College Football Rückblick auf Week 15 – Spiele der Woche

Fabian Weigl
Lesezeit: 34 Min.
Ein Football-Spieler in einem weißen Alabama-Trikot läuft mit dem Ball, während sich ein Verteidiger von Georgia, Nummer 3, nähert. Trainer und Betreuer schauen bei diesem Woche 5 College Football Rückblick im hellen Stadionlicht von der Seitenlinie aus zu. Diese Beschreibung wurde mit der FootballR KI automatisch generiert.
Foto: IMAGO / Imagn Images

Spiele der Woche

SEC Championship: Georgia 28-7 Alabama

Georgia hat das SEC-Finale in Atlanta als klares Statement gewonnen, nicht nur im Score, sondern in der Art, wie das Spiel von Beginn an aussah. Das 28-7 war ein Finale, in dem Georgia Alabama in den Grund stampfte und damit den SEC-Titel sowie die First-Round-Bye im CFP fixierte. Wichtig ist dabei der Kontext: Georgia hatte unter Kirby Smart zuvor jedes SEC-Titelspiel gegen Alabama verloren, und genau diese Historie war Teil der Storyline. Smart stand vor diesem Spiel 0-4 gegen die Tide in SEC-Finals und Georgia insgesamt 1-7 gegen Alabama unter ihm war, das macht diesen Sieg auch programmatisch so schwergewichtig.

Der Spielverlauf zeigte schnell, dass Georgia diesmal nicht in ein Alabama-Script rutscht. Statt eines Open-Field-Shootouts wurde es ein Spiel, in dem Georgia die Lines kontrollierte und Alabama nie erlaubt hat, in seinen Rhythmus zu kommen. Im Vergleich zum Regular-Season-Duell der beiden war es eine defensiv geprägte Schlacht, in welchen Georgia den Ton angab und Alabama auf unter 100 Total Yards drückte und sogar negative Rushing-Yards erzwang. Das ist in einem SEC-Finale gegen Alabama praktisch ein defensiver Knockout: wenn die Tide am Boden gar nichts erzeugt, bleibt ihnen nur ein eindimensionales, schweres Passspiel gegen eine vorbereitete Secondary.

Offensiv brauchte Georgia kein Feuerwerk, sie brauchten Effizienz und situatives Zuschlagen, von welchem Gunner Stockton der MVP mit drei Touchdown-Pässen war.  Stockton spielte dabei genau den Titelspiel-Stil, den Georgia 2025 gesucht hat: keine riskanten Reads, schnelle Entscheidungen und klare Red-Zone-Abschlüsse. Das Spiel wurde nicht durch 60-Yard-Bomben gewonnen, sondern dadurch, dass Georgia jede Phase, in der Alabama wackelte, sofort in Punkte ummünzte.

Alabama fand dagegen nie den Hebel, um Georgia defensiv über längere Strecken zu stressen. Die Tide wurde offensiv komplett ausgedünnt und hatte im gesamten Spiel kaum Drives, die wie echte Touchdown-Bedrohungen wirkten. Der zentrale Punkt ist dabei weniger die Anzahl der Drives, sondern ihre Qualität: Alabama geriet ständig in lange Downs, weil First-Down-Runs nichts brachten und kurze Passkonzepte von Georgias Tackling sofort gestoppt wurden. Georgia forcierte zusätzlich einen Turnover und einen geblockten Punt und hatten somit auch in den Hidden-Yardage-Momenten den Vorteil. Titelspiele kippen häufig an Special Teams und Ball-Security und Georgia hatte beides auf seiner Seite.

Je länger das Spiel lief, desto deutlicher wurde auch der psychologische Effekt. Alabama brauchte einen Swing-Drive, um überhaupt in Schlagdistanz zu kommen, aber Georgia ließ keinen zu. Als Alabama im dritten Viertel noch Hoffnung schöpfen konnte, war es Georgias Defense, die sofort die Tür zuschlug und das Spiel wieder in einen Low-Possession-Grind zwang.

Am Ende ist 28-7 nicht bloß ein Titel, sondern ein Playoff-Signal. Georgia zeigte ein CFP-Profil, das über defensive Dominanz, saubere Offense-Execution und maximale Fehlervermeidung funktioniert, genau die Mischung, die im 12-Team-Format First-Round-Byes rechtfertigt. Für Alabama hingegen ist es ein Finale, das ihre Playoff-Position klar verschlechtert, weil sie offensiv nie im Spiel war und den Eindruck eines Top-Seed-Contenders nicht bestätigen konnte.

Big Ten Championship: Indiana 13-10 Ohio State

Indiana hat das Big-Ten-Finale in Indianapolis so gewonnen, wie Außenseiter große Titelspiele gewinnen müssen: sie haben Ohio State in ein Low-Possession-Spiel gezwungen, den einen offensiven Durchbruch im richtigen Moment gefunden und danach defensiv jede Tür zugeschlagen. Indiana besiegt Ohio State 13-10 und holt damit den ersten Big-Ten-Championship-Ring seit 1967, inklusive automatischem CFP-Bid.  Der Rahmen war dabei maximal: #1 gegen #2 im AP-Poll, ein echtes Game of the Century-Setup, und Indiana kam ungeschlagen (12-0) hinein.

Das Spielbild war von Beginn an klar defensiv geprägt. Der Boxscore zeigt ein nahezu symmetrisches Yardage-Duell (Indiana 340, Ohio State 322) und jeweils nur einen Turnover, also keine Chaos-Stats, sondern ein kontrollierter Shutdown-Abend beider Defenses.  Ohio State startete besser, ging im ersten Viertel in Führung und hatte früh das Feldpositions-Plus, aber Indiana blieb über Field Goals im Spiel und ließ keinen explosiven OSU-Runaway zu. Genau dieser Punkt ist typisch für Titelspiele gegen Ryan Days Buckeyes: wenn du sie nicht früh groß werden lässt, wird’s ein Grinder, in dem jeder Red-Zone-Drive zählt.

Der entscheidende offensive Moment kam im dritten Viertel. Fernando Mendoza brachte Indiana mit einem Touchdown-Drive in Führung, abgeschlossen durch den Pass auf Elijah Sarratt. Damit wurde aus einem 10-10-Abnutzungskampf plötzlich ein Spiel, in dem Ohio State zum ersten Mal wirklich nachlaufen musste. Dieser Drive war nicht spektakulär, aber perfekt getimt: Indiana nutzte ein seltenes Coverage-Fenster, Mendoza blieb in-Rhythm, und Sarratt gewann die Route in einem Moment, in dem Ohio States Defense eigentlich das Spiel abriegeln wollte. Dass Mendoza als Heisman-Finalist als klarer Saison-Frontrunner gilt, hängt genau an solchen Drives, er war 2025 der QB, der in High-Leverage-Spots zuverlässig liefert.

Ohio State hatte danach mehrere Chancen, das Spiel zurückzuholen, aber scheiterte an zwei strukturellen Problemen: Red-Zone-Ineffizienz und Protection-Breakdowns. Die Buckeyes kamen viermal in die Red Zone und holten daraus nur 10 Punkte, für ein Team mit OSU-Talentlevel ist das in einem 13-10-Finale praktisch ein Selbst-Sabotage-Wert. Gleichzeitig wurde Julian Sayin fünfmal gesackt, mehr als im gesamten Regular-Season-Run zusammen.  Das nahm dem Passing Game die Tiefe, zwang OSU häufiger in Quick-Game-Calls und machte Drives planbarer für Indianas Front.

Sayin selbst war dabei nicht schlecht, aber eben nicht der Titel-X-Factor. Seine Linie spiegelt mit 21/29 für 258 Yards, einem Touchdown und einer Interception solide Effizienz, aber ohne den einen entscheidenden Scramble- oder Shot-Moment, der so ein Final dreht, wider. Der eigentliche Killer kam über Special Teams: Im vierten Viertel, als Ohio State endlich wieder bis in Field-Goal-Range marschierte, verfehlte Jayden Fielding einen 27-Yard-Kick weit links.  In einem Drei-Punkte-Spiel ist das nicht nur ein Miss, sondern das Ende der letzten verlässlichen Comeback-Route. Dass OSU zuvor sogar einen vierten Down statt eines vermeintlich einfachen Field Goals ausspielte und danach leer ausging, verstärkte diesen Eindruck von verpassten Chancen, wie die Recaps hervorheben.

Indiana hat das Finale danach genau so zu Ende gespielt, wie ein Champion es muss: ohne Hektik, ohne Turnover, und mit einer Defense, die jeden OSU-Drive unter Druck setzte. Der Boxscore zeigt, dass Indiana in den letzten Minuten weder Penalties noch Ball-Security-Fehler produzierte (5-49 Penalties bei IU, aber keine späten Killer-Flags), während Ohio State im vierten Viertel keine Punkte mehr fand. Das war am Ende der Unterschied zwischen einem Team, das gewinnen wollte, und einem Team, das nicht verlieren wollte. Indiana fand den einen Touchdown-Drive, Ohio State nicht und in einem defensiven Titelspiel ist das alles.

In der Gesamtwertung ist dieses Big-Ten-Finale also keine Fluke-Story, sondern eine perfekte Verdichtung der Saisonlogik. Indiana war 2025 über Mendoza konstant in High-Leverage-Moments sauber, (2.980 Yards, 33 TD, 71,5% Completions über die Saison). Ohio State war defensiv stark genug, um jedes Spiel zu gewinnen, aber offensiv in der Red Zone und in der Protection zu wacklig, um ein Spiel dieser Bauart zu finishen. Deshalb steht Indiana jetzt als Big-Ten-Champion und No.-1-Seed-Typ im CFP-Feld und OSU muss sich über genau diese zwei Baustellen neu sortieren.

ACC: Duke-Virginia (OT)

Duke hat in Charlotte eines der verrücktesten ACC-Endspiele der letzten Jahre gewonnen und dabei eine Kettenreaktion im CFP-Feld ausgelöst. Der Rahmen ist historisch: Duke holte mit dem 27-20-Overtime-Sieg den ersten outright ACC-Titel seit 1962 und es war zugleich das erste OT-Spiel der ACC-Championship-Geschichte war. Dass ein 8-5 Duke, der nur über einen Fünfer-Tiebreaker überhaupt ins Finale kam, am Ende den Pokal hält, ist genau dieser ACC-Chaos-Plot, den die Championship Week manchmal schreibt. Für Virginia war es dagegen der vielleicht schmerzhafteste Abend seit Jahrzehnten: Als Regular-Season-Champion (10-3) hätten die Cavaliers mit einem Sieg ihren ersten CFP-Einzug praktisch fixiert gehabt.

Über drei Viertel war Duke klar die strukturiertere Mannschaft. Die Blue Devils waren 4-for-4 in der Red Zone und 3-for-3 on Fourth Down, also in genau den High-Leverage-Fenstern, die Titelspiele entscheiden. Das sah man bereits im ersten Drive: Duke marschierte 75 Yards in 15 Plays und ging über einen 12-Yard-TD-Pass von Darian Mensah auf Jeremiah Hasley in Führung. Virginia brauchte bis kurz vor der Pause, um offensiv wirklich Fuß zu fassen, und lebte lange davon, dass Dukes Offense zwar effizient, aber nicht explosiv war.

Der Matchplan war dabei eindeutig: Duke wollte das Spiel in einen kontrollierten, physischen Rhythmus ziehen und Virginia zu langen Drives zwingen. Mensah blieb mit 196 Passing-Yards und zwei TDs zwar unter 200, war aber extrem sauber in den Down-to-Down-Reads. Dazu kam RB Nate Sheppard als Balance-Hebel: 97 Rushing-Yards und ein TD, inklusive des 16-Yard-TD-Runs im zweiten Viertel zum 14-7. Virginia, geführt von QB Chandler Morris (216 Passing-Yards), hatte zwar längere Drives, kam aber zu selten in „finishable“ Red-Zone-Spots.  In Summe wirkte das Spiel bis tief ins vierte Viertel wie ein Duke-Titelabend.

Und dann kam der ACC-typische Twist. Duke gab eine 10-Punkte-Führung in den letzten fünf Minuten noch aus der Hand Konkret: Duke ging durch ein Field Goal von Todd Pelino auf 20-10, aber Virginia antwortete erst mit einem langen Field Goal (42-Yarder) und dann mit einem 96-Yard-TD-Drive in 1:22, abgeschlossen durch den 18-Yard-TD-Pass von Morris auf Eli Wood, um auf 20-20 auszugleichen. Das war die Phase, in der man dachte, das Finale kippt komplett: Virginia gewann plötzlich Tempo, Duke wirkte kurz nervös, und das Stadion fühlte OT-Momentum auf UVA-Seite.

Die Overtime war dann ein Lehrstück in Mut vs. Fehler. Duke bekam den Ball zuerst, scheiterte im Drive an einem 4th-and-goal und ging trotzdem dafür. Mensah rollt raus und findet Hasley auf 4th-and-goal zum 1-Yard-Touchdown. Dieser Call ist der Titel-Moment: In einem Finale, das gerade aus den Händen gerutscht war, wählt Duke den aggressiven Finish-Weg und trifft. Virginia bekam danach ihre OT-Possession, aber auf dem ersten Play warf Morris die Interception, die CB Luke Mergott abfing und damit den Titel fixierte. Ein brutal schneller Schlusspunkt für UVA, und ein perfekter Chaos-Deckel für diese Spiel.

Was bleibt, ist ein Finale mit zwei Ebenen. Erstens sportlich: Duke war über die meiste Strecke besser in den entscheidenden Downs, gewann Red-Zone-Effizienz und Fourth-Down-Aggression, und hatte in OT den kälteren Abschluss. Zweitens narrativ: Dukes Sieg macht die ACC-CFP-Situation extrem kompliziert, weil ein 5-Loss-Champion kaum ins Feld kommen wird und die Liga am Selection Sunday ohne Vertreter dasteht.

Big 12 Championship: Texas Tech 34-7 BYU

Texas Tech hat das Big-12-Finale in Arlington als klares Statement gewonnen,  in einem Stil, der eher nach Playoff-Bye als nach engem Conference-Fight aussah. Mit dem 34-7-Sieg krönt Texas Tech seinen ersten Big-12-Titel der Program-Geschichte und hielt BYU bei nur 200 Total Yards sowie forcierte vier Turnovers. Das Endergebnis wirkt im Big-12-Kontext fast ungewöhnlich eindeutig, aber genau so hat sich das Spiel angefühlt: Tech war in jeder Phase einen Schritt schneller und physischer.

Der Kern liegt in der Defense und ihrer Fähigkeit, BYUs Identität komplett zu zerstören. Linebacker Jacob Rodriguez kann als Defensive MVP herausgestrichen werden, da er 13 Tackles und ein TFL lieferte. Das ist nicht nur ein starker Einzelabend, das ist die Fortsetzung eines 2025-Profils, das ihn kurz vorher zum Nagurski-Award-Gewinner machte. Man sah diese physische Dominanz in den Downs: BYU wurde früh in lange Third Downs gezwungen, verlor dort Protection-Stabilität und konnte weder Run-Rhythmus noch Quick-Game-Sicherheit aufbauen.

Offensiv musste Texas Tech dafür kein Feuerwerk abbrennen. Techs Ansatz kann dabei als das klassische Titel-Script beschrieben werden: frühe Führung, dann Kontrolle über Balance und Feldposition und vor allem die Nutzung der Turnover-Vorteile. Tech bekam im zweiten Durchgang ständig kurze Felder oder extra Possessions, weil BYU in ihrer Comeback-Phase mehrfach den Ball wegwarf. Die Turnover-Bilanz spricht Bände: BYU vier Turnovers, Texas Tech null. In einem Conference-Finale ist das praktisch ein garantiertes Blowout-Setup.

Der Spielverlauf unterstreicht genau das. BYU blieb bis zur Halbzeit in erreichbarer Nähe, aber in der zweiten Hälfte zerbrach die Partie durch die Turnover-Spirale. Die zwei Interceptions von Ben Roberts sind zentrale Stops in BYUs Versuch, noch einmal in das Spiel zu kommen. Heißt: Jedes Mal, wenn BYU einen Drive aufbaut, kommt ein Ballverlust und statt Momentum gibt es sofort Tech-Feldposition und psychologischen Druck. BYU wurde dadurch in ein Pass-Script gezwungen, in dem Techs Secondary nur noch auf Fehler warten musste.

Mit nur 200 Total Yards, einem Season-Low, und vier Turnovers hatte BYU keine Plattform, um überhaupt das Spieltempo zu drehen. Selbst wenn die BYU-Defense einzelne Stops hatte, verpufften sie, weil die Offense keine Drives finishte und Tech sofort wieder den Ball bekam. Sobald Tech zweistellig führte, war die Big-12-Final-Realität da: BYU muss werfen, Tech dominiert die Line, Turnovers stapeln sich.

Für Texas Tech ergibt sich daraus ein ziemlich sauberes CFP-Profil. Ein 34-7-Conference-Finale gegen einen starken Gegner ist in diesem Format ein Signal: Tech gewinnt nicht nur über Offense-Spikes, sondern über eine Defense, die Spiele mit Takeaways und Negativ-Plays kontrolliert. Unterm Strich war dieses Finale ein dominanter Stempel: Tech war das bessere, härtere, sauberere Team und hat BYU im größten Moment keine Chance gelassen.

AAC Championship: Tulane 34-21 North Texas

Tulane hat sich in New Orleans den American-Titel geholt und damit sehr wahrscheinlich den G5-Auto-Bid fürs CFP fixiert. Der Sieg war dabei kein Shootout-Glück, sondern ein Spiel, das Tulane über Defense, Run-Game-Kontrolle und Turnover-Margin strukturell dominierte, sogar unter schwierigen Bedingungen mit kaltem Regen, der North Texas’ Pass-oriented Offense sichtbar limitierte.

Der Start zeigte kurz, warum North Texas überhaupt hier war: Die Mean Green gingen früh 7-0 in Führung (10-Yard-TD-Pass auf Tre Williams).  Aber Tulane reagierte sofort mit einem Drive, der den Ton für den Abend setzte und zwar mit einer 16-Play-Serie, in der Tulane zwei Fourth Downs konvertierte, bevor QB Jake Retzlaff zum 2-Yard-Rushing-TD einlief. Dieser Drive war mehr als ein Ausgleich, er signalisierte, dass Tulane physisch die Line kontrolliert und North Texas’ Defense müde spielen will. Danach kippte das Spiel in ein Tulane-Script: Ballbesitz gewinnen, Drives verlängern, und North Texas immer wieder in lange Downs drücken.

Der zentrale Faktor war allerdings Tulanes Defense, welche brach North Texas’ top-produzierende Offense mit fünf Sacks und vier Takeaways auseinander.  Besonders schmerzhaft für North Texas war der Turnover-Cluster vor der Pause: Erst fumbelte RB Caleb Hawkins nach einem Hit von Safety Jack Tchienchou, dann folgten weitere Ballverluste. Dass North Texas nach 11 Siegen bis dahin nur sieben Turnover hatte, dazu jetzt fünf in einem Abend zeigt, wie sehr Tulane sie aus ihrem Komfortbereich drückte.

Offensiv war Tulane nicht spektakulär, aber konsequent effizient. Retzlaff scorte zweimal kurz am Boden (2- und 1-Yard-Runs), während RB Jamauri McClure 121 Rushing-Yards und einen TD beisteuerte. Das Spiel drehte sich also nicht um ein vertikales Feuerwerk, sondern um drive sustainability. Tulane gewann Zeit und Raum: 35:08 Minuten Ballbesitz für Tulane und nur 24:52 für UNT, was in einem Championship-Spot ein klares Kontrollsignal ist. Dazu kommt, dass Tulane am Boden deutlich überlegen war (175-20 Rushing-Edge) und North Texas so jede Chance nahm, über eigene Tempo-Runs ins Spiel zurückzufinden.

North Texas hatte trotz aller Probleme einzelne explosive Momente, der 59-Yard-TD-Pass kurz vor Ende des dritten Viertels und ein später Rushing-TD machten den Score kosmetisch enger. Aber realistisch war das Spiel nach dem Pick-Six von Chris Rodgers im dritten Viertel (35-Yard-INT-Return-TD zum 31-7) entschieden, weil Tulane damit den letzten UNT-Push direkt konterte. In der Schlussphase blieb Tulane ruhig, nahm die Uhr und legte per Field Goal nach, genau das konservative Finish, das im Regen und mit Turnover-Vorsprung die richtige Entscheidung ist.

Unterm Strich war dieses Finale ein Musterbeispiel dafür, wie ein G5-Champion ein CFP-Profil schreibt: Defense-Playmaking, Turnover-Dominanz, Run-Game-Kontrolle. Tulane hielt North Texas bei 21 Punkten, rund 25,8 unter ihrem Saisonschnitt und zwang sie zu ihrer klar schlechtesten Ball-Security-Performance des Jahres Dass Tulane das unter einem Coach tat, der bereits für Florida unterschrieben hat, macht das Ganze nur noch bemerkenswerter, aber auf dem Feld war es vor allem ein Sieg der Struktur und der physischen Überlegenheit.

Mountain West Championship: Boise State 38-21 UNLV

Boise State hat das Mountain-West-Finale in der letzten MWC-Championship ihrer Program-Ära wie einen Abschieds-Stempel gespielt: früh distanziert, später kontrolliert, ohne jemals in echte Gefahr zu geraten. QB Maddux Madsen produzierte vier First-Half-Touchdowns und führte Boise damit zum dritten MWC-Titel in Serie und das in ihrer finalen Titelpartie vor dem Wechsel in die neu formierte Pac-12. Der Spielort und das Wetter (kalter Regen in Boise) waren dabei nicht nur Kulisse, sondern ein Faktor, der UNLVs Start zusätzlich erschwerte.

Der entscheidende Bruch kam schon in den ersten 20 Minuten. Boise legte einen 21-0-Run hin, bevor UNLV überhaupt richtig im Spiel war. Madsen eröffnete mit einem 10-Yard-Rushing-TD, legte noch im ersten Viertel einen 9-Yard-TD-Pass auf Dylan Riley nach und traf im zweiten Viertel Cameron Bates zum 21-0-Touchdown. Das war weniger Zufall als Boise-Identität: frühe Drives kurz halten, Red Zone finishen, dem Gegner sofort ein Minus-Script aufzwingen. Die Broncos wirkten in dieser Phase wie das reifere Team, während UNLV durch Penalties und verpasste Third Downs nie ins Tempo fand.

UNLV stabilisierte sich danach offensiv zwar, aber immer aus Rückstand heraus. QB Anthony Colandrea brachte die Rebels kurz vor der Halbzeit zurück, erst per 5-Yard-Rushing-TD, dann per 11-Yard-TD-Pass auf Troy Omeire, wodurch UNLV zur Pause auf 28-14 verkürzte. Colandreas Boxscore zeigt auch, warum UNLV überhaupt anklopfen konnte: 18/38 für 225 Yards, 1 Pass-TD, 0 INT plus 66 Rushing-Yards und ein Run-TD. Das war ein klassischer Fight-Back vom Quarterback, nur eben in einem Spiel, in dem die erste Halbzeit schon zu viel Schaden angerichtet hatte.

Der letzte echte Spannungspunkt kam im dritten Viertel. UNLV eröffnete die zweite Hälfte mit einem 78-Yard-TD-Drive, abgeschlossen durch JoJo Earles 7-Yard-Run zum 28-21. Genau in dieser Phase zeigt sich, warum Boise im Dezember so schwierig zu schlagen ist: Statt zu wackeln, verschoben sie das Spiel zurück auf ihre physische Basis. Madsen blieb zwar nach der Pause ohne weitere TD-Pässe, aber Boise kontrollierte Ballbesitz, vermied Fehler (keine Interception, keine verlorenen Fumbles) und ließ UNLV keine zweite One-Score-Chance.

Die zweite Halbzeit war deshalb ein Lehrstück in Boise-Closing-Football. Boise erzielte im vierten Viertel den entscheidenden 10-Play-78-Yard-Drive, beendet durch Sire Gaines’ 1-Yard-TD-Run zum 35-21. Gaines (9 Carries, 64 Yards) und Riley (21 Carries, 75 Yards) sind dabei wichtig, weil sie zeigen, wie Boise den Vorsprung verwaltete, drei verschiedene Backs als Scorer, kein Overreliance auf einen einzigen Spieler. Danach legte K Colton Boomer noch ein 50-Yard-Field Goal nach, was den Sieg endgültig zusperrte. UNLV brachte in der Schlussphase keinen Punkt mehr aufs Board.

Unterm Strich war das Finale ein Boise-Statement über Struktur und Frühdominanz. Madsen war mit 289 Passing-Yards, 3 Pass-TDs und einem Rush-TD der klare First-Half-Katalysator, während die Defense in der zweiten Halbzeit genau dann Stops fand, als UNLV drohte, das Spiel zu drehen. Für UNLV bleibt ein starker Saisonabschluss (10-3), aber auch die klare Lehre, dass man gegen Boise in Titelfinals nicht 20 Minuten Anlauf nehmen darf. Boise geht damit als dreifacher MWC-Champion in den Conference-Wechsel und hat dieses letzte Mountain-West-Kapitel so geschrieben, wie es Boise immer getan hat: früh zuschlagen, dann nie mehr loslassen

Sun Belt Championship: James Madison 31-14 Troy

James Madison hat sich in Harrisonburg den Sun-Belt-Titel mit einem 31-14 gegen Troy geholt, ein Spiel, das sich lange nach einem echten Coinflip anfühlte und dann im vierten Viertel komplett in Richtung der Dukes kippte. Der Boxscore zeigt die nackte Dominanz am Ende: JMU gewann die Total Yards 411-177, hielt Troy in der zweiten Halbzeit ohne Punkte und machte den Unterschied über die Tiefe des Kaders sowie über Feldposition. Dass die Partie trotzdem bis tief ins vierte Viertel eng blieb, erklärt aber genau, warum dieses Finale ein guter Temperaturcheck für beide Teams war: Troy hielt defensiv sehr lange mit, JMU setzte erst spät den endgültigen Punch.

Der Start war von den äußeren Umständen geprägt. In Harrisonburg lag Schnee, es war kalt, und das Spiel begann mit einer kuriosen Szene, die den Championship-Night-Vibe sofort gesetzt hat: Nach Snowball-Würfen in Richtung des Troy-Punters musste JMU-Athletic-Director Matt Roan persönlich per Stadionmikro einschreiten, um Strafen gegen die Dukes zu verhindern. Diese Unterbrechung wirkte wie ein kurzes Stilmittel für das ganze Spiel: ein Finale, das erst chaotisch begann und dann immer mehr in die Kontrolle des Heimteams überging.

Troy hatte in der ersten Halbzeit trotzdem eine klare Matchup-Chance. Die Trojans gingen zwar im ersten Viertel nicht in Führung, aber im zweiten Viertel drehten sie das Spiel komplett: zwei Touchdown-Drives brachten ihnen zwischenzeitlich ein 14-3-Plus, bevor JMU vor der Pause zurückschlug.  Für Troy war das die Phase, in der ihr Plan funktionierte: das Spiel verlangsamen, JMU zu langen Drives zwingen und selbst bei eigenen Chancen effizient finishen. Dass Troy zur Halbzeit 14-17 dran war, zeigt, wie lange sie JMU in ein enges Fenster hielten.

Nach der Pause begann dann das eigentliche Title-Profil von James Madison sichtbar zu werden: Defense-Shutdown plus Offense-Closing. JMU pitchte eine Second-Half-Shutout, und das war der strukturelle Wendepunkt. Troy kam offensiv kaum noch über Midfield, weil JMU den Run früh stopfte und Troy damit in schwierige Passing-Downs drückte. Der Yardage-Gap aus dem Boxscore (JMU 411, Troy 177) entsteht fast komplett im zweiten Durchgang, in dem JMU Drives verlängerte und Troy keinen Rhythmus mehr fand. Man merkte, dass JMU in der Tiefe frischer blieb: längere Ballbesitze, mehr First Downs, und dadurch wuchs der Druck auf Troy mit jedem leeren Drive.

Das Finish im vierten Viertel war dann eindeutig die Championship-Sequenz. Die Dukes legten bei einer 17-14-Führung spät im Spiel einen 83-Yard-Drive hin, den QB Alonza Barnett III mit einem 26-Yard-Rushing-TD zum 24-14 krönte.  Das war das Play, das Troy endgültig den Sauerstoff nahm, nicht nur wegen des Scores, sondern weil es zeigte, dass JMU im größten Moment auch physisch den Ton setzen kann. Kurz danach folgte der zweite späte Touchdown, der das 31-14 fixierte und die letzten Minuten in reinen Clock-Mode verwandelte.

Unterm Strich war dieses Sun-Belt-Finale ein Spiel in zwei Akten: ein wirklich enges, defensiv geprägtes Championship-Duell bis spät ins vierte Viertel und dann ein JMU-Finisher, der auf Tiefe, Defense-Stabilität und einem langen Kill-Drive basiert. Troy erreichte am Ende mit nur 2/14 on third downs und insgesamt 177 Yards, was den Second-Half-Shutdown perfekt erklärt.  JMU holt damit seinen ersten Sun-Belt-Titel seit dem Conference-Beitritt 2022 und schließt eine 12-1-Saison als klarer Champion ab. 

Conference USA Championship: Kennesaw State 19-15 Jacksonville State

Kennesaw State hat in Week 15/Championship Week das wohl unwahrscheinlichste C-USA-Märchen der Saison vollendet. Die Owls gewannen das Titelspiel in Jacksonville, Alabama mit 19-15, und das in ihrer zweiten FBS-Saison und der ersten, in der sie überhaupt postseason-berechtigt sind. Das Spiel selbst war entsprechend kein glatter Favoritensieg, sondern ein Finale, das sich bis in die Schlussminute neu geschrieben hat.

Stilistisch war es lange ein Kennesaw-Kontrollspiel. Die Owls führten nach drei Vierteln 12-0, ein ungewöhnlicher Score, der zeigt, wie stark ihre Defense und Field-Position-Arbeit funktionierten. Kennesaw war insgesamt leicht vorn bei Total Yards (318-306) und First Downs (23-19), also nicht dominant, aber konstant besser in den kleinen Downs.  Das Deckel-Moment vor dem vierten Viertel war die Safety zum 12-0, die Kennesaw nicht nur Punkte, sondern auch massiven Momentum-Schub gab.  Jacksonville State stand offensiv bis dahin praktisch ohne Feldbalance da, weil Kennesaw den Lauf früh stark limitierte und die Passing-Plays auf Kurzraum zwang.

Dann kam die Gegenbewegung, die dieses Finale so gut macht. Jacksonville State drehte im vierten Viertel plötzlich komplett auf: erst ein 1-Yard-Run-TD von Cam Cook zum 12-7, dann ein 19-Yard-Rushing-TD von Caden Creel plus erfolgreiche Two-Point-Conversion, wodurch Jax State mit 15-12 vorne lag. Innerhalb weniger Minuten war aus einem defensiven Kennesaw-Grind ein Spiel geworden, das nach klassischem „Championship-Comeback roch. Das Matchup hatte ja auch eine Vorgeschichte: Jax State war der Titelverteidiger und hatte Kennesaw im Regular-Season-Duell zuvor geschlagen.

Was dann folgt, ist der Grund, warum Kennesaw den Titel verdient hat. QB Amari Odom führte in der Schlussphase den entscheidenden Drive, inklusive eines kritischen 4th-and-14-Conversions per Run . Mit nur noch 51 Sekunden auf der Uhr fand Odom WR Navelle Dean zum 11-Yard-Touchdown, der das Spiel wieder auf 19-15 drehte, erstmals gewann ein Team ein C-USA-Championship Game mit einem Go-Ahead-TD in der letzten Minute.  Das ist Title-Footballm nicht weil alles vorher sauber war, sondern weil du im schlimmsten Moment trotzdem den einen Drive findest.

Die letzten Sekunden gehörten dann wieder der Owls-Defense. Jacksonville State bekam noch eine kurze Chance, aber Kennesaw blieb diszipliniert, ließ kein Miracle-Fenster entstehen und brachte das Spiel heim. Das Finale wurde nicht durch Fehlerlawinen entschieden, sondern durch die zwei großen Clutch-Spielzüge mit dem Saftey und Late-Game-TD. Für Kennesaw ist der Titel damit die Vollendung einer Saison, die schon vorher historisch war, für Jax State ein bitteres Beispiel, wie dünn die Linie zwischen Back-to-Back Champion und knapp verpasst in Championship Week ist.

MAC-Championship: Western Michigan 23-13 Miami (OH)

Western Michigan hat das MAC-Finale in Detroit mit 23-13 gewonnen und damit eine der stärksten „Turnaround“-Stories der G5-Saison abgeschlossen. Dieser Titel ist der erste MAC-Championship-Triumph für WMU seit 2016 und den vierten insgesamt, nachdem die Broncos nach 0-3-Start neun der letzten zehn Spiele gewonnen hatten. Genau dieser Saisonbogen war spürbar: Western kam mit einem klaren physischen Plan, Miami mit der Erfahrung aus dem dritten Titelspiel in Folge, aber ohne Offensive, die dieses Spiel tragen konnte.

Der entscheidende Hebel war RB Jalen Buckley. Buckley lief 19-mal für 193 Yards und zwei Touchdowns, beide über lange Distanzen. Die beiden Breakaway-Runs (55 und 52 Yards) waren Plays, die Miami immer wieder zurück auf „minus field position“ zwangen, weil WMU dadurch nicht nur scorte, sondern Miami auch taktisch in ein Pass-Script drückte.  Das war nicht einfach ein guter Tag für das Run Game: Westerns Run-Game lag am Ende bei 286 Rushing-Yards, während Miami nur 73 am Boden produzierte. In einem Dezember-Finale ist ein +200-Rush-Gap praktisch ein Game-Script-Lock.

Miami blieb trotzdem lange im Spiel, weil die RedHawks defensiv hart genug waren, um WMU in der ersten Halbzeit mehrfach aus der Endzone zu halten. Herauszuheben ist Eli Blankey als den zentralen Defender hervor mit seinen 15 Tackles. Und auch der Score zeigt das: WMU führte zur Pause nur 13-3, obwohl sie yardage-mäßig bereits klar überlegen waren. Aber genau hier zeigte sich der strukturelle Unterschied zwischen den Teams: Western verwandelte seine physischen Vorteile in stetige Feldpositions-Wellen, während Miami offensiv kaum Drives finishen konnte, selbst wenn die Defense ihnen Zeit kaufte.

Offensiv hatte Miami keine stabile Antwort, weil sie in den kritischen Downs immer wieder scheiterten. ESPN listet sie bei 0/3 on 4th down und insgesamt nur 272 Total Yards bei identischer Play-Zahl wie WMU (69 Plays), was die Ineffizienz im direkten Vergleich brutal sichtbar macht. Miami setzte sogar zwei Quarterbacks, Thomas Gotkowski und Henry Hesson, ein, aber kam trotzdem nicht in Rhythmus und besonders in must-have Spots blieben sie leer. Die RedHawks hatten zwar mit Kam Perry (101 Receiving-Yards) ein paar explosive Gains, aber kein Drive-Sustaining-Element.

Western Michigan schloss das Spiel dann genau so, wie ein Champion schließen muss: keine Hektik, Run-Game als Uhr, Defense als Türsteher. Die Broncos hatten am Ende 35:17 Minuten Ballbesitz zu Miamis 24:43, also ein klares „wear-them-down“-Profil. Defensiv war EDGE Nadame Tucker der sichtbarste Stop-Maker; mit zwei Sacks und sechs Tackles kann er als Defensive Player of the Game bezeichnet werden. Und wichtig: WMU spielte turnover-frei, Miami gab einen Ball ab – bei einem Team, das über Drives statt über Shots gewinnen wollte, reicht genau diese kleine Safety-Margin.

Damit war dieses Finale ein sehr klassisches MAC-Title-Game: die bessere Run-Offense plus die physischere Defense gewinnt. Western Michigan setzte früh die Big Plays am Boden, kontrollierte danach Tempo und Feldposition, und ließ Miami nie in das Spiel hinein, das sie gebraucht hätten.

Für Miami ist es dagegen die dritte Final-Niederlage in Folge, ein Beleg, dass ihre Defense championship-würdig ist, die Offense aber in solchen Spots noch immer nicht das nötige Ceiling erreicht.

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Fabian Weigl beschäftigt sich seit mehreren Jahren intensiv mit der NFL und der NCAA und bringt seine Begeisterung für American Football in fundierte Analysen und Berichte ein. Durch die kontinuierliche Auseinandersetzung mit Teams, Spielern und Spielstrategien hat er sich ein Wissen über den Sport angeeignet.

Beruflich ist er im Controlling tätig. Mit seinem ausgeprägten Blick für Details und aktuellen Entwicklungen möchte Fabian Weigl seine Leidenschaft für Football weiter vertiefen.

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