Week 8 im Rückblick: Früher als gedacht ist das Machtgefüge der NFL ins Rutschen geraten. Verletzungen, Formschwächen und Kaderlücken offenbaren schonungslos, wie dünn die Luft an der Spitze geworden ist. Während Altstars straucheln, übernehmen Teams wie Indianapolis, Tampa Bay und sogar Denver die Führungsrolle – vorerst.
- Packers-Offense findet endlich den Turbo
- Steelers: Es fehlt mehr als nur ein Receiver
- Broncos: Vom Chaos zum Offensiv-Feuerwerk
- Cowboys-Defense: Von Elite zu Problemzone
- Jonathan Taylor: Auf dem Weg in die Rekordbücher
- Bucs-Defense meldet sich zurück
- „Tush Push“ – endgültig vor dem Aus?
- Ravens: Hoffnungsschimmer im Chaos
- Texans: Stroud findet seinen Rhythmus
- Bills finden ihr Laufspiel
- Falcons: Rätsel ohne Lösung
- Myles Garrett: Großartig und gefangen im Mittelmaß
Packers-Offense findet endlich den Turbo
Das war der Durchbruch, auf den Green Bay seit Saisonbeginn gewartet hatte. Nach Wochen solider, aber nie völlig überzeugender Auftritte setzte die Packers-Offense beim 35-25-Sieg über Pittsburgh endlich ein Zeichen:
Jordan Love spielte das Spiel seines Lebens – 360 Yards, drei Touchdowns, 20 completions in Serie (ein Kunststück, das zuletzt Brett Favre gelang) – und dominierte mit einer Effizienz, die laut TruMedia seine beste EPA/Dropback-Leistung überhaupt war.
Tucker Kraft (142 Yards, 2 TDs) war der heimliche Star, während Christian Watson mit vier Catches über 85 Yards die Defense vertikal auseinanderzog.
Wenn Green Bay diese Balance beibehält – aggressiv, schnell, variabel – ist alles möglich. Besonders süß: Der Befreiungsschlag kam just gegen Aaron Rodgers, der beim „Revenge Game“ zusah, wie sein ehemaliges Team die Bühne übernahm.
Steelers: Es fehlt mehr als nur ein Receiver

Pittsburgh wird bis zur Trade Deadline (4. November) intensiv nach Verstärkung auf Receiver suchen – doch das allein reicht nicht.
Die einst gefürchtete Defense fällt auseinander: Platz 24 in Success Rate (51,8 %) – der schlechteste Wert der Franchise seit mindestens 2000. Routiniers wie Cameron Heyward oder T.J. Watt können die strukturelle Simplizität nicht mehr kaschieren.
Mit einem 4-3-Rekord und einem schweren Restprogramm droht die Saison zu kippen. Ohne frisches Talent und mutige Anpassungen wird Pittsburgh sein offensives Potenzial um Aaron Rodgers verschenken.
Broncos: Vom Chaos zum Offensiv-Feuerwerk
Zwei Wochen, zwei Machtdemonstrationen. Nach dem 33-Punkte-Finale gegen die Giants legten die Denver Broncos gegen Dallas ein 44:24 nach – das erste Mal seit Peyton Manning, dass ein Denver-Quarterback in zwei Spielen nacheinander vier Touchdowns erzielte.
Bo Nix war der Dirigent dieses Aufschwungs: kontrolliert, präzise, vertikal. Nach einem frühen Pick dominierte er mit 8,5 Yards pro Attempt und neuem Selbstverständnis.
Natürlich bleibt Skepsis angebracht – die Cowboys-Defense war ein dankbarer Gegner. Doch diese Broncos zeigen endlich offensive Identität. Gegen Houston nächste Woche folgt der Härtetest.
Cowboys-Defense: Von Elite zu Problemzone
Es ist kaum zu glauben: Die Cowboys stellen aktuell die drittschlechteste Defense nach EPA/Play seit mindestens 2000.
Dak Prescott spielt auf MVP-Niveau, doch Jerry Jones’ Team verschwendet die beste Offense (T-2 in EPA/Play) der Ära Prescott.
Analysten fordern aggressive Trades – etwa zwei Defensivstars aus Miami. Ob Jones diesen Mut hat, ist fraglich. Doch ohne Verstärkung droht Dallas, trotz brillanter Offense, in Shootouts unterzugehen.
Jonathan Taylor: Auf dem Weg in die Rekordbücher
Offensive Player of the Year? Die Diskussion ist praktisch beendet. Jonathan Taylor läuft 2025 in einer eigenen Liga.
Gegen Tennessee genügten ihm zwölf Carries für 158 Yards (12,8 im Schnitt) – die viertbeste Marke seit 2000 bei mindestens 12 Läufen.
Mit drei Touchdowns in einem Spiel – zum vierten Mal in dieser Saison – steht er nun bei 14 Scores. Hochgerechnet auf 17 Spiele: 29 Touchdowns, nur zwei unter dem All-Time-Rekord von LaDainian Tomlinson (31).
Bleibt Taylor gesund, könnte er als erster Nicht-Quarterback seit Adrian Peterson (2012) wieder MVP werden.
Bucs-Defense meldet sich zurück
Tampa Bays Verteidigung ist zurück – und Todd Bowles auf Coach-of-the-Year-Kurs.
Gegen New Orleans zeigte die Unit ihre beste EPA/Play-Leistung seit 2021. Insgesamt rangiert sie jetzt auf Platz 6 der Liga, nachdem sie 2023 noch 18. war.
25 Sacks (3.), 128 Pressures (2.) und Turnover en masse machen die Bucs wieder komplett. Sobald die verletzungsgeplagte Offense stabil ist, ist dieses Team ein echter Playoff-Favorit.
„Tush Push“ – endgültig vor dem Aus?

Was als Innovationssymbol der Eagles galt, wird nun zum Regelproblem.
Ein fälschlich abgepfiffener Fumble beim Giants-Spiel gegen Philadelphia brachte das Fass zum Überlaufen: Kayvon Thibodeaux hatte Jalen Hurts den Ball entrissen – doch der frühe Pfiff machte das Play nicht überprüfbar.
Die NFL-Schiedsrichter kommen mit der Dynamik des „Tush Push“ nicht mehr klar. Sicherheits- und Fairness-Argumente wachsen – ein Verbot 2026 scheint nun unausweichlich.
Ravens: Hoffnungsschimmer im Chaos
Nach einem 1-5-Start sendet Baltimore Lebenszeichen. Der 30:16-Sieg über die Bears war Balsam für die geschundene Franchise.
Lamar Jackson kehrt nächste Woche zurück, das Restprogramm ist gnädig. Die Defense zeigte zuletzt Verbesserungen gegen den Run, und das 2-5 könnte schnell in Richtung 7-5 kippen.
Noch ist nichts verloren – vielleicht war Woche 8 der Wendepunkt.
Texans: Stroud findet seinen Rhythmus
C.J. Stroud ist zurück. Nach schwachem Spiel gegen Seattle führte er Houston beim 30:20-Sieg über San Francisco mit 318 Yards (30/39) zur besten Offensivleistung der Saison.
Rookies Jayden Higgins und Jaylin Noel fingen zusammen 97 Yards, die Line ließ keinen Sack zu.
Mit der aktuell besten Defense der NFL (EPA/Play) reicht Houston nun schon Durchschnitt in der Offense, um realistisch an den Playoffs zu schnuppern.
Bills finden ihr Laufspiel
Nach zwei enttäuschenden Niederlagen schlugen die Buffalo Bills zurück – und wie: 216 Rushing-Yards durch James Cook, 40:9 gegen Carolina.
Endlich wieder Balance im Angriff. Ein zusätzlicher Receiver bleibt Pflicht, aber das neue Run-Game gibt Josh Allen die Basis, um im kommenden Showdown gegen Kansas City das Narrativ zu drehen.
Falcons: Rätsel ohne Lösung
Atlanta bleibt ein Mysterium. Ohne Michael Penix Jr. und Drake London ging gegen Miami gar nichts: 10:34 zu Hause – gegen eines der schwächsten Teams der Liga.
Die Defense wirkte überfordert, Tua Tagovailoa (4 TDs) wurde kaum berührt. Selbst mit voller Besetzung wirkt dieses Team instabil. Mit 3-4 droht erneut eine verlorene Saison.
Myles Garrett: Großartig und gefangen im Mittelmaß

Fünf Sacks gegen New England – und trotzdem 32:13 verloren. Myles Garrett ist der einzige Spieler seit 1982 mit 5+ Sacks in einer Niederlage mit zweistelliger Punktedifferenz.
Mit 29 Jahren und einem 160-Millionen-Dollar-Vertrag bleibt er gebunden an ein Team, das seine Prime zu vergeuden droht. Cleveland muss jetzt handeln, bevor Garretts Ausnahmekarriere ungenutzt verstreicht.
Week 8 bot alles: Offensiv-Explosionen in Green Bay und Denver, einen MVP-Kandidat in Jonathan Taylor, dramatische Regel-Debatten in Philadelphia und die Rückkehr der alten Machtverhältnisse.
Die NFL nähert sich der Halbzeit – und die Spreu trennt sich von der Elite: Chiefs, Bills, Bucs, Colts … und plötzlich wieder die Packers.



