Saisonvorschau 2025 – Das erwartet uns in der NFC West

Fabian Weigl
Lesezeit: 35 Min.
NFC West - Matthew Stafford im Trikot der Los Angeles Rams, mit einem blau-weißen Helm und einem gelben Widderhorn-Design, bereitet sich auf einen Footballwurf vor. Die Trikotnummer 9 weist auf Matthew Stafford hin. Ziel des Passes ist Davante Adams. Im Hintergrund ist ein Freiluftstadion mit verschwommenen Zuschauern zu sehen. Diese Beschreibung wurde mit der FootballR KI automatisch generiert.
Foto: IMAGO / Newscom World

Die NFC West geht 2025 mit einem klaren Spannungsfeld in die Saison: Tradition und Kontinuität treffen auf Aufbruch und Umbruch. Die San Francisco 49ers gelten weiterhin als das Aushängeschild der Division,  geprägt von Kyle Shanahans Handschrift, seiner Offensivkreativität und dem Anspruch, endlich den letzten Schritt Richtung Super Bowl zu machen. Doch Verletzungen und ein schmaler Receiver-Room könnten gerade zu Beginn für Stolpersteine sorgen.

In Arizona setzt Jonathan Gannon nach einem Übergangsjahr verstärkt auf Stabilität und Weiterentwicklung seiner jungen Spieler. Mit Kyler Murray in einer Schlüsselphase seiner Karriere und Marvin Harrison Jr. als potenzieller Franchise-Receiver wollen die Cardinals eine neue Offensiv-Achse etablieren. Gleichzeitig soll eine verstärkte Defense, angeführt von Derrick Brown und Josh Sweat, die Basis für eine nachhaltige Verbesserung bilden.

Die Los Angeles Rams wiederum stehen unter Sean McVay für permanente Innovation. Nach dem Ende der Donald-Ära muss die Defense neu definiert werden, während die Offense um Matthew Stafford, Puka Nacua und Davante Adams brandgefährlich bleibt – sofern die Gesundheit der Schlüsselspieler hält. Gerade der Mix aus jungen Talenten in der Front und erfahrenen Stars im Passing Game macht die Rams zu einem der größten „Boom-or-Bust“-Teams der Liga.

In Seattle beginnt mit Mike Macdonald eine neue Ära. Der ehemalige Ravens-Coordinator bringt eine defensive Identität mit, die in der Kombination aus Disziplin und Aggressivität angelegt ist. Offensiv setzt man auf Sam Darnold, der beweisen muss, dass er nicht nur Teil eines funktionierenden Systems sein kann, sondern ein Team auch über eine Saison hinweg trägt. Ohne DK Metcalf und Tyler Lockett liegt die Verantwortung mehr denn je auf Jaxon Smith-Njigba und dem jungen Supporting Cast.

Alles in allem verspricht die Division erneut ein enges Rennen, in dem Erfahrung, Coaching und die Entwicklung junger Schlüsselspieler den Ausschlag geben dürften. Während die 49ers den Status als Contender behaupten wollen, kämpfen Cardinals, Rams und Seahawks darum, ihre jeweils eigenen Transformationsprozesse in Erfolge umzuwandeln – und dabei die Hierarchie der NFC West neu zu ordnen.

San Francisco 49ers

Coaching und Kultur

Kyle Shanahan geht 2025 als einer der anerkanntesten Head Coaches der NFL in die Saison. Seine Offenses zeichnen sich seit Jahren durch Kreativität, ein variables Laufspiel und effiziente Play-Action-Konzepte aus. Er hat es geschafft, egal mit welchem Quarterback oder Personal, seine Teams immer konkurrenzfähig aussehen zu lassen. Nun liegt der Fokus darauf, die Franchise nach mehreren Playoff-Teilnahmen erneut zum großen Wurf zu führen.

Mit Klay Kubiak übernimmt ein enger Vertrauter aus der „Shanahan-Schule“ die Rolle des Offensive Coordinators. Auch wenn Shanahan das Playcalling in den meisten Fällen weiter selbst übernehmen dürfte, bringt Kubiak Stabilität und Detailarbeit ein, vor allem in der Entwicklung des Quarterbacks und der Anpassung des Passing Games.

In der Defense kehrt mit Robert Saleh ein alter Bekannter zurück, der schon einmal erfolgreich als Defensive Coordinator unter Shanahan gearbeitet hat, bevor er bei den Jets Head Coach wurde. Seine aggressive, gleichzeitig strukturierte Philosophie soll die Defense wieder zu einer der gefürchtetsten Units der Liga machen. Die Erfahrung und der bereits bekannte Fit ins System könnten entscheidend sein, um die 49ers auf beiden Seiten des Balls stabil zu halten.

Offense

Die Offense der 49ers 2025 lebt stark von ihrem Star-Personal, ist aber verletzungsbedingt zu Beginn der Saison fragil. Brock Purdy hat sich als verlässlicher Spielmacher etabliert, präzise, schnell im Kurzpassspiel und beweglich genug, um Drucksituationen zu lösen. Was ihm fehlt, ist die Fähigkeit, Spiele allein durch Big Plays zu entscheiden, weshalb die Offensive Balance und die Rückkehr der Skill-Player entscheidend sind. Christian McCaffrey ist nach mehreren Verletzungen wieder fit* und bleibt der Motor der Offense, vielseitig einsetzbar als Runner und Receiver, aber aufgrund seiner Verletzungshistorie auf eine sinnvolle Entlastung angewiesen. Brian Robinson soll diese Rolle als physischer Komplementär-Back übernehmen und dürfte das Laufspiel stabilisieren.

* UPDATE: Christian McCaffrey: Wadenverletzung vor 49ers-Saisonauftakt!

Die Wide-Receiver-Gruppe ist der größte Unsicherheitsfaktor. Brandon Aiyuk fällt lange aus, Jauan Jennings kämpft mit Fitness- und Vertragsproblemen, während weitere Optionen wie Demarcus Robinson oder Jacob Cowing gesperrt oder angeschlagen sind. Das öffnet Ricky Pearsall die Tür für eine Schlüsselrolle, doch dahinter ist die Tiefe begrenzt. Valdes-Scantling und Skyy Moore sind zwar erfahren, aber nicht verlässlich genug, um konstant als WR2 aufzutreten. George Kittle ist weiterhin die zentrale Stütze, seine Vielseitigkeit zwischen Blocking und Receiving ist unübertroffen, jedoch steigt die Abhängigkeit von ihm gerade in den ersten Wochen.

Die Offensive Line gehört weiterhin zu den besseren der Liga, wenngleich nicht mehr auf Elite-Niveau. Trent Williams ist als Left Tackle weiterhin einer der besten Spieler der NFL, aber sein Alter und kleinere Blessuren dürfen nicht unterschätzt werden. Colton McKivitz liefert solide Leistungen, während in der Interior Line Dominick Puni als Überraschung des Vorjahres und Jake Brendle Stabilität bringen. Problematisch bleibt der zweite Guard-Spot, wo Ben Bartch erst beweisen muss, dass er ein langfristiger Starter sein kann.

Insgesamt gilt: Wenn die Stars wie McCaffrey und Kittle gesund bleiben und Aiyuk rechtzeitig zurückkehrt, kann die Offense der 49ers wieder zu den gefährlichsten Einheiten der NFC gehören. Doch gerade in den ersten Saisonwochen ist die Rotation dünn, und es könnte mehrere Spiele dauern, bis sich Rhythmus und Rollenverteilung einspielen.

Defense

Die 49ers-Defense 2025 hat das Potenzial, wieder eine der markantesten Einheiten der Liga zu werden, allerdings in einer deutlich veränderten Konstellation. Der Fixpunkt bleibt Nick Bosa, der als einer der besten Edge-Rusher der NFL regelmäßig Doppelteams zieht und Spiele im Alleingang prägen kann. Ihm zur Seite gestellt wurde mit Mykel Williams ein physisches Ausnahmetalent aus der ersten Runde. Williams bringt Länge, Athletik und Explosivität mit, muss aber erst beweisen, dass er diese Anlagen konstant in Production umsetzen kann. Die Verpflichtung von Bryce Huff könnte sich als cleverer Schachzug erweisen, da er unter Robert Saleh schon seine beste Saison spielte. Auf der Interior Line setzt man nach wie vor auf Jordan Elliott, flankiert von den Rookies CJ West und Alfred Collins. Beide haben Starter-Potenzial, werden aber zwangsläufig ihre Anpassungsprobleme haben.

Das Herzstück des Linebacker-Corps bleibt Fred Warner, der aktuell wohl beste Linebacker der Liga. Seine Range, Intelligenz und Führungsqualität sind unersetzlich. Daneben spielen Dee Winters und Nickolas Martin, zwei Spieler mit Potenzial, aber noch nicht auf bewiesenem Elite-Niveau. Gerade Winters muss zeigen, dass er in der NFL dauerhaft auf Starterlevel agieren kann, während Martin als überraschend hoher Draftpick den Erwartungen gerecht werden muss. In der Secondary ist die Situation gemischt: Mit Renardo Green und Deommodore Lenoir hat man zwei solide Corner, die vor allem in Technik und Antizipation überzeugen, aber physisch gegen kräftige Outside-Receiver Probleme bekommen könnten. Auf Safety liegt die größte Baustelle. Malik Mustapha und Jason Pinnock sind zwar robuste, einsatzfreudige Spieler, haben aber Schwächen in der Coverage, was gegen passstarke Gegner schnell auffallen könnte.

Die Defensive der 49ers steht 2025 klar im Zeichen von Entwicklung und Umbruch. Mit Bosa und Warner verfügt sie über zwei Eckpfeiler, die jederzeit für Stabilität sorgen können, doch dahinter ist man stark auf die Entwicklung der Rookies und jüngeren Starter angewiesen. Gelingt es Spielern wie Williams, West oder Martin, schnell in der NFL Fuß zu fassen, kann diese Defense wieder in die Top 10 vorstoßen. Kommen jedoch Inkonstanz oder Verletzungen ins Spiel, droht ein Leistungsgefälle, das die 49ers teuer zu stehen kommen könnte.

Ausblick 2025

Die 49ers gehen 2025 mit einer Defense in die Saison, die auf einigen klaren Stützen und gleichzeitig vielen offenen Fragen basiert. Nick Bosa und Fred Warner gehören weiterhin zu den besten Spielern der Liga auf ihren Positionen und geben dem Team Stabilität und Identität. Gleichzeitig wird viel von Rookies und jungen Spielern wie Mykel Williams oder CJ West abhängen, die schnell Verantwortung übernehmen müssen. Gerade in der Secondary und auf Safety fehlen erfahrene Leader, was das System anfällig machen könnte. Insgesamt hat diese Defense das Potenzial, wieder eine Top-Unit zu stellen, benötigt dafür aber einen schnellen Entwicklungsschub der jungen Akteure und eine weitgehend verletzungsfreie Saison.

Bold Prediction: Nick Bosa und Mykel Williams vereinen am Ende der Saison über 30 Sacks – und Williams etabliert sich als Defensive Rookie of the Year Kandidat.

Arizona Cardinals – NFC West

Coaching und Kultur

Jonathan Gannon geht in seine zweite Saison als Head Coach der Arizona Cardinals und gilt weiterhin als defensiv geprägter Trainer, der seinem Team eine klare Identität in Sachen Physis und Disziplin geben will. Nach einem Übergangsjahr mit vielen Baustellen steht er nun stärker in der Verantwortung, Ergebnisse zu liefern und die Entwicklung der jüngeren Spieler konsequent voranzutreiben.

Mit Drew Petzing bleibt auf der offensiven Seite Kontinuität erhalten. Er hat bereits im ersten Jahr bewiesen, dass er ein kreatives System um Kyler Murray herum aufbauen kann, in dem Play-Action, Rollouts und variable Formationen eine wichtige Rolle spielen. Der nächste Schritt muss sein, die Effizienz im Passing Game zu stabilisieren und die Big-Play-Gefahr noch stärker einzubauen.

Defensiv setzt Gannon weiterhin auf Nick Rallis, einen seiner engsten Vertrauten und einen der jüngsten Defensive Coordinators der NFL. Rallis gilt als taktisch flexibel und aggressiv in seinen Blitz-Packages, allerdings fehlte dem Team im Vorjahr noch die personelle Qualität, um konstant Druck aufzubauen. Mit einem weiteren Jahr Systemerfahrung und gezielten Verstärkungen ist hier eine deutliche Steigerung möglich.

Offense

Kyler Murray steht 2025 in einer der spannendsten Phasen seiner Karriere. Sein Spiel lebt von Improvisation, Athletik und einer der besten Scrambling-Fähigkeiten in der NFL. Wenn er ins Laufen kommt, kann er Drives alleine am Leben halten. Gleichzeitig bleibt sein Passing im Rhythmus der größte Unsicherheitsfaktor: kurze Sequenzen und präzise Würfe beherrscht er, doch wenn es darum geht, konstant eine Defense über das Feld hinweg auseinanderzuspielen, entstehen Schwankungen. Dieses Jahr wird der endgültige Beweis erwartet, ob Murray ein Franchise-Quarterback ist, der die Offense dauerhaft auf ein Top-Niveau heben kann.

Das Backfield ist solide aufgestellt. James Conner bringt weiterhin seine physischen Läufe und Toughness ein, während Trey Benson als explosiver Gegenpol in die Rotation drängt und frische Dynamik bringt. Auf Wide Receiver liegt der Fokus klar auf Marvin Harrison Jr. Nach seiner Rookie-Saison, in der er die enormen Erwartungen nicht erfüllen konnte, steht er nun im Rampenlicht und muss als Nummer eins liefern. Michael Wilson ist eine verlässliche Option außen, während Greg Dortch im Slot für Big Plays gut ist, allerdings ist die Tiefe dahinter sehr dünn. Entlastung kommt über Tight End Trey McBride, der sich in den letzten beiden Jahren zu einer Top-Waffe entwickelt hat. Er gibt Murray eine verlässliche Option im Kurz- und Mittelfeld, während Blocking-Tight-Ends wie Elijah Higgins und Tip Reiman dem System Balance verleihen.

Die Offensive Line ist deutlich stabiler geworden. Paris Johnson Jr. konnte auf Left Tackle beweisen, dass er der Eckpfeiler für die Zukunft ist, Jonah Williams bringt solide Erfahrung auf der rechten Seite. Besonders auffällig war die starke Entwicklung von Hjalte Froholdt, der überraschend auf Center überzeugte. Mit Will Hernandez und Evan Brown auf Guard hat man kein Elite -Trio, aber verlässliche Starter. Damit verfügt Arizona über die Basis, Murray genug Schutz zu geben, um sein Spielsystem aufzuziehen.

Die Offense der Cardinals hängt maßgeblich an der Entwicklung zweier Spieler: Murray, der konstanter werden muss, und Harrison Jr., der vom Talent zum echten Star reifen soll. Bleiben Conner fit und McBride auf seinem hohen Niveau, hat Arizona die Möglichkeit, eine gefährliche Offense zu stellen. Die große Frage bleibt aber die Tiefe: fällt einer der Schlüsselspieler aus, könnte das System von Gannon und Petzing schnell ins Stocken geraten

Defense

Die Cardinals haben in dieser Offseason ihre Defense deutlich umgebaut und mit einem Mix aus Erfahrung und jungem Talent eine neue Basis geschaffen. Im Zentrum der Line bildet Derrick Brown weiterhin den Fixpunkt. Neben ihm sollen Routinier Calais Campbell in seinem Abschiedsjahr sowie der ebenfalls verpflichtete Dalvin Tomlinson für Stabilität sorgen. Damit erhält die Interior Line eine klare physische Identität. Mit Darius Robinson hofft man auf den Durchbruch des letztjährigen Erstrundenpicks, der verletzungsbedingt noch nicht sein Potenzial zeigen konnte, und auf Walter Nolan, der nach seiner Rückkehr von einer Verletzung mittelfristig eine zentrale Rolle einnehmen soll. Das verschafft Arizona nicht nur Tiefe, sondern auch Variabilität in der Front.

Auf Edge verstärkte sich das Team mit Josh Sweat, der in Philadelphia konstant Druck erzeugte und die Qualität im Pass Rush sofort hebt. Neben ihm dürfte Baron Browning starten, während junge Spieler wie Jordan Burch, Zaven Collins und Xavier Thomas in der Rotation Spielzeit erhalten. Diese Mischung aus Erfahrung und Entwicklungsspielern sorgt für Flexibilität, birgt aber auch das Risiko, dass hinter Sweat die verlässliche Konstanz fehlt.

Die Linebacker-Position bleibt ein Bereich ohne große Stars, aber mit solidem Fundament. Mack Wilson Sr. und Akeem Davis-Gaither gelten als grundsolide Starter, während Rookie Cody Simon die Chance hat, sich in die Rotation zu spielen. Hier fehlt jedoch das große Playmaking-Potenzial, das die Unit in die obere Liga-Hälfte heben könnte.

In der Secondary setzen die Cardinals auf eine spannende Mischung. Rookie Will Johnson, für viele der beste Corner des Drafts, soll schnell zum Nummer-eins-Corner heranwachsen, nachdem er im College mit seiner Technik und Antizipation überzeugt hatte. Der zweite Outside-Spot bleibt ein Fragezeichen: Starling Thomas V und Max Melton konkurrieren um die Rolle, beide mit Potenzial, aber auch klaren Entwicklungslücken. Auf Slot-Corner ist mit Garrett Williams hingegen ein junger, bereits gefestigter Spieler gesetzt, der zu den besseren der Liga zählt. Auf Safety ist Arizona mit Budda Baker und Jalen Thompson stark besetzt – beide gehören zu den sichersten Tacklern und vielseitigsten Spielern ihrer Position.

Die Cardinals gehen mit einer Defense in die Saison, die auf dem Papier besser aussieht als in den letzten Jahren. Vor allem die verstärkte Interior Line und die Safeties bilden ein solides Rückgrat, während Sweat und Browning für Druck von außen sorgen sollen. Entscheidend wird sein, wie schnell Spieler wie Will Johnson oder Walter Nolan ihre Rollen ausfüllen können – denn die Entwicklung der jungen Talente könnte den Unterschied zwischen einer stabilen Defense und einer Top-Unit machen. Schwachstellen bleiben die Linebacker und die zweite Outside-Corner-Position, die Gegner gezielt attackieren dürften.

Ausblick 2025

Die Cardinals gehen 2025 mit einer Defense in die Saison, die deutlich mehr Potenzial hat als in den vergangenen Jahren. Vor allem die Interior Line mit Derrick Brown, Calais Campbell und Dalvin Tomlinson verleiht der Front Stabilität, während Josh Sweat den dringend benötigten Impact von außen bringen soll. Entscheidend wird, wie schnell junge Spieler wie Will Johnson oder Walter Nolan in der NFL ankommen – gelingt das, könnte die Defense eine ihrer besten Saisons seit Jahren spielen.

Gleichzeitig bleiben die Linebacker und die zweite Outside-Corner-Position klare Risikofaktoren, die Gegner gezielt angreifen werden. Die Safeties um Budda Baker und Jalen Thompson bieten aber ein starkes Sicherheitsnetz, sodass die Defense trotz Schwächen im Detail solide wirken kann. Insgesamt hängt der Erfolg stark davon ab, ob sich die Talente schnell entwickeln – gelingt dies, könnten die Cardinals die Basis für die kommenden Jahre legen.

Bold Prediction: Will Johnson etabliert sich bereits in seiner ersten Saison als Top-10 Cornerback und fängt 5 Intercepetions.

Los Angeles Rams

Coaching und Kultur

Sean McVay geht 2025 in eine weitere Saison als einer der prägenden Köpfe der NFL. Er hat die Rams in den letzten Jahren mit seiner Offensivphilosophie modernisiert und bleibt der Taktgeber für Kreativität und Anpassungsfähigkeit. McVay ist bekannt dafür, seine Systeme immer wieder neu zu erfinden, und die Erwartung ist, dass er auch dieses Jahr Lösungen für die strukturellen Probleme der Offense findet.

An seiner Seite steht weiterhin Offensive Coordinator Mike LaFleur, der im zweiten Jahr noch stärker in McVays Rhythmus eingebunden ist. LaFleur gilt als Detailarbeiter, der das Passspiel in Timing und Präzision schärfen soll, ohne dass McVay die Playcalling-Rolle komplett abgibt. Das bedeutet, die Offense bleibt stark von McVays Handschrift geprägt, bekommt aber zusätzliche Feinabstimmung durch LaFleur.

Defensiv setzt man auf Kontinuität im eigenen Haus: Chris Shula übernimmt nach jahrelanger Arbeit in verschiedenen Positionen erstmals als Defensive Coordinator die volle Verantwortung. Er kennt das System, die Spieler und McVays Erwartungen in- und auswendig. Shula steht vor der Herausforderung, nach dem Abgang von Aaron Donald die Identität der Defense neu zu formen und gleichzeitig junge Talente einzubauen.

Offense

Matthew Stafford bleibt der Dreh- und Angelpunkt dieser Offense, auch wenn seine Verletzungshistorie ein ständiges Risiko darstellt. Wenn er fit ist, gehört er noch immer zu den zehn besten Quarterbacks der Liga, da er das vertikale Passspiel wie kaum ein anderer beherrscht. Mit Jimmy Garoppolo hat man ein solides Backup, der zwar nicht für Spektakel steht, aber im Falle eines Ausfalls Stabilität bieten kann. Auf Running Back ist Kyren Williams nach seiner Vertragsverlängerung klarer Leadback. Er bringt physischen Laufstil und Konstanz mit, während Blake Corum und Rookie Jarquez Hunter zusätzliche Optionen darstellen – Corum als Allrounder, Hunter als dynamischer Ergänzungsspieler.

Das Receiving-Corps ist mit Puka Nacua und Davante Adams hochklassig besetzt. Nacua hat sich nach einer sensationellen Rookie-Saison zu einem der aufregendsten jungen Receiver entwickelt und harmoniert stark mit Stafford. Adams ist trotz seines Alters eine verlässliche Nummer zwei, die sowohl im Kurzpass- als auch im vertikalen Spiel gefährlich bleibt. Tutu Atwell bringt als Slot-Receiver Tempo ins Spiel, während Jordan Whittington und Konata Mumpfield Tiefe und Variabilität schaffen. Auf Tight End ruhen die Hoffnungen auf einem gesunden Tyler Higbee, der sich von seiner Verletzung zurückkämpft. Rookie Terrance Gerfuson könnte parallel als Nachfolger aufgebaut werden und erste Snaps sehen.

Eine der größten Stärken der Rams ist weiterhin ihre Offensive Line. Mit Trent Williams gilt ihr Left Tackle als bester seiner Position, flankiert von Rob Havenstein auf der rechten Seite, der konstant auf solidem bis gutem Niveau spielt. Steve Avila und Kevin Dotson bilden ein Guard-Duo, das Stabilität garantiert, während Center Coleman Shelton ein solider Starter ist, auch wenn er nicht auf dem Niveau der anderen Spieler steht. Dieses Fundament gibt Sean McVay die Möglichkeit, sein gewohnt variables Scheme mit Outside-Zone-Runs, Play-Action und Quick-Passing optimal umzusetzen.

Fazit: Die Rams-Offense 2025 ist hervorragend aufgestellt, mit einem klaren Mix aus Starpower und Systemtreue. Stafford, Nacua, Adams und Williams bilden eine starke Achse, die hinter einer stabilen Line für Effizienz sorgen sollte. Die große Frage bleibt, ob Stafford und Higbee verletzungsfrei bleiben und ob die Tiefe bei Receiver und Tight End ausreicht, um Ausfälle zu kompensieren.

Defense

Die Front ist das Herz der Einheit. Außen bringt das Young-Duo Jared Verse und Byron Young viel Explosivität: Verse mit echtem „Get-off“ und Power, Young mit Tempo über die Kante und gutem Motor. Zusammen sollten sie regelmäßig Druck erzwingen und damit dem Rest der Defense das Leben erleichtern. Innen ist Kobie Turner der Anker, zuverlässig gegen den Run und mit konstantem Push in der Pocket. Rookie Braden Fiske bringt Energie und Reichweite, Puna Ford steuert Erfahrung und Stabilität in frühen Downs bei. In klaren Passsituationen kann L.A. mit drei Rush-Spezialisten aufs Feld gehen und das Tempo hochfahren. 

Auf Linebacker setzen die Rams auf Verlässlichkeit: Nate Landman liest Plays schnell und räumt sauber ab, Omar Speights bringt etwas mehr Reichweite und kann gelegentlich blitzen. Das Duo wird nicht jede Woche die Highlights liefern, aber es macht wenig Fehler – genau das, was eine junge Front braucht.

Die größte Wette bleibt Cornerback. Ahkello Witherspoon ist der erfahrene Außen-Corner, Darious Williams hat gute Ballskills und Antizipation, und Cobie Durant gibt im Slot die Wendigkeit gegen schnelle Route-Runner. Das Trio ist solide, aber nicht überragend, deshalb hängt viel davon ab, wie oft der Pass Rush den Ball schnell aus der Hand des Quarterbacks zwingt. Gegen physische X-Receiver müssen die Rams als Gruppe kompakt tackeln und Yards nach dem Catch limitieren.

Auf Safety ist Kamren Curl der Tonangeber: sicheres Tackling, gutes Timing, Leadership. Neben ihm teilt sich Quentin Lake mit Rookie Kamren Kinchens die Snaps. Lake ist der verlässliche Allrounder, Kinchens bringt Instinkt und Reichweite – und wird mit jeder Woche routinierter. Je nach Gegner können die Rams hier flexibel rotieren, ohne das Grundgerüst zu verlieren.

Die Defense lebt von ihrer jungen, spritzigen Front. Wenn Verse/Young regelmäßig Druck erzeugen, kann die Secondary „über dem Strich“ spielen. Bleibt der Rush aus, werden die Corner viel Arbeit sehen. Insgesamt: solide Basis mit echtem Upside, vor allem, wenn die jungen Spieler ihren nächsten Schritt machen.

Ausblick 2025

Die Aussicht 2025 für die Rams ist von klaren Kontrasten geprägt. Offensiv bleibt die Unit um Matthew Stafford und Sean McVay brandgefährlich, vor allem wenn Puka Nacua sein Niveau hält und Davante Adams trotz Alter konstant liefert. Mit Kyren Williams und einem stabilen O-Line-Gerüst kann das Laufspiel helfen, Druck von Stafford zu nehmen, wobei die Center-Position und die Gesundheit der Stars wichtige Faktoren bleiben. Sollte Stafford erneut länger ausfallen, ist das Ceiling mit Garoppolo deutlich begrenzter.

Defensiv ist das Potenzial hoch, aber jung und noch nicht gefestigt. Die Front um Jared Verse, Byron Young und Kobie Turner kann Spiele dominieren, wenn sie früh einschlägt, während Fred Warner die Linebacker und Jessie Bates III das Backfield zusammenhalten. Gleichzeitig sind die Cornerbacks und Safeties die Schwachstellen, die in engen Spielen den Unterschied ausmachen könnten.

Insgesamt können die Rams ein Playoff-Team sein, wenn ihre Stars fit bleiben und die jungen Spieler schnell reifen. Bleiben jedoch Verletzungen oder Leistungsschwankungen, droht ein Schritt zurück ins Mittelfeld.

Bold Prediction: Puka Nacua und Davante Adams knacken gemeinsam die Marke von 3.200 Receiving Yards und führen die Rams-Offense in die Top 3 der Liga.

Seattle Seahawks

Coaching und Kultur

Mike Macdonald geht 2025 in seine zweite Saison als Head Coach der Seahawks und bringt eine klare defensive Identität mit. Schon in Baltimore und zuletzt in Seattle hat er bewiesen, dass er komplexe Schemes einfach und aggressiv aufziehen kann, was auch im Locker Room für Respekt sorgt. Er steht für Disziplin, klare Strukturen und eine starke Betonung auf Matchups.

Klint Kubiak übernimmt als Offensive Coordinator und soll die Offense stärker auf Rhythmus, Timing und Zone-Run-Elemente trimmen, ganz im Stile der Kubiak-Schule. Für Seattle bedeutet das mehr Balance zwischen Lauf und Pass, gepaart mit Play-Action und Bewegung vor dem Snap, um die Defense ständig unter Druck zu setzen.

Defensiv bringt Aden Durde als Coordinator viel Energie und Erfahrung in der Front mit, nachdem er sich bei den Cowboys einen Namen gemacht hat. Er übernimmt die Rolle des direkten Playcallers, während Macdonald den Rahmen vorgibt. Damit entsteht eine Mischung aus frischen Impulsen und klarer Systemtreue, was vor allem die Entwicklung der jungen Defense-Spieler fördern könnte.

Offense

Sam Darnold übernimmt die Offense der Seahawks nach einer Saison, in der er gezeigt hat, dass er in einem funktionierenden System durchaus konstant spielen kann. Er überzeugte vor allem mit schnellem Lesen des Feldes, präzisem Kurzpassspiel und gelegentlichen tiefen Würfen. Viel wird davon abhängen, ob er dieses Niveau halten kann, da er in seiner Karriere bisher selten über längere Zeit Stabilität gezeigt hat.

Im Backfield hat Seattle mit Kenneth Walker III und Zach Charbonnet eines der vielversprechendsten Duos der Liga. Walker ist ein physischer Runner, der mit Blessuren zu kämpfen hatte, während Charbonnet gegen Ende der letzten Saison seine Rolle ausbauen konnte und mehr Verantwortung bekam. Beide ergänzen sich gut – Power und Explosivität auf der einen, Vielseitigkeit und Konstanz auf der anderen Seite.

Die größte Veränderung im Receiving-Corps ist der Abgang von DK Metcalf und Tyler Lockett, damit endet eine Ära. Nun soll Jaxon Smith-Njigba in die Rolle als primäre Waffe hineinwachsen, und alles deutet darauf hin, dass er dafür bereit ist. Als erfahrener Routinier wurde Cooper Kupp geholt, dessen Connection zu Darnold richtungsweisend sein könnte. Rookie Tory Horton dürfte schnell ins kalte Wasser geworfen werden, da die Tiefe ansonsten dünn ist. Auf Tight End setzt man auf eine offene Rotation, wobei Rookie Elijah Arroyo das meiste Upside mitbringt und mittelfristig zur Hauptwaffe werden könnte.

Die Offensive Line bleibt ein Arbeitspunkt, wenngleich Verbesserungen sichtbar sind. Charles Cross ist ein stabiler Left Tackle, Abraham Lucas auf der rechten Seite solide, wenn er fit bleibt. Mit First-Rounder Grey Zabel hat man das Guard-Play klar aufgewertet, dazu kommt ein überraschend starker Olusegun Oluwatimi auf Center. Fraglich bleibt jedoch der zweite Guard-Spot, wo Antony Bradford bislang nicht über Durchschnittsniveau hinauskam.

Diese Offense steht an einem Wendepunkt: Ohne Metcalf und Lockett beginnt eine neue Ära, in der Smith-Njigba zur klaren Nummer eins aufsteigen muss. Darnold hat gezeigt, dass er das System führen kann, doch die Frage ist, ob er es auch tragen kann. Die Line ist verbessert, aber nicht frei von Schwachstellen, und die Receiver-Tiefe könnte bei Verletzungen schnell zum Problem werden. Alles in allem ist die Unit ein spannendes, aber riskantes Projekt für 2025.

Defense

Die Seahawks-Defense präsentiert sich 2025 als interessante Mischung aus etablierten Kräften, aufstrebenden Spielern und einigen klaren Fragezeichen. Leonard Williams überraschte im letzten Jahr mit seiner vielleicht besten Saison seit Jahren und geht als Ankerpunkt in der Interior Line voran. Neben ihm teilen sich Jarran Reed und Byron Murphy II die Snaps,  beide solide, wobei von Murphy nach seinem soliden Rookie-Jahr ein Entwicklungsschritt erwartet wird.

Auf Edge hat Seattle mit DeMarcus Lawrence Erfahrung und Qualität hinzugefügt, doch der Veteran wird aufgrund seines Alters und der Verletzungshistorie nicht jedes Down übernehmen können. Deshalb kommt es auf die Tiefe an: Boye Mafe und Uchenna Nwosu haben sich etabliert und bieten Verlässlichkeit, während Derick Hall und Rookie Jared Ivey eher situativ eingesetzt werden.

Das Linebacker-Duo mit Ernest Jones und Tyrice Knight ist stabil, auch wenn es nicht zur Elite der Liga gehört. Wirklich spannend ist aber die Secondary: Devon Witherspoon ist als Hybrid aus Outside- und Slot-Corner schon jetzt einer der besten der Liga, Tariq Woolen bringt Länge und Ballskills, auch wenn er manchmal anfällig für Big Plays ist. Dahinter jedoch klafft eine Lücke, weder Josh Jobe noch Nehemiah Pritchett sind Startermaterial, weshalb Neuling Nick Emmanwori als flexible Matchup-Waffe getestet wird. Auf Safety dagegen ist man mit Julian Love und Coby Bryant hervorragend aufgestellt, ein Duo, das Stabilität und Spielintelligenz vereint.

Die Seahawks-Defense besitzt klare Stärken in der Line mit Leonard Williams sowie im Backfield mit Witherspoon und Love, leidet jedoch an dünner Besetzung auf der zweiten Cornerback-Position. Viel hängt davon ab, wie konstant die Edge-Rotation Druck erzeugen kann und ob die jungen Spieler in der Tiefe schnell NFL-tauglich werden. In Bestform ist die Unit ein unangenehmer Gegner, aber die Schwachstellen könnten in einer langen Saison immer wieder aufgedeckt werden.

Ausblick 2025

Die Seahawks gehen 2025 in eine Saison, die stark von Umbruch und Chancen zugleich geprägt ist. Offensiv liegt der Fokus klar auf Sam Darnold, der nach seinem Comeback-Jahr beweisen muss, dass er tatsächlich eine langfristige Lösung sein kann. Mit einem fitten Kenneth Walker III und Zach Charbonnet im Backfield besitzt Seattle eines der physischsten Running-Back-Duos der NFC, doch die neue Receiver-Gruppe um Jaxon Smith-Njigba, Veteran Cooper Kupp und Rookie Tory Horton muss sich erst finden. Die Offensive Line hat Fortschritte gemacht, vor allem dank First-Rounder Grey Zabel, bleibt aber in der Tiefe verwundbar.

Defensiv ruht vieles auf Leonard Williams und der Edge-Rotation um DeMarcus Lawrence, Boye Mafe und Uchenna Nwosu. Der Pass Rush könnte stark sein, aber die Interior Line und Linebacker-Gruppe bringen eher Stabilität als Elite. In der Secondary zählen Devon Witherspoon und Tariq Woolen zu den Lichtblicken, doch die zweite Corner-Position ist weiterhin ein Risiko. Die Safeties Julian Love und Coby Bryant geben zwar Sicherheit, aber es fehlt die Breite, um Ausfälle zu kompensieren.

Seattle ist ein Team mit Playoff-Potenzial, das aber von Balance und Konstanz lebt. Läuft die Offense über Darnold effizient und bleibt die Defense verletzungsfrei, ist ein Platz in den Wildcards realistisch. Bricht jedoch die ohnehin dünne Receiver- oder Cornerback-Gruppe weg, könnte man im starken NFC-Rennen schnell abrutschen.

Bold Prediction: Sam Darnold führt die Seahawks erstmals seit Russell Wilson wieder in die Playoffs und Seattle stellt eine Top-5-Defense nach erzielten Turnovers.

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Fabian Weigl beschäftigt sich seit mehreren Jahren intensiv mit der NFL und der NCAA und bringt seine Begeisterung für American Football in fundierte Analysen und Berichte ein. Durch die kontinuierliche Auseinandersetzung mit Teams, Spielern und Spielstrategien hat er sich ein Wissen über den Sport angeeignet.

Beruflich ist er im Controlling tätig. Mit seinem ausgeprägten Blick für Details und aktuellen Entwicklungen möchte Fabian Weigl seine Leidenschaft für Football weiter vertiefen.

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