Der frischgebackene Europameistertrainer Max Sommer beendet seine Laufbahn als Headcoach des österreichischen Football-Nationalteams. Nach der erfolgreichen Titelverteidigung bei der Europameisterschaft verkündete der 37-jährige Steirer seinen Rücktritt – eine Entscheidung, die laut Sommer gegenüber der Kleine Zeitung „nicht leicht, aber gut überlegt“ war.
„Wertschätzung und Unterstützung haben gefehlt“
Sommer, der über Jahre hinweg zu den prägenden Figuren des österreichischen American Football zählte, begründete seinen Rückzug mit mangelnder Unterstützung und fehlender Wertschätzung seitens der Verbandsführung.
„Es ist nie gelungen, gemeinsam mit Sportdirektor, Generalsekretär und Vorstand des AFBÖ ein gemeinsames Bild zu zeichnen, wie dieses Programm Nationalteam aussehen kann“, erklärte er.
Der Coach kritisierte vor allem den mangelnden Professionalismus in der Zusammenarbeit mit dem Verband. Viele Entscheidungen seien „mit Kampf und Krampf“ verbunden gewesen, während sein Betreuerteam und er „Wochen und Monate auf freiwilliger Basis“ investiert hätten.
„Wenn du es dann nicht schaffst, dich auf ein gemeinsames Bild des Projekts zu einigen, muss eben eine der zwei Parteien Konsequenzen ziehen“, sagte Sommer.
Trotz aller Kritik zeigte sich Sommer stolz auf das Erreichte: Nach dem 27:0-Finalsieg über Finnland und dem Halbfinalerfolg gegen Deutschland sei das sportliche Ziel erreicht. „Wir haben einen neuen Standard für Football in Europa gesetzt“, betonte er. Doch der Preis dafür sei hoch gewesen: „Der persönliche Einsatz hat viele von uns über die Maßen erschöpft.“
Neuer Fokus auf Familie und Hoffnung für den heimischen Football
Sommer informierte sein Team per Brief über den Rücktritt und dankte allen Beteiligten für die erfolgreiche Zeit. Zugleich machte er klar, dass „nicht alles Gold ist, was glänzt“. Für ihn persönlich steht nun ein anderer Lebensabschnitt im Vordergrund – die Familie. „Ich habe die letzten fünf Jahre oft genug schlecht geschlafen. Seit ich diese Entscheidung getroffen habe, schlafe ich aber wie ein Baby.“
Der ehemalige Headcoach hofft, dass jemand aus seinem bisherigen Betreuerstab die Nachfolge antreten wird: „Das war der großartigste Betreuerstab aller Zeiten im europäischen Football.“
Sommer blickt mit drei konkreten Wünschen in die Zukunft:
- Ein solider Amateurfootball, in dem Jugendliche die Faszination des Sports erleben können.
- Eine semi-professionalisierte Liga, in der europäische Talente regelmäßig gefördert werden.
- Und ein regelmäßiges Länderspiel Österreich gegen Deutschland – diesmal jedoch „in einem würdigen Rahmen“.
Vor allem die Bedingungen bei der Europameisterschaft kritisierte er scharf: „Wenn auf einem Spielfeld beide Finalspiele gespielt werden, bei Regen im Oktober, dann ist das ein Schlag ins Gesicht, wenn man versucht, ein professionelles Produkt zu liefern.“
Mit seinem Rücktritt endet eine Ära, in der Max Sommer den österreichischen Football auf ein neues Niveau gehoben hat – sportlich erfolgreich, organisatorisch aber zermürbend.



