Die AFC South steht 2025 im Zeichen eines tiefgreifenden Umbruchs, sportlich wie kulturell. Vier Teams, vier verschiedene Ausgangslagen, doch überall dieselbe Frage: Wer schafft den nächsten Schritt? Bei den Colts muss Shane Steichen beweisen, dass er mehr ist als ein Offensiv-Tüftler, während die Entscheidung für Daniel Jones die Weichen in eine heikle Richtung stellt. In Jacksonville beginnt mit Liam Coen eine neue Ära, die Trevor Lawrence endlich zu Konstanz führen soll. Die Texans unter DeMeco Ryans haben längst eine klare Identität gefunden und wollen sich mit einem dominanten Edge-Duo im Konzert der Großen etablieren. Und in Tennessee lastet die Hoffnung auf Rookie-Quarterback Cam Ward, der als Gesicht eines Neuanfangs eine ganze Franchise prägen soll. Zwischen Stabilität und Neuaufbau, zwischen etablierten Stars und jungen Hoffnungsträgern entscheidet sich, ob die AFC South in diesem Jahr mehr als nur ein Übergangs-Division bleibt.
Indianapolis Colts
Coaching und Kultur
Shane Steichen geht 2025 in eine Schlüssel-Saison. Nach bislang eher mittelmäßigen Ergebnissen muss er zeigen, dass er mehr ist als ein talentierter Playcaller, nämlich ein kompletter Head Coach, der eine gesamte Franchise tragen kann. Sein Ruf als kreativer, aggressiver Offensiv-Architekt ist weiterhin intakt, doch die Erwartungen steigen. Die Offense muss konstanter und variabler werden, damit seine Arbeit nicht auf das Label „guter Playcaller, schlechter Head Coach“ reduziert wird.
Jim Bob Cooter bleibt Offensive Coordinator, allerdings ohne Playcalling-Verantwortung. Seine Rolle liegt stärker in der Detailarbeit, beim Entwickeln von Gameplans und der Weiterentwicklung von Quarterbacks, ein Bereich, der entscheidend sein wird, wenn es darum geht, die Konstanz der Offense zu stabilisieren.
Defensiv hat Steichen mit Lou Anarumo einen großen Namen verpflichtet, der allerdings selbst mit Fragezeichen behaftet ist. Vor zwei Jahren noch einer der begehrtesten Coaching-Kandidaten, verlor er seinen Job nach einer enttäuschenden Zeit in Cincinnati, wo die Bengals-Defense eklatant schwächelte. Jetzt tritt er in die Fußstapfen von Gus Bradley, dessen Cover-2-Schema die Colts-Defense zuletzt geprägt hatte. Anarumo bringt eine andere Philosophie: mehr Flexibilität in den Coverages, situativ aggressiverer Ansatz, aber auch die Notwendigkeit, dass die Spieler diese Umstellung tragen können. Ob er in Indianapolis wieder an sein früheres Standing anknüpfen kann, könnte ein Schlüsselfaktor für die gesamte Saison werden.
Offense
Die Colts haben mit der Entscheidung, Daniel Jones zum Starter zu ernennen, eine deutliche Kehrtwende vollzogen. Es ist nicht nur ein überraschender Schritt nach den positiven Berichten zu Anthony Richardson aus dem Training Camp, sondern wirkt auch wie ein stilles Eingeständnis, dass man in seiner Entwicklung bislang Fehler gemacht hat. Statt konsequent auf das hohe Upside von Richardson zu setzen, vertraut man nun auf die kurzfristige Stabilität eines durchschnittlichen Quarterbacks, der zwar solide, aber ohne wirkliches Ceiling agiert. Damit steigt automatisch die Wahrscheinlichkeit, dass im Verlauf der Saison beide Spielzeit bekommen.
Im Backfield ist Jonathan Taylor die klare Nummer eins und als Workhorse gesetzt. Er gehört in Bestform zu den besten zehn Running Backs der Liga, hat dies 2023 eindrucksvoll bewiesen, ehe seine Leistungen wieder abfielen. Für zusätzliche Dynamik sorgt Rookie DJ Giddens, ein physisch starker und vielseitiger Back, der als Change-of-Pace-Option neue Elemente in das Laufspiel bringen kann.
Im Receiver-Room ist Indianapolis gut und vor allem breit aufgestellt. Michael Pittman ist die verlässliche Outside-Waffe, physisch stark und ein konstanter Zielspieler, auch wenn ihm die absolute Explosivität fehlt. Josh Downs gilt als einer der besten Slot-Receiver der Liga, sofern er gesund bleibt, seine Verletzungsanfälligkeit ist jedoch ein permanentes Risiko. Alec Pierce gelang letztes Jahr der Durchbruch als Deep Threat und er könnte noch mehr Verantwortung übernehmen, während Second Year Spieler Adonai Mitchell großes Potenzial mitbringt, wenn er sich an das NFL-Tempo anpasst.
Die Tight-End-Position hat man mit Tyler Warren neu besetzt, einem echten Allrounder. Warren ist variabel einsetzbar, ob als Blocker, als Passempfänger oder in Special-Formationen wie Wildcat-Paketen, und bringt damit eine zusätzliche Dimension ins Spiel. Seine größte Stärke liegt aber klar als Receiving Tight End, wo er für Matchup-Probleme gegen Linebacker und Safeties sorgen kann.
Das große Prunkstück bleibt die Offensive Line. Bernhard Raimann wurde in der Offseason mit einem neuen Vertrag ausgestattet und gehört zu den besten Left Tackles der Liga. Auf der anderen Seite sorgt Braden Smith für Stabilität auf Right Tackle. Im Zentrum bleibt Quenton Nelson auf Guard der Star, wenn er fit ist, auch wenn Verletzungen seine Dominanz zuletzt limitierten. Ergänzt wird die Unit durch Matt Goncalves auf Right Guard und Tanor Bortolini auf Center – zwei junge Spieler, die sich noch beweisen müssen, aber in einem starken Umfeld reifen können. Wenn diese Line gesund bleibt, gehört sie klar zu den Top-Units der NFL und kann das Fundament jeder offensiven Produktion sein.
Insgesamt ist die Offense der Colts eine Mischung aus Stabilität, Potenzial und Fragezeichen. Daniel Jones gibt kurzfristig Sicherheit, aber kein wirklich hohes Ceiling. Jonathan Taylor ist nach wie vor der Schlüsselspieler, die Receiver-Gruppe ist vielseitig besetzt, und die Line zählt im Bestfall zu den besten der Liga.
Defense
Die Defense der Colts 2025 baut klar auf ihre starke Interior Line. Mit DeForest Buckner und Grover Stewart stellt Indianapolis eines der besten Defensive-Tackle-Duos der gesamten NFL. Buckner ist nach wie vor ein dominanter Passrusher aus dem Inneren, während Stewart mit seiner Physis und Konstanz vor allem gegen den Run Maßstäbe setzt. Diese Kombination macht es gegnerischen Offenses extrem schwer, im Zentrum Raum zu gewinnen, und gibt den Edge-Rushern bessere Matchups.
Auf den Außenpositionen soll Kwity Paye den nächsten Schritt machen. Er bringt Athletik und Explosivität mit, hat aber noch nicht konstant auf hohem Niveau produziert. Neben ihm steht Laiatu Latu, der in seiner Rookie-Saison immer wieder starke Ansätze zeigte, aber noch Probleme mit Konstanz hatte. Beide haben das Potenzial, für einen gefährlichen Edge-Rush zu sorgen, müssen dies jedoch über eine gesamte Saison beweisen.
Hinter der Line sorgt Zaire Franklin als Linebacker für Stabilität. Er ist überdurchschnittlich, verlässlich gegen den Run und in der Kommunikation ein Fixpunkt der Defense. Wer neben ihm startet, ist weniger klar: Vermutlich wird es der junge Jaylinn Carlie, der in seiner zweiten Saison mehr Verantwortung übernehmen muss. Hier liegt allerdings eine Unsicherheit, da Erfahrung und Qualität fehlen, was gegnerische Offenses gezielt attackieren könnten.
Die Secondary ist zweigeteilt. Im Slot ist man mit Kenny Moore II hervorragend besetzt, einem der besten Nickel-Corner der Liga. Auf den Outside-Positionen sieht es deutlich schwächer aus. Charvarius Ward kam teuer aus San Francisco und soll die Rolle des Ankers übernehmen, muss dafür aber zu alter Stärke zurückfinden. Der zweite Outside-Spot ist völlig offen. JuJu Brents, Jaylon Jones der erfahrener Xavien Howard oder der durch Trade geholte Julian Blackmon sind Optionen, doch keine dieser Lösungen ist ohne Risiko. Sollte keiner dieser Spieler konstant auf Starting-Level performen, könnte das zu einer gravierenden Schwäche in der Defense werden.
Auf Safety sind die Colts mit Nick Cross und Camryn Bynum ordentlich, aber nicht überragend aufgestellt. Beide sind solide Starter, die wenige Fehler machen, jedoch selten Spiele alleine drehen. Sie geben der Defense Stabilität in der Tiefe, ohne echtes Elite-Potenzial.
Insgesamt ist diese Defense ein klassisches „Front-lastiges“ Konstrukt. Die Stärke liegt klar in der Interior Line mit Buckner und Stewart, ergänzt durch Edge-Spieler, die Upside, aber noch nicht die nötige Konstanz haben. Linebacker und Secondary sind durchmischt: einzelne klare Stärken wie Kenny Moore, daneben aber viele Fragezeichen, insbesondere auf den Outside-Corner-Spots.
Ausblick 2025
Das große Bild für die Colts 2025 ist ein Kader im Übergang: Mit Daniel Jones hat man kurzfristige Stabilität auf Quarterback, gleichzeitig aber das Eingeständnis, dass Anthony Richardsons Entwicklung nicht so verlaufen ist, wie erhofft. Genau deshalb liegt der Fokus dieser Saison klar auf Entwicklung der jungen Spieler. In der Offense etwa Adonai Mitchell als Rookie-Back und Tyler Warren als vielseitige Tight-End-Waffe, in der Line Matt Goncalves und Tanor Bortolini. In der Defense sind es vor allem Laiatu Latu auf Edge, Jaylinn Carlie als Linebacker-Kandidat und junge Corner wie Brents oder Jones, die die Richtung mitbestimmen.
Das Prunkstück bleibt die Veteran-Basis: Jonathan Taylor als Workhorse, Bernhard Raimann und Quenton Nelson in der Line, sowie Buckner und Stewart als dominantes DT-Duo. Diese Spieler sorgen für ein stabiles Fundament. Doch der wahre Erfolg der Colts-Saison hängt davon ab, ob die jungen Leistungsträger Konstanz entwickeln und aus Fragezeichen echte Starter werden. Gelingt es, ihre Lernkurve zu beschleunigen, hat Indianapolis ein Team, das nicht nur in 2025, sondern auch langfristig wieder um Playoffs mitspielen kann. Die Quarterback-Position bleibt jedoch weiterhin ein Fragezeichen, die Chancen das sich Daniel Jones einen dauerhaften Startplatz erarbeitet sind gering.
Bold Prediction: Jonathan Taylor wiederholt seine 2000 Yard Saison.
Jacksonville Jaguars – AFC South
Coaching und Kultur
Liam Coen übernimmt als neuer Head Coach und bringt einen klar offensiv geprägten Ansatz mit. Sein Aufstieg in den letzten Jahren war bemerkenswert. Nach Stationen im College und der NFL gelang ihm 2023 in Tampa Bay der Durchbruch, als er Baker Mayfield zu seiner wohl besten Saison verhalf. Coen gilt als moderner Stratege, der besonders im Unterneath-Passing kreative Konzepte einsetzt, um konstante Yards zu generieren und seine Quarterbacks in Rhythmus zu bringen. Die Erwartung ist, dass er diese Philosophie nun auch als Head Coach implementiert und gleichzeitig eine klare Kultur im Team etabliert.
Unterstützt wird er von Grant Udinski als Offensive Coordinator. Udinski übernimmt allerdings kein Playcalling, sondern wird eher als Bindeglied zwischen Coaching Staff und Spielern fungieren, mit Fokus auf Detailarbeit, Game Planning und situativen Adjustments. Der Erfolg der Offense hängt also maßgeblich davon ab, wie Coen seine Vision als Playcaller in die Tat umsetzt und ob er die Balance zwischen Aggressivität und Effizienz findet.
Defensiv schlägt das Team mit Anthony Campanile als neuem Defensive Coordinator ebenfalls einen frischen Weg ein. Campanile war zuletzt Linebackers Coach und Run Game Coordinator bei den Green Bay Packers, wo er für seine Energie, Detailverliebtheit und Nähe zu den Spielern geschätzt wurde. Zwar ist er auf Coordinator-Level noch unerprobt, doch er bringt eine klare Philosophie mit: physisch im Run-Stop, disziplinierte Assignments und viel Wert auf Kommunikation innerhalb der Defense.
Offense
Trevor Lawrence steht vor einer Schlüsselphase seiner Karriere. Er hat zwar schon mehrfach sein Potenzial angedeutet, ist aber noch nicht auf jenes Niveau vorgestoßen, das man ihm als generational Talent aus dem College zugetraut hatte. Sein hoch dotierter Vertrag erhöht den Druck zusätzlich und genau deshalb soll das quarterbackfreundliche System von Liam Coen die Weichen für eine nachhaltige Leistungssteigerung stellen. Coens Fokus auf Underneath-Konzepte, klare Reads und einen rhythmischen Passfluss könnte Lawrence dabei helfen, konstanter und effizienter zu spielen.
Im Backfield herrscht ein spannender Konkurrenzkampf. Travis Etienne möchte nach einer enttäuschenden Saison wieder an seine Breakaway-Qualitäten anknüpfen, während Tank Bigsby auf eine größere Rolle drängt. Rookie Bhayshul Tuten bringt zusätzliche Explosivität, könnte aber vorerst situativ eingesetzt werden. Damit hat Jacksonville drei sehr unterschiedliche Spielertypen, die dem Coaching Staff viele Optionen eröffnen.
Auf Receiver ist man mit Brian Thomas Jr. hervorragend aufgestellt. Der ehemalige First-Round-Pick hat bereits in seinem Rookie-Jahr überzeugt und gilt als aufstrebender WR1. Dyami Brown ist auf der zweiten Outside-Position zwar verlässlich, aber kein Game-Changer. Der spannendste Baustein ist jedoch Travis Hunter, der als Rookie aus dem College kam und sofort eine zentrale Rolle im Slot übernehmen soll – gerade dort, wo Coen in seiner Offense besonders viele Targets kreiert. Hunter könnte also von Beginn an ein Schlüsselfaktor sein.
Auf Tight End geht man mit Brenton Strange in die Saison. Er ist ein solider Receiving Tight End, der jedoch noch zeigen muss, ob er auf höherem Niveau konstant gefährlich sein kann. Die Offensive Line bleibt dagegen ein potenzielles Sorgenkind. Zwar hat man mit Walker Little und Anton Harrison zwei junge Tackles mit Entwicklungspotenzial, aber noch ohne den Nachweis, schon auf gehobenem Niveau bestehen zu können. Patrick Mekari und Ezra Cleveland bilden mit Center Robert Hainsey das Interior-Trio, allesamt Spieler im soliden Durchschnitt, aber ohne dominanten Charakter.
Die Offense der Jaguars lebt von jugendlichem Potenzial und strategischer Neuausrichtung, steht aber noch auf wackligen Beinen. Alles hängt davon ab, ob Trevor Lawrence den nächsten Schritt macht und ob die jungen Playmaker sich sofort als Stützen etablieren. Gelingt das, könnte die Unit eine der Überraschungen der Saison werden, doch bleibt die O-Line ein entscheidendes Risiko.
Defense
Die Jaguars-Defense 2025 baut klar auf ihre Edge-Rusher als zentrale Stärke. Mit Josh Hines-Allen verfügt man über einen der produktivsten und konstantesten Pass Rusher der Liga, während Travon Walker auf der anderen Seite mittlerweile deutlich gereift ist. Der ehemalige First-Overall-Pick hat sich Schritt für Schritt gesteigert: Stark gegen den Run und zunehmend gefährlicher im Pass Rush, ist er inzwischen mehr als nur ein physisches Projekt. Gemeinsam bilden die beiden ein Duo, das in der Spitze zu den besten der NFL gezählt werden kann.
In der Interior Line schafft die Kombination aus Arik Armstead und Davon Hamilton ein gutes Gleichgewicht. Armstead bringt Erfahrung und Qualität im Pass Rush mit, während Hamilton als Run-Stuffer Stabilität verleiht. Damit ist die Front Four insgesamt sehr gut aufgestellt, vor allem in der Balance zwischen Physis und Technik. Dahinter bilden Foyesade Oluokun und Devin Lloyd ein starkes Linebacker-Duo: Oluokun als tacklingstarker Anker und Leader, Lloyd mit zunehmender Konstanz in Coverage und als Playmaker.
Die Secondary wirkt dagegen deutlich unausgeglichener. Im Slot ist man mit Jourdan Lewis gut abgesichert, doch auf den Outside-Spots bleiben Fragezeichen. Jarrian Jones hat Talent, muss sich aber erst dauerhaft beweisen. Tyson Campbel hofft nach einer schwächeren Saison auf ein Bounce-Back. Zusätzlich ist offen, ob und wie stark Rookie Travis Hunter auch auf Cornerback eingesetzt wird, nachdem er offensiv im Slot bereits eine tragende Rolle übernehmen soll. Auf Safety starten voraussichtlich Eric Murray und Darnell Savage, ein Duo, das eher unterer Durchschnitt ist und in Coverage wie im Run Support Schwächen zeigt.
Fazit: Die Jaguars-Defense ist an der Front physisch stark besetzt und hat mit Hines-Allen, Walker und Armstead genügend Qualität, um den Quarterback konstant unter Druck zu setzen. Die Linebacker geben zusätzlich Stabilität. Die Entwicklung der jungen Spieler in der Secondary, allen voran Travis Hunter, wird aber entscheidend dafür sein, ob diese Defense mehr als Mittelmaß sein kann.
Ausblick 2025
Die Jaguars gehen 2025 mit einer Offense ins Rennen, die vor allem von Trevor Lawrence’ Entwicklung unter Liam Coen abhängt. Mit Brian Thomas Jr. und Rookie Travis Hunter hat er zwei junge Playmaker, die das Passing Game aufwerten, während das Backfield mit Etienne, Bigsby und Tuten noch seine Rollen finden muss. Die Offensive Line ist solide verstärkt, bleibt aber eher Durchschnitt, was die Konstanz des Angriffs beeinflussen könnte. Defensiv stellt das Edge-Duo Josh Hines-Allen und Travon Walker die klare Stärke dar, doch die Secondary birgt mit vielen Fragezeichen erhebliches Risiko.
Bold Prediciton: Travis Hunter gewinnt Offensive Rookie of the Year und fängt zusätzlich 4 Interceptions.
Houston Texans
Coaching und Kultur
Demeco Ryans hat sich in kurzer Zeit als einer der prägenden „Defensive-Minded“ Head Coaches der NFL etabliert. Bei den Texans hat er nicht nur eine klare Identität, sondern vor allem eine Kultur geschaffen, die vorher schlicht nicht vorhanden war und zwar physisch, diszipliniert, und getragen von einer starken Teammentalität. Er gilt als Coach, der Spieler individuell weiterentwickelt und zugleich ein komplettes System vermittelt, das auch in engen Spielen Stabilität bringt.
Mit Nick Caley übernimmt ein First-Time-Playcaller die Offense. Aus seiner Zeit als Tight-End-Coach und Passing-Game-Coordinator bei den Rams bringt er Elemente des McVay-Systems mit, also viel Bewegung vor dem Snap, Fokus auf klare Reads und ein strukturiertes Kurz- bis Mitteldistanz-Passing. Spannend wird sein, ob er es schafft, diese Ansätze konsequent an die Stärken des bestehenden Kaders anzupassen, oder ob er an der typischen „Erstjahres-Falle“ eines neuen Playcallers scheitert.
Defensiv bleibt Matt Burke formell der Coordinator, doch das Playcalling liegt weiterhin bei Ryans. Diese Doppelrolle erlaubt es, die Defense stark in seiner Handschrift zu belassen mit viel Disziplin, klares Gap-Management, situativer Druck statt konstantem Blitzing. Das gibt den Texans eine defensive Konstanz, die in den letzten Jahren zu ihrem Markenzeichen geworden ist.
Offense
CJ Stroud bleibt auch nach seiner durchwachsenen zweiten Saison das klare Gesicht dieser Texans-Offense. Während er gegen Druck statistisch konstant blieb, nahm die Häufigkeit von Drucksituationen deutlich zu, in Hinweis darauf, dass Playcalling und Protection zuletzt nicht optimal funktionierten. Stroud bringt weiterhin das Skillset mit, um sich als einer der besten jungen Quarterbacks der NFL zu etablieren, doch seine Entwicklung hängt unmittelbar von der Line und dem Scheme ab.
Das Backfield ist ein Mix aus Chancen und Risiken. Joe Mixon war letztes Jahr der Workhorse, aber seine Verletzungsanfälligkeit macht ihn unberechenbar und er fällt zu Beginn der Saison fix aus. Nick Chubb wurde als großer Name geholt, allerdings bleibt nach seiner schweren Knieverletzung völlig offen, wie lange er auf hohem Niveau spielen kann. Rookie Woody Marks könnte eine spezifische Rolle als Receiving-Back übernehmen, ist aber (noch) kein Spieler, der die Offense alleine tragen kann.
Die Receiver-Gruppe ist die klare Stärke. Nico Collins hat sich zu einem der Top-X-Receiver der NFL entwickelt und gibt Stroud eine dominante Anspielstation. Neben ihm ergänzt Jayden Higgins als physischer Outside-Receiver, während Christian Kirk aus dem Slot die vertikale Gefahr bringt. Dazu kommt Rookie Jaylin Noel, der weitere Tiefe einbringen könnte. Der Ausfall von Tank Dell schmerzt, aber Dalton Schultz auf Tight End liefert solide Unterstützung und sichert die Mittelzone ab.
Die Achillesferse dieser Offense ist die Offensive Line. Der Trade von Laremy Tunsil hinterlässt ein riesiges Loch, das Cam Robinson auf LT kaum adäquat füllen kann. Rookie Aireontae Ersery auf RT und Tytus Howard auf Guard sind beide Wackelkandidaten, Laken Tomlinson und Jarrett Patterson bringen lediglich Durchschnittsniveau. Zusammengenommen droht diese Unit, eine der schwächsten Lines der Liga zu werden.
Die Texans-Offense lebt von ihrem jungen Franchise-Quarterback und einem starken Receiving-Corps, wird aber durch die Line und die fragilen Running Backs deutlich limitiert. Stroud hat das Talent, die Unit auf ein Top-10-Level zu heben, doch ohne Protection könnte es ein weiteres Jahr mit vielen Aufs und Abs werden.
Defense
Das Herzstück der Texans-Defense ist zweifellos das Edge-Duo um Will Anderson Jr. und Danielle Hunter. Anderson etabliert sich als aufstrebender Superstar, während Hunter mit seiner Erfahrung und Konstanz das Duo zu einem der besten, wenn nicht dem besten, der gesamten Liga macht. Gemeinsam können sie Spiele allein durch konstanten Druck auf gegnerische Quarterbacks verändern und sind die Basis für das defensive Selbstverständnis dieses Teams.
In der Interior Line setzt Houston auf Sheldon Rankins, der nach seiner Rückkehr an seine starken Leistungen in Houston anknüpfen soll. Neben ihm rotieren Denico Autry und Tim Settle, beides keine dominanten Namen, aber solide Ergänzungen, die Stabilität bringen und den Fokus von den Edges nehmen können. Dahinter steht mit dem Linebacker-Duo Azeez Al-Shaair und Henry To’o To’o eine verlässliche Kombination aus Erfahrung, Aggressivität und Spielverständnis. Al-Shaair ist ein Anker in der Run-Defense, während To’o To’o als junger Spieler Entwicklungspotenzial mitbringt.
Die Secondary ist geprägt von jungem Talent. Derek Stingley Jr. hat sich zu einem der besten Cornerbacks der Liga entwickelt und kann mit seiner Athletik und Technik ganze Spielfeldseiten neutralisieren. Kamarai Lassiter überzeugte als Rookie bereits mit starker Spielübersicht und gilt als langfristiger Starter. Jalen Pitre, ursprünglich als Safety vorgesehen, entfaltet sein Potenzial im Slot noch besser und bringt Flexibilität ins Scheme. Auf Safety ist die Lage gemischter: Neben dem per Trade geholten C.J. Gardner-Johnson soll Jimmie Ward starten. Doch da Ward Probleme abseits des Feldes hat, könnte Second-Year-Spieler Calen Bullock früh mehr Verantwortung übernehmen müssen. Er bringt Athletik und Instinkt mit, muss aber noch an Konstanz und Positionstreue arbeiten.
Die Texans-Defense 2025 hat in der Front Seven das Potenzial, eine der gefürchtetsten Units der Liga zu sein, angeführt vom Elite-Duo Anderson/Hunter. Die Entwicklung der jungen Cornerbacks und von Safety Bullock ist entscheidend dafür, ob diese Defense den Sprung von „gut“ zu „dominant“ schafft. Bleibt die Secondary stabil und liefern die Edges wie erwartet, kann Houston eine der Top-Defenses der NFL stellen.
Ausblick 2025
Die Texans 2025 sind ein Team mit extremem Kontrast: Offensiv hängt fast alles an C.J. Stroud, der trotz schwacher Protection seine Playmaker wie Nico Collins ins Spiel bringen muss. Das Backfield mit Mixon und Chubb bietet Namen, ist aber verletzungsanfällig, und die O-Line gehört zu den größten Sorgenpunkten der Liga.
Defensiv dagegen könnte Houston zu den besten Units zählen: Will Anderson Jr. und Danielle Hunter bilden ein dominantes Edge-Duo, Stingley und Lassiter geben Sicherheit auf Corner. Die größte Frage bleibt die Stabilität auf Safety und wie schnell junge Spieler wie Bullock liefern können.
Bold Prediction: Hunter und Anderson sacken den Quarterback kombiniert über 30 Mal.
Tennessee Titans
Coaching und Kultur
Brian Callahan steht 2025 enorm unter Druck. Nach einer ernüchternden Debütsaison als Head Coach wird es für ihn entscheidend sein, ob er mit dem eigenen, neu ausgewählten Quarterback endlich die Handschrift eines Offensivspezialisten sichtbar machen kann. Seine Zukunft hängt stark davon ab, ob er es schafft, aus dem Kader mehr herauszuholen als im Vorjahr.
Mit Offensive Coordinator Nick Holz geht ebenfalls ein junger Coach in seine zweite Saison. Er kennt Callahans Vorstellungen inzwischen sehr gut, muss aber beweisen, dass er in der Lage ist, die Offense nicht nur effizient, sondern auch variabel und schwer ausrechenbar zu gestalten.
Defensiv setzt Callahan weiter auf Dennard Wilson, der nach einem soliden ersten Jahr nun den nächsten Schritt gehen muss. Seine Defense zeigte in Ansätzen Stabilität, doch Konstanz über eine gesamte Saison hinweg fehlte. Gelingt es Wilson, die Spieler individuell zu entwickeln und gleichzeitig eine geschlossene Einheit zu formen, könnte die Defense den dringend benötigten Rückhalt liefern.
Insgesamt ist 2025 ein Jahr der Wahrheit: Callahan muss beweisen, dass er die richtige langfristige Lösung ist. Schafft er es, die Offense um den neuen Quarterback herum aufzubauen und gleichzeitig die Defense zu stabilisieren, kann er den Turnaround einleiten. Bleibt der Erfolg jedoch erneut aus, dürfte die Geduld der Franchise aufgebraucht sein.
Offense
Cam Ward ist die große Hoffnung dieser Offense. Als First Overall Pick bringt er das Potenzial mit, die Titans langfristig zu prägen, auch wenn er bislang medial ungewöhnlich wenig Aufmerksamkeit bekommt. Sein Skillset, mobil, präzise, mit guter Entscheidungsfindung, sollte sich solide in die NFL übertragen, was ihm in Kombination mit einem eher ruhigen Umfeld helfen könnte. Das Backfield mit Tony Pollard und Tyjae Spears ist auf ein Split-Carry-Setup ausgelegt, beide bringen unterschiedliche Stärken mit, wobei Pollard als vielseitiger Runner und Spears als dynamische Ergänzung ihre Rollen finden müssen.
Im Receiving-Corps ist Calvin Ridley klar die Nummer eins, ein verlässlicher X-Receiver, der die Unit tragen soll. Tyler Lockett bringt als Veteran zwar Erfahrung, doch sein Einfluss hängt stark von seiner Fitness und Explosivität ab. Rookie Elic Ayomanor überzeugt bereits im Camp mit Einsatz und könnte früh Snaps sehen, während Xavier Restrepo, Ward’s College-Kollege, noch um den Kader kämpft. Van Jefferson bleibt eine solide, aber unspektakuläre Tiefe. Auf Tight End ist Chigoziem Okonkwo ein ordentlicher Starter ohne großes Upside, Rookie Gunner Helm könnte hier perspektivisch Schwung hineinbringen.
Die Offensive Line wurde nach der schwachen letzten Saison gezielt verstärkt. Dan Moore Jr. kam teuer als Left Tackle, solide, wenn auch kein dominanter Anker. JC Latham rückt zurück auf seine gewohnte Position Right Tackle, was Stabilität bringen sollte. Kevin Zeitler ist trotz seines Alters ein klarer Gewinn auf Right Guard, während Peter Skoronski den nächsten Schritt machen muss. Center Lloyd Cushenberry kehrt nach Verletzung zurück, was ebenfalls Stabilität bringt. Die Unit hat Potenzial, doch die Mischung aus verletzungsanfälligen Spielern und Durchschnittsstarter birgt ein Risiko.
Die Titans-Offense 2025 wird maßgeblich von der Entwicklung von Cam Ward abhängen. Mit einem verbesserten Supporting Cast um Ridley, Pollard/Spears und einer aufgewerteten O-Line sind die Rahmenbedingungen besser als im Vorjahr. Allerdings bleibt die Tiefe auf Receiver und Tight End fragil, und die Line muss zuerst beweisen, dass sie den Umbruch wirklich verkraftet hat.
Defense
Die Titans-Defense 2025 wird klar von ihrer Front getragen. Mit T’Vondre Sweat, Jeffrey Simmons und Sebastian Joseph-Day ist das Team innen physisch stark aufgestellt, Simmons liefert seit Jahren konstant auf hohem Niveau, während Sweat als junger Spieler weiter in Richtung Difference-Maker wachsen könnte. Auf Edge setzt man auf Rookie Oluwafemi Oladejo und den erfahrenen Arden Key, ein Duo mit Potenzial, aber noch ohne nachgewiesene Konstanz auf höchstem Level. Dahinter klafft eine Lücke: Cody Barton ist als solider Starter auf Linebacker gesetzt, doch neben ihm fehlt Qualität – weder Cedric Gray noch Curtis Jacobs oder Brian Asamoah II konnten bisher beweisen, dass sie mehr als Rotationsspieler sind.
Die Secondary ist ein klares Fragezeichen. Der Trade für L’Jarius Sneed soll Stabilität auf Corner bringen, doch er muss seine Chiefs-Form bestätigen, um den Preis zu rechtfertigen. Der zweite Spot ist offen, Jarvis Brownlee Jr., Roger McCreary oder Darrell Baker Jr. sind Optionen, doch keiner bringt bisher das Profil eines verlässlichen Starters mit. Im Slot fehlt zudem eine klare Lösung. Auf Safety ist Quandre Diggs gesetzt, ein erfahrener Leader mit starker Antizipation, daneben war Xavier Woods letztes Jahr solide, bekommt nun aber Konkurrenz vom Rookie Kevin Winston Jr., der sich früh Snaps verdienen könnte.
Diese Defense steht auf einem Fundament aus einer starken Interior-Line und Jeffrey Simmons als Fixpunkt. Doch der Rest ist voller Unsicherheiten. Die Edge-Position braucht Konstanz, Linebacker Tiefe, und die Secondary hängt fast ausschließlich daran, dass Sneed funktioniert. Der Schlüssel liegt klar in der Entwicklung der jüngeren Spieler wie Oladejo, Brownlee und Winston Jr., die das Niveau heben müssen, wenn diese Unit mehr sein will als Durchschnitt.
Ausblick 2025
Die Titans gehen 2025 mit einem klaren Fokus auf den Neuaufbau ins Rennen. Rookie-Quarterback Cam Ward ist das Herzstück dieser Entwicklung und bringt mit seinem Spielstil das Potenzial, die Offense nachhaltig zu beleben. Dabei hilft, dass die O-Line mit JC Latham auf Right Tackle, Kevin Zeitler auf Guard und Bernhard Raimann als verlässlichem Anker deutlich stabiler aussieht als im Vorjahr. Mit Calvin Ridley als Nummer-eins-Receiver und einem geteilten Backfield um Tony Pollard und Tyjae Spears gibt es genug Playmaker, auch wenn hinter den Startern die Tiefe überschaubar ist.
Defensiv ist die Interior-Line mit Jeffrey Simmons und T’Vondre Sweat klar die größte Stärke – beide zählen zu den physischen Konstanten, die jedes Spiel beeinflussen können. Auf Edge liegt viel Druck auf Rookie Oluwafemi Oladejo, der zusammen mit Arden Key für Entlastung sorgen muss. Während das Linebacker-Duo solide ist, bleibt die Secondary ein Risiko: L’Jarius Sneed soll als teurer Trade die Abwehr stabilisieren, doch neben ihm fehlt ein klarer zweiter Starter. Auf Safety ist man ordentlich besetzt, aber nicht überdurchschnittlich.
Unterm Strich ist dieses Team ein Projekt zwischen Aufbruch und Unsicherheit. Ward muss zeigen, dass er vom ersten Tag an das Gesicht des Teams sein kann, während die Defense vor allem von der Dominanz der Front lebt. Gelingt die Entwicklung der jungen Spieler und bleiben die Schlüsselspieler gesund, können die Titans überraschen, andernfalls droht ein weiteres Jahr im unteren Tabellendrittel.
Bold Prediction: Cam Ward knackt als Rookie die 4.200-Yard-Marke und 25 Touchdowns, führt die Titans zu einer Wildcard-Überraschung und wird Offensive Rookie of the Year.