Dieses Spiel zeigte, warum Josh Allen zu den Top drei Quarterbacks der NFL gehört, wenn nicht der beste aktuell. Im vierten Viertel dieses Sunday Night Openers verwandelte er sich in eine Naturgewalt. Drei Touchdowns in den letzten zwölf Minuten, zwei durch die Luft, einer selbst erlaufen, und plötzlich stand Baltimore Kopf. Allens Fähigkeit, auch unter maximalem Druck noch Lösungen zu finden, war der entscheidende Faktor. Er warf tiefe Bomben, improvisierte gegen den Blitz und übernahm schlicht die Kontrolle über das Spiel. Am Ende standen 424 Total Yards und die wohl spektakulärste Aufholjagd der jungen Saison. Allens Leistung war nicht fehlerfrei, aber sie war der Inbegriff von „Franchise-QB“: Wenn alles auf dem Spiel steht, gibt es nur wenige, die ein Team so tragen können wie er.

Stats: 46 – 33 ATT-CMP, 394 Yards, 2 TDs, 14 CAR, 30 Yards, 2 TDs

Spieler der Woche – Defense

Jalen Ramsey (CB, Pittsburgh Steelers)
Auch wenn der Fokus auf Aaron Rodgers und der starken Offense lag, war Jalen Ramsey einer der Gründe, warum Pittsburgh die Jets so klar bezwingen konnte. Der Star-Cornerback wirkte wie ein Veteran auf einer Mission, er sollte Garrett Wilson weitgehend neutralisieren und genau das tat er. Ramsey brach vier Pässe ab, darunter einen potenziellen Big Play im zweiten Viertel, als er in der Endzone perfekt den Ball spielte. Zusätzlich erzwang er ein Fumble, das der Defense den letzten Push gab. Ramsey war physisch, lautstark und ein emotionaler Leader auf dem Feld. Seine Leistung zeigte: Er ist wieder da, auf einem Niveau, das ihn einst zum besten Cornerback der Liga machte. Für die Steelers war er das perfekte Puzzlestück, um die starke Defensive Secondary noch dominanter wirken zu lassen.

Stats: 3 Tackles

Jihaad Campbell (LB, Philadelphia Eagles)
Wenn es eine Defense gab, die in Week 1 ein Ausrufezeichen setzte, dann die der Eagles und mittendrin: Jihaad Campbell. Der junge Linebacker war das Herzstück einer Front Seven, die Dak Prescott und die Cowboys-Offense permanent beschäftigte. Besonders auffällig war seine Spielintelligenz: Er erkannte früh die Designs von Dallas, antizipierte Screens und stellte mehrfach den Raumgewinn im Keim ab. Für Philadelphia war es nicht nur ein knapper Sieg über den Rivalen, sondern auch die Erkenntnis, dass Campbell vom Talent zum Fixpunkt reift, ein neuer Anker in der Mitte einer ohnehin starken Defense.

Stats: 3 Tackles, 1 Forced Fumble

Play der Woche

Justin Fields’ 4th-Down-Touchdown-Run
Manchmal sind es nicht nur die Punkte, sondern die pure Symbolik eines Spielzugs, die ihn unvergesslich machen. So war es bei Justin Fields’ Touchdown-Lauf an einem alles entscheidenden 4th Down. Die Situation: Mitte des dritten Viertels, das Momentum schien zu kippen, und die Offense stand vor der Wahl: Punt und Risiko, das Spiel aus der Hand zu geben, oder alles auf eine Karte setzen.

Fields bekam den Snap, täuschte die Ballübergabe an den Running Back an und hielt die Defense damit einen Herzschlag lang in der Schwebe. In genau diesem Augenblick öffnete sich eine Lücke auf der linken Seite. Fields nutzte sie sofort, beschleunigte und erreichte unberührt die Endzone.

Upset der Woche – Chargers vs. Chiefs (27:21)

Ein Sieg, der wie ein Erdbeben durch die Liga ging. Die Kansas City Chiefs, seit Jahren das dominierende Team der AFC, wurden im Saisonauftakt in São Paulo von den Los Angeles Chargers gestürzt und das nicht durch Zufall, sondern durch einen über 60 Minuten konsequenten Auftritt.

Die Chiefs starteten wie gewohnt: Patrick Mahomes dirigierte den ersten Drive mit Präzision, Travis Kelce fand seinen Rhythmus, und ein schneller Touchdown ließ viele Beobachter schon an ein routiniertes Kansas-City-Spiel glauben. Doch die Chargers hielten dagegen und zwar mit einer Defense, die aggressiv, diszipliniert und mutig auftrat. Die D-Line erzeugten konstanten Druck, ließen Mahomes selten die Zeit für seine berüchtigten Second-Reaction-Plays, und die Secondary zwang ihn mehrfach zu Checkdowns.

Offensiv nutzten die Chargers jede Gelegenheit. Justin Herbert spielte fehlerfrei, verteilte den Ball auf mehrere Receiver und setzte in kritischen Downs auf schnelle Reads statt riskanter Bomben. Besonders beeindruckend war der Gameplan: kurzes, rhythmisches Passspiel, das die Defense der Chiefs nie in den Griff bekam. Im dritten Viertel gelang mit einem perfekt getimten Deep Shot der entscheidende Punch – Touchdown, 24:14-Führung, und plötzlich stand der Favorit unter Zugzwang.

Kansas City versuchte alles, doch selbst als Mahomes spät im vierten Viertel den Ball zurückbekam, waren es wieder die Chargers, die Antworten fanden. Ein 4th-Down-Stop an der eigenen 35-Yard-Linie besiegelte den Sieg und mit ihm die vielleicht größte Überraschung der ersten Woche.

Für die Chargers war es mehr als ein Auswärtssieg in exotischem Setting. Es war ein Statement, dass sie bereit sind, in der Division ernsthaft mitzuspielen. Für Kansas City war es ein Weckruf: Selbst Mahomes und die Chiefs sind nicht unantastbar, wenn die Schwächen im Supporting Cast offengelegt werden.

Team der Woche – Indianapolis Colts

Manchmal braucht es nur ein Spiel, um einen Übergang einzuleiten. Für die Indianapolis Colts war das 27:10 über die Miami Dolphins genau ein solcher Moment. Jahrelang suchte die Franchise nach Stabilität auf der wichtigsten Position, experimentierte mit Übergangs-Quarterbacks und verlor dabei an Identität. Doch nun schien alles zusammenzupassen: eine dominierende Defense, ein fokussiertes Laufspiel – und Daniel Jones als Spielmacher, der die Offense mit Ruhe und Autorität anführte.

Offensiv war es die Mischung aus Balance und Konsequenz, die den Unterschied machte. Die Colts setzten auf methodische Drives, hielten die Uhr am Laufen und stellten sicher, dass Miami kaum ins Rollen kam. Jones fand seine Receiver mit Präzision, nutzte die Beine in entscheidenden Momenten und blieb über die gesamte Partie hinweg fehlerlos.

Doch die eigentliche Basis dieses Sieges lag in der Defense. Drei erzwungene Turnovers, permanenter Druck auf Tua Tagovailoa und eine Secondary, die kaum Big Plays zuließ, es war eine Vorstellung, die Miami frustrierte und das Spiel früh in Colts-Hände legte. Linebacker und Safeties flogen zum Ball, die Defensive Line dominierte die Trenches, und jeder Versuch der Dolphins, Tempo aufzunehmen, wurde im Keim erstickt.

Das Ergebnis war nicht nur ein klarer Sieg, sondern ein Signal an die gesamte AFC: Indianapolis ist mehr als ein Team im Neuaufbau. Mit dieser Mischung aus physischer Defense und einer Offense, die endlich einen verlässlichen Quarterback hat, sind die Colts ein gefährlicher Gegner für jeden Playoff-Aspiranten. Es war ein Sieg, der nicht nur Punkte brachte, sondern ein Gefühl von Aufbruch.

Enttäuschung der Woche – Baltimore Ravens

Es gibt Niederlagen, die schmerzen wegen des Ergebnisses. Und es gibt Niederlagen, die schmerzen wegen der Art und Weise. Für die Baltimore Ravens war das 40:41 gegen die Buffalo Bills genau so eine. Drei Viertel lang wirkte es, als würde Baltimore die Liga beeindrucken: Lamar Jackson spielte variabel, das Laufspiel mit Derrick Henry kontrollierte die Uhr, und die Defense zwang Buffalo zu Fehlern. Mit einer komfortablen 31:13-Führung im dritten Viertel schien alles entschieden.

Doch genau hier begann das Drama. Statt den Vorsprung konsequent zu verwalten, verloren die Ravens den Rhythmus. Das Playcalling wurde vorsichtiger, fast ängstlich, und die Aggressivität der ersten Halbzeit wich einer passiven Spielweise. Jackson geriet zunehmend unter Druck, die Offensive Line hielt dem Passrush der Bills nicht mehr stand, und plötzlich kippte das Momentum komplett.

Josh Allen nutzte die Schwäche gnadenlos aus, führte drei Touchdown-Drives im Schlussviertel an und drehte die Partie fast im Alleingang. Die Ravens-Defense, bis dahin stark, wirkte wie paralysiert, Missed Tackles, verlorene Duelle in der Secondary, und das Unvermögen, in den entscheidenden Momenten Stops zu generieren.

Besonders bitter: Die Ravens hatten mehrfach die Chance, das Spiel endgültig zu beenden. Für ein Team, das sich selbst als Contender versteht, war diese Niederlage mehr als nur ein verlorenes Spiel. Sie offenbarte mentale Lücken, fehlende Abgeklärtheit und die Gefahr, in entscheidenden Momenten die Kontrolle zu verlieren. Die Ravens schlugen sich wieder einmal selbst. Und genau das macht diese Pleite zur größten Enttäuschung der Woche.

Überraschung der Woche – Daniel Jones

Es gibt Debüts, die Erwartungen erfüllen. Und es gibt Debüts, die Erwartungen sprengen. Daniel Jones’ erster Auftritt im Colts-Trikot gehörte eindeutig zur zweiten Kategorie. Viele hatten ihn nach seiner schwierigen Zeit bei den Giants bereits abgeschrieben: zu inkonstant, zu verletzungsanfällig, zu limitiert im Passing Game. Doch in NFL Week 1 gegen die Dolphins zeigte Jones eine Version seiner selbst, die kaum jemand auf dem Zettel hatte.

Von Beginn an wirkte er souverän, fast abgeklärt. Kein Zögern, kein unnötiges Risiko, stattdessen klare Reads, schnelle Entscheidungen und präzise Würfe. Besonders in den entscheidenden Momenten glänzte er: Bei Third Downs behielt er die Ruhe, suchte konsequent die Mitte des Feldes und hielt so Drives am Leben. Dazu kam seine Athletik: Zwei Mal nutzte er seine Beine, um selbst für Touchdowns in die Endzone zu laufen. Diese Scrambles waren nicht nur Punkte auf dem Scoreboard, sondern Signale an das gesamte Team.

Dass ausgerechnet Jones, der von vielen als „Übergangslösung“ gesehen wurde, zum Gesicht des wohl klarsten Statement-Siegs der Woche wurde, macht seine Leistung zur größten Überraschung. Er war nicht nur Teil des Plans – er war der Plan. Und plötzlich stellt sich die Frage: Hat Indianapolis hier tatsächlich den Spielmacher gefunden, den sie so lange gesucht haben?

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Fabian Weigl beschäftigt sich seit mehreren Jahren intensiv mit der NFL und der NCAA und bringt seine Begeisterung für American Football in fundierte Analysen und Berichte ein. Durch die kontinuierliche Auseinandersetzung mit Teams, Spielern und Spielstrategien hat er sich ein Wissen über den Sport angeeignet.

Beruflich ist er im Controlling tätig. Mit seinem ausgeprägten Blick für Details und aktuellen Entwicklungen möchte Fabian Weigl seine Leidenschaft für Football weiter vertiefen.

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