Die AFC West bleibt ein Pulverfass – aber nicht mehr nur wegen Kansas City. Während die Chiefs mit Mahomes weiter der Goldstandard der Liga sind, drängen neue Kräfte nach oben: Die Chargers unter Jim Harbaugh suchen nach Identität, die Broncos hoffen auf Bo Nix und Paytons Systemstabilität – und die Raiders? Sie starten mit einem Coach-Duo, das kaum jemand erwartet hätte. Unsere Vorschau analysiert Stärken, Schwächen und Überraschungspotenzial in einer Division im Umbruch.
Denver Broncos
Coaching und Kultur
Sean Payton geht mit den Denver Broncos 2025 in eine richtungsweisende Saison. Nach einem Jahr Eingewöhnung ist seine Handschrift nun klar erkennbar: Disziplin, Struktur und ein hohes Maß an Kontrolle über alle Bereiche des Teams. Payton gilt als einer der besten Playdesigner und Taktiker der NFL, doch die Frage bleibt, ob er die Franchise in der harten AFC West nachhaltig wieder in die Spur bringen kann. Der Druck ist hoch, da Denver seit Jahren hinter den eigenen Erwartungen zurückbleibt und Payton mit seinem Renommee genau für diesen Turnaround geholt wurde.
An seiner Seite setzt er auf bekannte Namen, die seine Philosophie stützen. Mit Joe Lombardi als Offensive Coordinator hat er einen langjährigen Weggefährten installiert, der seine Offense-Strukturen aus New-Orleans-Zeiten bestens kennt. Lombardi steht für Rhythmus im Passing Game, viele Intermediate-Konzepte und schnelle Entscheidungen für den Quarterback. Allerdings muss er beweisen, dass er mehr Variabilität einbringen kann als zuletzt bei den Chargers, wo seine Offense mit Justin Herbert zwar solide, aber eindimensional wirkte. Payton wird deshalb weiterhin stark Einfluss auf den offensiven Gameplan nehmen.
Defensiv vertraut er Vance Joseph, der trotz schwankender Leistungen im Vorjahr im Amt geblieben ist. Joseph bringt Aggressivität und ein blitzlastiges Schema, das in Phasen sehr effektiv sein kann, jedoch auch zu Big Plays für den Gegner führt. Mit einem weiteren Jahr Eingewöhnung und Anpassungen an das Personal besteht die Hoffnung, dass die Defense stabiler und konstanter auftritt. Besonders in den Bereichen Red-Zone-Defense und Third-Down-Situationen wird es entscheidend sein, ob Joseph die richtigen Adjustments vornimmt.
Offense
Bo Nix geht mit einer Menge Rückenwind in sein zweites Jahr als Starter. Nach einer Rookiesaison, in der er viele Beobachter positiv überrascht hat, vor allem mit seiner Beweglichkeit, seiner Ruhe in der Pocket und seiner Fähigkeit, improvisiert Scrambles in First Downs zu verwandeln, wächst die Erwartungshaltung. Nun wird es entscheidend sein, ob er auch dann konstant bleibt, wenn Defenses sich besser auf sein Spiel eingestellt haben.
Das Backfield wurde clever ergänzt: Mit RJ Harvey kam ein kleiner, shifty Back in der zweiten Runde, der vor allem im Passing Game glänzen könnte. Daneben ist J.K. Dobbins die erfahrene Komponente , mit dem großen Fragezeichen seiner Gesundheit, denn die letzten Jahre waren von Verletzungen geprägt. Zusammen könnte dieses Duo aber eine flexible Rotation darstellen, die zu Sean Paytons System passt.
Im Receiver-Corps ist Courtland Sutton die sichere Bank. Er bleibt als physischer X-Receiver verlässlich und wurde nicht ohne Grund längerfristig gebunden. Der spannende Teil dieser Gruppe sind jedoch die jungen Spieler: Marvin Mims Jr. und Troy Franklin haben im Camp offenbar Fortschritte gezeigt und könnten eine größere Rolle einnehmen. Rookie Pat Bryant überzeugte ebenfalls früh, was auf mehr Tiefe und Konkurrenz im Corps hindeutet. Mit diesem Mix aus Erfahrung und Jugend könnte die Passing-Offense dynamischer werden.
Auf Tight End setzt man mit Evan Engram auf einen flexiblen, modernen Receiving-Tight-End, der in Paytons Offense eine Schlüsselrolle als Matchup-Waffe spielen dürfte. Adam Trautman bleibt ein verlässlicher Blocker, was dem Team die nötige Balance gibt.
Das Herzstück ist jedoch die Offensive Line. Mit Garrett Bolles und Mike McGlinchey auf den Tackle-Positionen, Quinn Meinerz als einem der besten Guards der Liga, Ben Powers als stabilem Starter und Luke Wattenberg auf Center bringt diese Unit Kontinuität und Qualität mit. In Summe ist sie stark genug, um Nix Schutz zu geben und das Run Game konstant zu stützen.
Diese Broncos-Offense hat das Potenzial, 2025 deutlich mehr Balance zu finden. Bo Nix muss beweisen, dass er kein „One-Year-Wonder“ ist, während Payton die jungen Receiver und das neue Backfield clever integrieren muss. Wenn das gelingt, kann Denver eine stabile Offense stellen, die den Grundstein für eine Rückkehr in Richtung Playoff-Kandidaten legt.
Defense
Die Front ist klar die größte Stärke dieser Unit. Mit DJ Jones als massivem Nose Tackle sowie Zach Allen und John Franklin-Myers auf den End-Positionen ist man im Zentrum physisch stark aufgestellt. Besonders Allen bringt konstante Passrush-Fähigkeiten, während Franklin-Myers mit seiner Vielseitigkeit auch in verschiedenen Fronts einsetzbar ist. Über außen bilden Nik Bonitto und Jonathan Cooper das Herzstück des Pass Rushs. Bonitto war einer der Shooting Stars der letzten Saison und brachte regelmäßig Druck, während Cooper mit seiner Konstanz überzeugt. Die Rotation ist ebenfalls interessant: Mit Dondrea Tilmann, Jonah Elliss und Rookie Quandarrius Robinson hat man mehrere junge Spieler, die für Entlastung sorgen können und langfristig noch mehr Upside haben.
Auf Linebacker baut man auf die Rückkehr von Dre Greenlaw, der vor seiner Verletzung zu den besten auf seiner Position zählte. Er bringt Instinkt, Physis und Führungsqualität ein. Neben ihm bleibt Alex Singleton ein verlässlicher Tackler, der zwar nicht das große Starprofil hat, aber defensive Stabilität liefert.
In der Secondary ist Patrick Surtain Jr. das klare Aushängeschild. Nach seiner dominanten Saison zählt er zu den besten Cornerbacks der gesamten Liga und kann gegnerische Top-Receiver nahezu ausschalten. Auf der anderen Seite ist die Situation offener: Riley Moss und Ja’Quan McMillan konkurrieren um den Starterplatz, während First-Round-Pick Jahdae Barron vor allem im Slot große Erwartungen mitbringt. Auf Safety hat man mit Brandon Jones einen der konstantesten Spieler der Vorsaison, und dazu wurde Talanoa Hufanga geholt. Er muss nach seiner Verletzung zeigen, ob er wieder an seine früheren Leistungen anknüpfen kann, bringt aber viel Playmaking-Potenzial mit.
Die Broncos haben in der Defensive eine Mischung aus Stars, vielversprechenden Talenten und einigen Unsicherheiten. Vor allem der Pass Rush mit Bonitto und Cooper sowie die Elite-Coverage von Surtain geben dieser Unit ein hohes Ceiling. Entscheidend wird sein, ob Greenlaw gesund bleibt und wie schnell die jungen Cornerbacks und Rotationsspieler ihren Platz finden. Gelingt das, kann Denver zu einer der Top-Defenses der AFC werden.
Ausblick 2025
Die Broncos gehen 2025 mit einer Defense ins Rennen, die auf dem Papier ein enormes Potenzial hat. Vor allem die Front Seven mit DJ Jones, Zach Allen, John Franklin-Myers sowie den explosiven Edge-Rushern Nik Bonitto und Jonathan Cooper verspricht, konstant Druck auf gegnerische Quarterbacks auszuüben. Mit Dre Greenlaw und Alex Singleton hat man zudem ein Linebacker-Duo, das Physis und Instinkt vereint. Den Unterschied könnten jedoch die jungen Rotationsspieler und First-Round-Pick Jahdae Barron machen, der im Slot eine Schlüsselrolle übernehmen soll. Gelingt es den Talenten, schnell Stabilität zu bringen, könnte die Defense zu einer der prägenden Einheiten der AFC werden.
Offensiv bleibt vieles an Bo Nix hängen, der nach seiner überraschend guten Rookie-Saison den nächsten Schritt gehen muss. Mit einem tiefen Receiver-Room um Courtland Sutton, Marvin Mims Jr. und Troy Franklin sowie einer starken Line sind die Voraussetzungen da, dass er sich weiterentwickelt. Die Verpflichtung von Evan Engram als Tight End gibt Sean Payton zusätzliche Flexibilität im Scheme. Schafft es Nix, die Konstanz zu finden und gleichzeitig die Big Plays auszunutzen, könnten die Broncos zu einem unangenehmen Gegner für jedes Team werden – auch wenn Fragen in der Tiefe und Verletzungsanfälligkeit einzelner Schlüsselspieler das Ceiling etwas begrenzen.
Bold Prediction: RJ Harvey erreicht über 1500 Yards und wird Offensive Rookie of the Year.
Los Angeles Chargers
Coaching und Kultur
Jim Harbaugh tritt bei den Chargers mit einem klaren Plan an: Er will eine Franchise, die jahrelang für Talent ohne Konstanz stand, in eine physische, disziplinierte und identitätsstarke Mannschaft verwandeln. Harbaughs Ruf basiert nicht nur auf seinen Erfolgen in der NFL bei den 49ers, sondern auch auf dem dominanten Programm, das er zuletzt in Michigan aufgebaut hat. Überall, wo er hinkam, etablierte er Strukturen, klare Verantwortlichkeiten und eine Kultur, in der Toughness und Effizienz im Vordergrund stehen. Genau das fehlt den Chargers seit Jahren und genau hier setzt er an.
Mit Greg Roman als Offensive Coordinator setzt Harbaugh auf einen engen Vertrauten, dessen Systeme stets lauflastig und Quarterback-freundlich waren. Roman versteht es, durch kreative Run-Konzepte, optionale Elemente und schematische Vielfalt gegnerische Defenses zu kontrollieren. Für die Chargers bedeutet das: Weg von reinem „Air Herbert“, hin zu einer Offense, die stark auf Balance und Rhythmus setzt, mit dem Laufspiel als Basis und Play-Action als zentrale Waffe. Justin Herbert soll so entlastet werden und konstanter in effiziente Situationen kommen.
Defensiv hat Harbaugh mit Jesse Minter ebenfalls einen engen Vertrauten an Bord geholt. Gemeinsam feierten die beiden in Michigan große Erfolge, unter anderem mit einer Defense, die durch Variabilität, Disguise und kluges Timing bei Blitzes auffiel. Minter ist kein Coach, der alles auf Stars stützt, sondern Systeme baut, in denen Spieler ihre Rolle perfekt ausfüllen können. Für die Chargers bedeutet das eine Abkehr von der Staley-Ära, in der zwar Ideen da waren, aber die Umsetzung und Anpassungen oft fehlten
Offense
Die Chargers-Offense 2025 ist ein Konstrukt mit sehr hohem Ceiling, aber auch mit klaren Schwachstellen. Justin Herbert bleibt das Herzstück, ein Quarterback, der sowohl im Quick Game als auch mit seiner Armstärke zu den Besten der Liga zählt. Doch das Playcalling nutzt sein Big-Play-Potenzial nicht immer optimal. Mit Omarion Hampton als Erstrundenpick hat man einen möglichen Three-Down-Back für die Zukunft, während Najee Harris eine physische Komponente ins Laufspiel bringt, sofern er nach seiner Augenverletzung fit ist.
Die größte Baustelle ist das Receiver-Corps. Ladd McConkey harmoniert hervorragend mit Herbert und wirkt wie ein Glücksgriff, doch dahinter wird es unbeständig. Keenan Allen bringt Veteran-Erfahrung zurück, aber seine besten Jahre liegen klar hinter ihm. Quentin Johnston hat bisher enttäuscht, und Rookie Tre Harris muss erst beweisen, dass er auf NFL-Niveau starten kann. Diese Abhängigkeit von McConkey macht die Offense berechenbar, wenn kein zweiter Konstanter neben ihm entsteht. Auf Tight End fehlt echte Qualität, weder Conklin noch Dissly sind mehr als durchschnittlich, sodass Rookie Oronde Gadsden II schnell in eine große Rolle gedrängt werden könnte.
In der Line gibt es Licht und Schatten. Joe Alt muss Rashawn Slater auf Left Tackle ersetzen, eine große Aufgabe für einen Rookie, während Trey Pipkins auf Right Tackle eher ein Downgrade darstellt. Innen sind Zion Johnson und Mekhi Becton talentiert, aber beide mit Fragezeichen in Sachen Konstanz und Gesundheit. Bradley Bozeman kennt das System von Greg Roman, was Stabilität bringen könnte, doch insgesamt fehlt der Line die Sicherheit, eine der besten Units der Liga zu sein.
Die Chargers-Offense hat enormes Potenzial, wenn Herbert und Hampton harmonieren und McConkey seine Rolle bestätigt. Allerdings ist das Receiver-Corps dünn, die Tight Ends wenig verlässlich und die O-Line durch Verletzungen und Positionswechsel geschwächt. Das Team könnte stark schwanken, von explosiv bis hin zu ineffizient.
Defense
Die Chargers-Defense 2025 ist ein interessanter Mix aus Erfahrung, solider Basis und viel Entwicklungspotenzial. In der Line bilden Teair Tart und De’Shawn Hand innen ein eher unauffälliges, aber verlässliches Duo. Außen sorgt der alternde, aber immer noch gefährliche Khalil Mack für Qualität im Pass Rush, während Tuli Tuipulotu auf dem anderen Edge als junger, aufstrebender Spieler gilt. Mit Bud Dupree und Rookie Kyle Kennard hat man dahinter Tiefe, aber es fehlt der ganz große zweite Star, um Mack langfristig zu entlasten.
Auf Linebacker setzt man auf Denzel Perryman, einen verlässlichen Run-Stopper, und Daiyan Henley, der nach seiner zweiten Saison als Athlet mit Entwicklungspotenzial gilt. Dieses Duo ist solide, hat aber nicht den gleichen Impact wie die Elite-Units der Liga. Die Secondary lebt von jungen Cornerbacks, die überperformt haben: Cam Hart und Tarheeb Still überraschten in ihrer Rookie-Saison und gelten nun als Starter, wobei Still im Slot sogar überdurchschnittlich spielte. Auf dem zweiten Outside-Spot ist noch offen, ob Benjamin St-Juste oder Donte Jackson den Zuschlag erhält, beide sind erfahren, aber eher Übergangslösungen.
Das Rückgrat der Defense bleibt Derwin James Jr., einer der besten und vielseitigsten Safetys der NFL. Neben ihm spielt Elijah Molden, ein sehr solider zweiter Safety, der vor allem mit guter Awareness und sicherem Tackling überzeugt.
Die Defense der Chargers hat mit Mack, James und den jungen Cornerbacks einzelne starke Säulen, doch die Frage bleibt, ob genug Konstanz und Tiefe vorhanden ist. Die Entwicklung von Spielern wie Tuipulotu, Henley und den jungen Cornerbacks wird entscheidend sein. Wenn diese Schritte nach vorne machen, könnte die Unit überdurchschnittlich performen. Bleiben sie jedoch stehen, fehlt der Defense die Schlagkraft, um in engen Spielen die Differenz auszumachen.
Aussicht 2025
Die Chargers sind ein Team, das stark von Justin Herbert lebt. Kann er trotz Limitierungen im Scheme Big Plays kreieren und bleibt die O-Line halbwegs stabil, könnte die Offense effizient genug sein, um Spiele zu gewinnen. Defensiv hängt vieles von den jungen Cornerbacks und dem Pass Rush neben Mack ab. Realistisch gesehen bleibt Los Angeles ein Team im Übergang: zu stark, um komplett im Keller zu landen, aber mit zu vielen Lücken, um sich wirklich als Contender zu etablieren.
Bold Prediction: Rookie Kyle Kennard und Tuli Tuipulotu kombinieren für mehr Sacks als Khalil Mack, was einen überraschenden Generationenwechsel im Pass Rush einleitet.
Kansas City Chiefs
Coaching und Kultur
Andy Reid geht 2025 in seine mittlerweile 22. Saison als Head Coach – und bleibt die zentrale Figur der Kansas City Chiefs. Seine Mischung aus Offensivkreativität, Erfahrung und Führungsstärke sorgt dafür, dass die Chiefs seit Jahren das Maß aller Dinge in der NFL sind. Reid ist nach wie vor einer der besten Playcaller der Liga, hat aber bewusst mehr Verantwortung an seine Koordinatoren abgegeben, um das Gesamtkonstrukt zu stabilisieren.
Mit Matt Nagy als Offensive Coordinator setzt Kansas City auf Kontinuität. Nagy kennt das System in- und auswendig, war schon zuvor eng an Reids Seite und soll Patrick Mahomes weiter ein Umfeld bieten, in dem er sein außergewöhnliches Skillset entfalten kann. Nagy ist kein Offensivgenie wie Reid selbst, aber als verlängerter Arm des Head Coaches ein Garant dafür, dass die Offense in ihrer Grundstruktur stabil bleibt.
In der Defense bleibt Steve Spagnuolo das Herzstück. Seit Jahren gelingt es ihm, aus wechselndem Personal eine aggressive, flexible Defense zu formen, die in entscheidenden Momenten den Unterschied macht. Seine Stärke ist die Anpassung an Gegner und Spielsituationen: komplexe Blitzpakete, disguiste Coverages und ein Fokus auf Big Plays in Schlüssel-Momenten. 2025 ist die Defense erneut so aufgestellt, dass sie Mahomes’ Offense ideal ergänzt.
Offense
Mit Patrick Mahomes sind die Chiefs wie eh und je auf Quarterback bestens versorgt. Auch wenn er in der Regular Season nicht immer sein absolut bestes Niveau abruft, zeigt er in den Playoffs konstant, warum er der dominierende QB seiner Generation ist. Sein improvisiertes Spiel, gepaart mit seiner Fähigkeit, auch bei Chaos in der Pocket präzise Würfe zu setzen, macht ihn weiterhin zum größten Trumpf der Franchise.
Das Backfield bietet solide Tiefe, aber keine dominante Lösung. Isiah Pacheco bringt physische Toughness und Explosivität, allerdings muss er nach einer verletzungsgeplagten Saison wieder Konstanz beweisen. Veteran Kareem Hunt ist ein erfahrener Lückenfüller, jedoch kein Spieler mehr, der allein Spiele entscheidet.
Die Receiver-Situation ist die größte Baustelle. Die sechswöchige Sperre von Rashee Rice reißt zu Saisonbeginn ein klares Loch. Bis dahin liegt viel Verantwortung bei Xavier Worthy, dessen Speed das vertikale Element bringt, und bei Marquise Brown, der nach seiner enttäuschenden Saison einen Bounce-Back benötigt. Juju Smith-Schuster wird im Kurzpassspiel helfen, während Rookie Jalen Royals die Überraschung der Offense werden könnte, wenn er früh Snaps sieht.
Auf Tight End markiert 2025 endgültig den Übergang: Travis Kelce bleibt zwar ein verlässlicher Faktor, doch das Alter hinterlässt Spuren. Mit Noah Gray teilt er sich Snaps, um Kelce länger frisch zu halten. Das Duo kann gefährlich sein, erreicht aber nicht mehr die Dominanz vergangener Jahre.
Die O-Line ist ein Mix aus Elite und Unsicherheit. Creed Humphrey und Trey Smith bilden das Rückgrat im Zentrum, beide gehören zu den besten auf ihrer Position. Josh Simmons, der Erstrundenpick, übernimmt Left Tackle und könnte mit Mahomes’ Mobilität im Rücken wachsen, hat aber Anlaufschwierigkeiten zu erwarten. Jawaan Taylor bleibt trotz schwankender Leistungen auf Right Tackle, während Kingsley Suamataia die Wundertüte auf Guard ist. Insgesamt reicht die Line für Stabilität, aber nicht unbedingt für Dominanz.
Die Chiefs-Offense lebt weiterhin primär von Mahomes’ Magie, doch sie geht mit mehr Fragezeichen in die Saison als in den letzten Jahren. Receiver-Sperren, Kelces Alter und Lücken in der Line könnten dazu führen, dass die Offense streckenweise unrund läuft. Dennoch haben die Chiefs das Talent und die individuelle Qualität, sich im Verlauf der Saison zu steigern und in der Postseason erneut gefährlich zu werden.
Defense
Mit Chris Jones bleibt der unumstrittene Fixpunkt dieser Front. Er ist einer der wenigen Interior Defender, der gleichermaßen dominanten Pass-Rush wie Run-Stopping auf Elite-Level liefert. An seiner Seite herrscht allerdings Unsicherheit: Omarr Norman-Lott, der Zweitrundenpick, bringt als klassischer Pass-Rush-Defensive-Tackle viel Potenzial, aber noch keine NFL-Erfahrung. Jerry Tillery und Derrick Nnadi sind bekannte Namen, liefern jedoch seit Jahren höchstens Mittelmaß. Auf Edge ist George Karlaftis gesetzt, der mit seiner Workrate und Konstanz einen wichtigen Anker darstellt. Daneben ist die Lage deutlich schwächer: Charles Omenihu kommt von einer schweren Verletzung zurück, Mike Danna ist solide, aber limitiert, und Rookie Ashton Gillotte könnte früher als geplant in eine wichtige Rolle gedrängt werden.
Deutlich stabiler ist das Linebacker-Trio. Mit Nick Bolton als Anführer, Drue Tranquill als vielseitigem Allrounder und Leo Chenal als physischem Enforcer haben die Chiefs hier eine der besten Kombinationen der AFC. Diese Gruppe kann sowohl gegen den Run dicht machen als auch in Coverage bestehen.
Die Secondary bietet Licht und Schatten. Auf Corner ist man mit Trent McDuffie hervorragend besetzt, er zählt bereits zu den besten Cover-Cornern der Liga. Kristian Fulton bringt auf der anderen Seite ebenfalls Qualität mit, wenngleich er weniger konstant ist. Problematisch könnte jedoch die Safety-Position werden: Das Duo Jaden Hicks und Bryan Cook ist athletisch interessant, wirkt aber noch unerfahren und inkonstant. Fehlende Leader-Qualität im Backfield könnte sich hier bemerkbar machen.
Die Chiefs-Defense hat in Jones, Karlaftis, Bolton und McDuffie klare Eckpfeiler, die das Niveau anheben. Allerdings hängt viel davon ab, wie schnell junge Spieler wie Norman-Lott oder Gillotte einschlagen und ob Omenihu verletzungsfrei bleibt. Besonders die Safety-Position könnte zum entscheidenden Schwachpunkt werden, wenn Hicks und Cook ihre Entwicklung nicht beschleunigen. Insgesamt hat diese Unit das Potenzial, solide bis überdurchschnittlich zu sein, trägt aber ein erhebliches Risiko in Sachen Tiefe und Konstanz.
Ausblick 2025
Die Chiefs starten mit dem bewährten Rezept: Mahomes, Andy Reid und eine Offensive, die auch ohne Kelce auf Peak-Level in der Lage ist, Spiele zu gewinnen. Doch im Gegensatz zu den vergangenen Jahren wirkt die Offense stärker abhängig von der Entwicklung junger Receiver wie Worthy. Defensiv sind die Chiefs auf die Stars angewiesen: Jones, Karlaftis und McDuffie können das Fundament tragen, aber die Tiefe in der Front und die Unsicherheit auf Safety machen die Unit verletzungsanfällig.
In Summe bleiben die Chiefs trotz Baustellen ein klarer Super-Bowl-Anwärter, solange Mahomes fit ist. Doch sie sind weniger „unzerstörbar“ als in früheren Jahren, was die Konkurrenz in der AFC nutzen könnte.
Bold Prediction: Die Chiefs gewinnen ihre Division erneut, doch Mahomes muss so viel improvisieren wie nie zuvor. Er führt die Liga in Scramble Yards an und wird MVP, während die Defense außerhalb der Top 15 landet.
Las Vegas Raiders
Coaching und Kultur
Pete Carroll kehrt nach einer langen und erfolgreichen Karriere noch einmal als Head Coach zurück. Seine Philosophie ist seit jeher klar erkennbar: Teamkultur, Disziplin und physisches Spiel haben bei ihm Priorität. Auch wenn Carroll nicht mehr zu den modernsten Offensivstrategen zählt, bringt er weiterhin Erfahrung, Führungsqualität und ein klares Selbstverständnis ins Team. Er gilt als Spieler-Coach, der besonders junge Mannschaften stabilisieren und entwickeln kann.
Mit Chip Kelly als Offensive Coordinator bekommt Carroll einen starken Gegenpol. Kelly steht für hohes Tempo, Spread-Konzepte und viel Bewegung vor dem Snap. Seine Offenses leben von Kreativität und Speed, auch wenn sie in der NFL in der Vergangenheit nicht immer konstant erfolgreich waren. Carrolls eher konservativer Ansatz und Kellys aggressives, schnelles System könnten sich gegenseitig ergänzen oder zu Reibungen führen, falls die Balance nicht passt.
Auf der defensiven Seite vertraut Carroll auf Patrick Graham, der über viel Erfahrung als Coordinator verfügt. Graham steht für flexible Gameplans, die sich stark am Gegner orientieren, und hat bereits mehrfach gezeigt, dass er auch mit limitierterem Personal ordentliche Defenses aufs Feld bringen kann. Unter Carroll dürfte er zusätzliche Stabilität und Klarheit erhalten.
Offense
Geno Smith ist als Quarterback eine logische Carroll-Verpflichtung – er kennt das System, bringt Erfahrung und Ruhe mit und kann mit seinem Quick-Game sowie improvisierten Lösungen ein Team über Wasser halten, wenn die Protection wackelt. Mit Ashton Jeanty im Backfield bekommt er dazu einen Back, der physisches Power-Running mit explosiven Big Plays verbindet und damit die Carroll-DNA perfekt verkörpert. Jacoby Meyers bleibt ein unterschätzter, aber zuverlässiger Receiver, während die Rückkehr von Amari Cooper zusätzliche Klasse und Routine bringt. Spannend ist das Potenzial der jungen Receiver wie Jack Bech und vor allem Dont’e Thornton Jr., die mittelfristig zu tragenden Säulen heranwachsen könnten. Auf Tight End ist Brock Bowers nach seiner historischen Rookie-Saison ein Fixpunkt, er könnte die Rolle als Matchup-Albtraum noch mehr ausbauen.
In der Offensive Line herrscht allerdings ein durchwachsenes Bild. Kolton Miller ist auf Left Tackle eine sichere Bank im oberen Liga-Drittel, DJ Glaze rechts eher nur solide. Innen wurden Jackson Powers-Johnson und Jordan Meredith auf neue Rollen verschoben, was Entwicklungspotenzial, aber auch Risiko mit sich bringt. Dylan Parham ist auf Guard zuverlässig, aber nicht dominant. Damit hängt viel davon ab, wie schnell sich die Interior Line einspielt, um Smith genug Stabilität zu geben und Jeanty Raum für sein physisches Laufspiel zu schaffen.
Diese Offense hat dank Jeanty, Bowers und einem soliden QB wie Geno Smith ein klares Fundament. Die Receiver-Tiefe ist besser als in den letzten Jahren, allerdings fehlt ein echter dominanter Playmaker außerhalb von Bowers. Die Line könnte ein limitierender Faktor werden, wenn die Umstellungen nicht greifen.
Defense
Die Defense der Raiders 2025 steht klar und deutlich im Schatten von Maxx Crosby, der als einer der technisch versiertesten und konstantesten Edge-Rusher der Liga gilt. Um ihn herum ist die Line allerdings schwach besetzt: Malcolm Koonce bringt nach seiner langen Verletzungspause Fragezeichen mit, während die Interior-Kombination aus Adam Butler und Jona Laulu nur Durchschnittsniveau bietet. Das sorgt dafür, dass Crosby in vielen Spielen alleiniger Fokus der gegnerischen Protection sein dürfte.
Auf Linebacker setzt man auf Improvisation. Elandon Roberts rückt in eine größere Rolle, nachdem er letztes Jahr in begrenzten Snaps solide agierte, und Jamal Adams soll als Hybrid-Linebacker seine Karriere auf einer neuen Position wiederbeleben. Ob das Experiment aufgeht, bleibt offen. Junge Spieler wie Tommy Eichenberg oder Cody Lindenberg müssen schneller als geplant Entwicklungsschritte machen, damit die Unit nicht auseinanderfällt.
Die Secondary ist vielleicht die größte Baustelle. Jeremy Chinn bringt als Slot-Verteidiger Stabilität, aber außen hängt vieles von der schnellen Eingewöhnung von Rookie Darien Porter, der Weiterentwicklung von Decamerion Richardson oder einem unerwarteten Revival von Eric Stokes ab. Auf Safety ist das Duo Isaiah Pola-Mao und Chris Smith II derzeit nicht mehr als unterer Durchschnitt, es fehlt an Erfahrung, Verlässlichkeit und Leadership.
Die Raiders-Defense lebt fast ausschließlich von der Klasse Crosbys. Dahinter gibt es viele offene Fragen, von verletzungsanfälligen oder unerprobten Spielern bis hin zu Positionswechseln. Für einen echten Entwicklungsschub müssten gleich mehrere junge Akteure gleichzeitig performen, sonst bleibt die Defense ein klarer Schwachpunkt und ein ständiges Risiko für das gesamte Team.
Ausblick 2025
Die Raiders gehen 2025 in eine Saison voller Gegensätze. Offensiv gibt es mit Geno Smith, Ashton Jeanty und Brock Bowers klare Hoffnungsträger, die unter Pete Carroll in ein physisches, laufstarkes System eingebunden werden sollen. Das Team wird am Boden schwer zu stoppen sein, doch die Frage bleibt, ob die junge Receivergruppe genug Konstanz liefert, um die Offense ausbalanciert und variabel zu halten.
Defensiv ist Maxx Crosby die unangefochtene Leitfigur, aber abseits von ihm bleibt die Front lückenhaft und die Secondary anfällig. Viele junge Spieler müssen über sich hinauswachsen, um die Löcher zu stopfen, sonst droht die Defense das Team trotz Carrolls Handschrift auszubremsen. Insgesamt wirken die Raiders wie ein Team im Übergang – mit dem Potenzial, durch den Run und Crosby unangenehm zu sein, aber auch der Gefahr, in einer starken AFC ins Hintertreffen zu geraten.
Bold Prediction: Maxx Crosby alleine wird mehr Sacks verbuchen als der Rest der Line zusammen – ein Sinnbild für die Ein-Mann-Abhängigkeit dieser Defense.



Hey im Ausblick 2025 für die Raiders wird Bijan Robinson als Hoffnungsträger erwähnt, hier ist bestimmt Ashton Jeanty gemeint.
Danke für die Info und das genaue Lesen. Wird umgehend korrigiert. 🙂