Die Fantasy Football Saison ist vorbei. Zeit, zurückzublicken und die wichtigsten Erkenntnisse aus den vergangenen Monaten festzuhalten – und gleichzeitig einen bewusst viel zu frühen Blick auf die Draftboards für 2026 zu werfen.
Geld regiert die NFL
„What have you done for me lately?“ – dieser Satz wird von Kommentatoren gerne benutzt, um zu verdeutlichen, dass NFL-Teams jüngste Leistungen oft höher bewerten als vergangene Erfolge. Zwar kann ein Ausbruchsspiel immer ein Ausreißer sein, dennoch haben zahlreiche Spieler weiter unten im Depth Chart starke Leistungen gezeigt – nur um anschließend wieder in der Versenkung zu verschwinden.
Zwei Beispiele verdeutlichen dieses Muster besonders gut.

Das erste betrifft Emanuel Wilson im Vergleich zu Josh Jacobs in Green Bay. Wilsons Vertrag läuft nach der Saison 2025 aus, sein Gehalt liegt bei gerade einmal 1,03 Millionen Dollar. Jacobs hingegen ist noch bis 2027 gebunden, nachdem er vor der Saison 2024 einen Vierjahresvertrag über 48 Millionen Dollar unterschrieben hatte. Allein aufgrund von Talent und Vertragsvolumen ist klar, dass Jacobs bei Gesundheit bevorzugt eingesetzt wird.
Interessant dabei: Jacobs erreichte in dieser Saison kein einziges Mal die Marke von 100 Rushing-Yards in einem Spiel. Wilson schaffte genau das in Woche 12, als Jacobs verletzt fehlte – mit 107 Yards und zwei Touchdowns bei 28 Läufen. Trotz dieses Auftritts kam Wilson in den darauffolgenden drei Wochen zusammen nur auf neun Carries und stand jeweils bei maximal 20 % der Offensiv-Snaps auf dem Feld.
Das zweite Beispiel ist finanziell weniger extrem, zeigt aber denselben Effekt. Bucky Irving von den Tampa Bay Buccaneers verpasste die Wochen 5 bis 12 verletzungsbedingt. In dieser Phase bildeten Rachaad White und Sean Tucker das Running-Back-Duo. White, mit einem Cap Hit von 3,6 Millionen Dollar, erlief als Starter 306 Yards und drei Touchdowns bei durchschnittlich 3,8 Yards pro Lauf. Tucker, dessen Cap Hit lediglich 1,03 Millionen Dollar beträgt, kam mit 275 Yards und vier Touchdowns bei 4,4 Yards pro Lauf fast auf identische Zahlen – allerdings mit 19 Carries weniger.
Selbst nachdem Tucker in einem Spiel 140 Scrimmage-Yards und drei Touchdowns produziert hatte, bekam er in der darauffolgenden Woche nur 12 Läufe. In keinem Spiel der Saison stand er bei mehr als 50 % der Offensiv-Snaps auf dem Feld – und auch nach Irvings Rückkehr erhielt White weiterhin mehr Carries.
Fantasy-Lektion: Es lohnt sich, genau zu beobachten, ob solche Ausbrüche auch kommende Saison Einzelfälle bleiben. FAB (Free Agent Budget) ist ein wertvolles Gut – und sollte nicht verschwendet werden, wenn Coaches weiterhin primär auf ihre besser bezahlten Starter setzen, unabhängig von deren Effizienz.
Konstanz bleibt die Ausnahme
Defensive Anpassungen, Verletzungen und situative Faktoren machten es vielen Spielern unmöglich, über die gesamte Saison hinweg konstant zu dominieren. Ein Blick auf die Top-Scorer jeder Position bestätigt das eindrucksvoll.

Josh Allen beendete einzelne Spiele als QB17, QB22, QB25 und QB27 – und war dennoch mit großem Abstand der beste Fantasy-Quarterback der Saison. Bo Nix landete nur sechsmal als QB12 oder besser, steht aber dennoch auf Rang fünf, was vor allem die generelle Inkonstanz der Position widerspiegelt.
Christian McCaffrey stellt eine Ausnahme dar. Als bester Running Back im Half-PPR-Scoring landete er in allen bis auf drei Spielen unter den besten 12. Direkt dahinter folgt Jonathan Taylor: sechs Auftritte als RB3 oder besser, sieben weitere als RB7 oder besser – doch alle übrigen Spiele beendete er als RB18 oder schlechter.
Auch bei den Wide Receivern blieb Enttäuschung nicht aus. Jaxon Smith-Njigba fiel in einer Woche sogar auf WR71 zurück und kam in zwei weiteren Spielen nur auf WR19 und WR25. Puka Nacua hatte zudem vier Spiele in Folge mit einem WR16- oder schlechteren Finish.
Bei den Tight Ends zeigt sich ein ähnliches Bild. Trey McBride hatte zwar keine echte Konkurrenz an der Spitze, beendete aber dennoch fünf Spiele als TE13 oder schlechter.
Fantasy-Lektion: Glück bleibt ein Faktor. Selbst Elite-Spieler können enttäuschen – unabhängig vom Matchup. Wer langfristig erfolgreich sein will, sollte seinem Prozess vertrauen und nicht jede Produktionsdelle überbewerten.
Das Tight-End-Dilemma
Apropos Tight Ends: Trey McBride stand vor Woche 17 bei 224,3 Half-PPR-Punkten. Der nächstbeste Tight End war Kyle Pitts mit 155,4 Punkten – wobei 40,1 Punkte allein aus Woche 15 stammen. McBride lag damit 68,9 Punkte vor Pitts.
Um einen Tight End mit einem ähnlich großen Rückstand zu finden, muss man bis zu Sam LaPorta auf Platz 22 schauen – und das, obwohl er nur neun Spiele absolvierte, bevor er auf Injured Reserve landete.
Das gesamte Tight-End-Ranking wirkt kurios: Travis Kelce steht trotz sieben einstelliger Fantasy-Auftritte auf Rang drei. Rookie Tyler Warren ist Achter, obwohl er seit Woche 10 kein Spiel mehr mit zweistelligen Punkten hatte. AJ Barner rangiert als TE13, obwohl er achtmal als TE21 oder schlechter abschloss – inklusive eines TE57-Finishes.
Draft-Strategie für 2026: Einen der Top-2- oder Top-3-Tight-Ends früh zu draften bleibt sinnvoll, sofern der Preis stimmt. Alternativ kann man bewusst sehr spät zuschlagen – alles dazwischen ist riskant. Aktuell sind Trey McBride und Brock Bowers die einzigen Tight Ends, die ich auch nur ansatzweise früh draften würde. McBride dominiert, und Bowers lag trotz nur acht Spielen vor Woche 17 bereits auf Rang sechs.
Für Spieler wie LaPorta oder Tucker Kraft könnte es Argumente geben, falls ihre ADP deutlich in die mittleren Runden fällt – Skepsis bleibt jedoch angebracht.
Viel zu frühe Top 30
Wir blicken schon jetzt auf die Fantasy-Saison 2026.

| Rang | Spieler | Position | Team |
|---|---|---|---|
| 1 | Bijan Robinson | RB | ATL |
| 2 | Jaxon Smith-Njigba | WR | SEA |
| 3 | Puka Nacua | WR | LAR |
| 4 | Jahmyr Gibbs | RB | DET |
| 5 | Christian McCaffrey | RB | SF |
| 6 | Jonathan Taylor | RB | IND |
| 7 | Ja’Marr Chase | WR | CIN |
| 8 | De’Von Achane | RB | MIA |
| 9 | CeeDee Lamb | WR | DAL |
| 10 | Amon-Ra St. Brown | WR | DET |
| 11 | Ashton Jeanty | RB | LV |
| 12 | Rashee Rice | WR | KC |
| 13 | Malik Nabers | WR | NYG |
| 14 | James Cook | RB | BUF |
| 15 | Josh Jacobs | RB | GB |
| 16 | Drake London | WR | ATL |
| 17 | Trey McBride | TE | ARI |
| 18 | Josh Allen | QB | BUF |
| 19 | Brock Bowers | TE | LV |
| 20 | Justin Jefferson | WR | MIN |
| 21 | TreVeyon Henderson | RB | CHI |
| 22 | George Pickens | WR | PIT |
| 23 | Bucky Irving | RB | TB |
| 24 | Nico Collins | WR | HOU |
| 25 | Emeka Egbuka | WR | TB |
| 26 | Omarion Hampton | RB | NO |
| 27 | Lamar Jackson | QB | BAL |
| 28 | Tetairoa McMillan | WR | JAX |
| 29 | Saquon Barkley | RB | PHI |
| 30 | Quinshon Judkins | RB | CLE |
Einordnung & Notizen
Robinson könnte an der Goalline noch mehr Chancen bekommen, falls Tyler Allgeier in der Free Agency geht. Bei McCaffrey bleibt die größte Hürde – wie eigentlich immer – die Gesundheit. Amon-Ra St. Brown sollte in Half-PPR- und PPR-Ligen auch in den kommenden Jahren massive Upside liefern.
Die Packers haben gezeigt, dass sie Jacobs viel Arbeit geben – selbst dann, wenn die Effizienz langsam nachlässt. Wichtig wird sein, ob Green Bay in der Offseason spürbar auf der Running-Back-Position nachlegt.
Justin Jefferson erst auf Platz 20 fühlt sich fast schon kriminell an – aber die Vikings müssen 2026 erst beweisen, dass sie eine konstant funktionierende Offense aufs Feld bringen können.
Egbuka ist in den letzten Wochen etwas abgekühlt. Gleichzeitig könnte Mike Evans nach Vertragsende zum Saisonabschluss aufhören. Selbst wenn Evans zurückkommt, sollten die Bucs Egbukas Rolle ausbauen.
Judkins sollte für die Saison 2026 wieder bereit sein, nachdem er sich einer OP zur Behandlung einer ausgekugelten Knöchelverletzung und eines Wadenbeinbruchs unterzogen hat.
Routiniers wie Derrick Henry und Davante Adams könnten in die Top 30 rutschen, sobald das NFL-Bild für 2026 klarer wird.



