NFL Woche 12 im Rückblick: Dieser Recap fasst die bedeutendsten Entwicklungen des Spieltags zusammen – und ordnet ein, was sie für den weiteren Saisonverlauf bedeuten.
Der Sunday Night Kracher in NFL Woche 12
Die Rams rollen – und zwar wie ein Titelkandidat
Keine große Überraschung, aber nach dem deutlichen Sieg über die Buccaneers am Sonntagabend muss man es erneut betonen: Die Los Angeles Rams sind momentan das beste Team der NFL. Und vielleicht ist der Abstand zum Rest sogar größer, als viele wahrhaben wollen.
Die Mannschaft hat kaum Schwachstellen. Matthew Stafford spielt eine MVP-Saison und ist mit sechs verbleibenden Wochen der Favorit auf die Auszeichnung. Sein Drei-Touchdown-Spiel bringt ihn auf insgesamt 30 Passing-TDs – sieben mehr als der Zweitplatzierte – und er hat seit September keine Interception mehr geworfen.
Bemerkenswert ist außerdem seine Red-Zone-Chemie mit Davante Adams, die gefühlt jede Woche unaufhaltsamer wird. Laut TruMedia haben nur die Colts aktuell eine bessere Offensive Success Rate.
Und die Defense? Ebenso beeindruckend. Chris Shula hat eine Verteidigung geformt, die ligaweit auf Platz zwei in EPA/Play liegt. Das macht ihn zu einem der heißesten Head-Coaching-Kandidaten des kommenden Hiring-Zyklus. Wenn die Rams weiter so marschieren, könnte ein interessierter Club sogar bis nach dem Super Bowl warten müssen.
Bucs in Not?

Schon die erste Halbzeit der Buccaneers hätte Grund zur Sorge gegeben. Trotz der vielen verletzungsbedingten Ausfälle war es alarmierend, wie deutlich Tampa Bay von L.A. dominiert wurde. Das Spiel zeigte auf brutale Weise den großen Qualitätsunterschied zwischen den Bucs und den Spitzenteams der NFC.
Und dann kam noch die Verletzung von Baker Mayfield hinzu. Ein ausführliches Update soll in den nächsten Tagen folgen, doch sein Auftritt an der Seitenlinie mit dem Arm in der Schlinge lässt nichts Gutes erahnen.
Durch die deutliche Niederlage zieht Carolina zumindest vorübergehend mit Tampa Bay gleich – noch vor dem Monday-Night-Duell der Panthers gegen die 49ers. Der Restspielplan spricht klar für Tampa, aber ein längerer Ausfall Mayfields könnte das Rennen um die Division komplett neu öffnen. Möglich, dass es am Ende auf die beiden direkten Duelle in den letzten drei Wochen ankommt.
NFL Woche 12 – Die Abendspiele
Cowboys-Defense im Aufwind
Der Gedanke, dass Dallas zur Trade-Deadline noch nachlegen könnte, war nicht falsch. Quinnen Williams ist ein absoluter Topspieler und ein Baustein für die nächsten Jahre. Aber angesichts der frühen Defensivprobleme erschien es zweifelhaft, ob überhaupt ein Move die Saison hätte retten können.
Die letzten zwei Wochen sprechen jedoch eine andere Sprache. Auch wenn Raiders und die aktuelle Eagles-Version keine wirklichen Gradmesser sind: Dallas eliminierte Saquon Barkley quasi komplett aus dem Spiel (10 Carries, 22 Yards) – ein wichtiger Fortschritt nach den Problemen der ersten Saisonhälfte.
Eine liga-durchschnittliche Defense wäre alles, was die Cowboys brauchen, um ihre Elite-Offense zu ergänzen. Die nächsten beiden Spiele gegen Chiefs und Lions werden zeigen, wohin die Reise geht.
Browns gewinnen Shedeurs ersten Start

Der deutliche Sieg der Cleveland Browns gegen die Raiders lag weniger an Quarterback Shedeur Sanders als an einer dominanten Defense. Das schmälert seine Leistung jedoch nicht: Sanders musste nicht viel machen – abgesehen vom starken 52-Yard-Pass spät im ersten Viertel.
Verglichen mit seiner spontanen Einwechslung in der Vorwoche wirkte er jedoch deutlich stabiler. Ein gesunder Dillon Gabriel dürfte zwar weiterhin der Favorit auf den Starting Job sein, aber die Frage bleibt: Was würde es bringen?
Warum nicht Sanders den Rest der Saison spielen lassen? Über Gabriel weiß man genug, um sicher zu sein, dass er Clevelands Draft-Plan kaum beeinflussen dürfte. Sanders muss sich zwar ebenfalls beweisen, aber seine präzisen Downfield-Würfe könnten der Offense endlich etwas Leben einhauchen.
Garrett schreibt weiter Geschichte
Myles Garrett führte eine Browns-Front an, die Raiders-Quarterback Geno Smith komplett überrollte. Drei der insgesamt zehn Sacks gelangen ihm selbst. Garrett steht nun bei 18 Sacks – nur noch 4,5 vom NFL Single Season Record von Michael Strahan (2001) und T.J. Watt (2021) entfernt.
Sacks sind schwer vorherzusagen, aber bei Garrett wirkt es fast unausweichlich, dass er den Rekord knackt. Und das, obwohl die Spielverläufe dieser Saison ihm selten klassische Pass-Rush-Situationen beschert haben.
Ob führend oder im Rückstand – Garrett dominiert immer. Fünf Sacks in einer Blowout-Niederlage gegen die Patriots im Oktober, vier gegen Lamar Jackson letzte Woche: Der Defensive Player of the Year ist längst entschieden.
Raiders müssen wieder neu anfangen
Pete Carroll sollte die Raiders eigentlich stabilisieren. Stattdessen ist sein erstes Jahr ein komplettes Desaster. Die 10:24-Klatsche gegen die Browns setzt einen weiteren Tiefpunkt unter eine Saison voller Tiefpunkte.
Team-Besitzer Mark Davis wird sich dagegen sträuben, erneut alles umzuwerfen – seit 2011 hatte er bereits sechs Head Coaches. Doch dieses Projekt weiterzuführen, nur um einen Neustart zu vermeiden, wäre fatal.
Carroll setzt weiterhin auf Routiniers in einer verlorenen Saison, sein defensiver Hintergrund bringt keinen ersichtlichen Fortschritt und die Verpflichtung von Chip Kelly als Offensive Coordinator wirkt wie ein historischer Fehlgriff.
Update: Die Raiders haben Chip Kelly noch in der Nacht entlassen.
Early Kickoffs
Chiefs bleiben am Leben

Es sah lange so aus, als würden die Playoff-Hoffnungen der Kansas City Chiefs endgültig zerbrechen. Das Duell mit den Colts war ein absoluter Must-Win – und Kansas City startete erneut enttäuschend.
Doch das Team kämpfte sich in die Overtime und als Patrick Mahomes dort den Ball bekam, ahnte jeder, wie das enden würde.
Der Sieg hält die Chiefs im Rennen, aber ihre Lage bleibt heikel: Sie haben bereits Tiebreaker gegen Chargers, Bills und Jaguars verloren. Realistisch bleibt ihnen vielleicht nur eine weitere Niederlage im Restprogramm – ein schwieriger Auftrag mit Spielen gegen Cowboys, Texans, Chargers und Broncos.
Und doch: Man weiß nie, ob es nicht ein Fehler wäre, die Chiefs zu früh abzuschreiben.
McCarthy braucht eine Pause
Dass die Vikings ihre Saison mit einem J.J. McCarthy in dieser Form nicht retten würden, war schon länger klar. Deshalb schien es logisch, ihm den Rest des Jahres einfach die nötigen Reps zu geben. Nach dem Auftritt gegen die Packers muss diese Haltung jedoch angepasst werden: Es ist Zeit, McCarthy auf die Bank zu setzen.
Damit ist nicht gesagt, dass er nicht weiterhin die Chance hat, Minnesotas Quarterback der Zukunft zu werden. Er hat erst sechs Starts hinter sich – viel zu früh, um endgültige Urteile zu fällen. Aber aktuell ist er schlicht nicht spielbereit.
Auch aus Teamperspektive ist es kaum vertretbar, dass der Rest des Rosters unter einem Quarterback leidet, der gerade komplett überfordert ist. Genauso offensichtlich ist, dass eine Serie solcher Rückschläge für einen jungen Quarterback mehr Schaden als Nutzen bringen kann.
Warum also nicht Luft holen lassen? Seine Leistung am Sonntag – 12 von 19 Pässe für nur 87 Yards und zwei Interceptions – war sein bislang schlechtestes Spiel nach EPA/Dropback. Tatsächlich besitzt McCarthy nun laut dieser Metrik den schlechtesten Sechs-Spiele-Start eines Rookie-QBs seit mindestens 2000. Angesichts der eigentlich idealen Situation, in die er hineinkam, ist das ernüchternd.
Lions verhindern die Katastrophe

Wer sich schon länger Sorgen um die Lions gemacht hat, wird vom knappen Overtime-Sieg gegen die Giants kaum beruhigt sein. Unter Dan Campbell hat Detroit in der Vergangenheit regelmäßig auf Rückschläge reagiert – eigentlich wäre hier ein dominanter Auftritt fällig gewesen.
Stattdessen gibt es große Fragezeichen: Eine Defense, die 517 Yards gegen ein Giants-Team mit nur zwei Saisonsiegen zulässt. Eine Offense, die ohne Sam LaPorta weiter völlig anders aussieht.
Dass Detroit dennoch mit einer 7-4-Bilanz dasteht, liegt an einem Mann: Jahmyr Gibbs. Der Star-Running-Back legte eines der besten Individualspiele der Saison hin: 264 Total Yards und drei Touchdowns, darunter ein 69-Yard-Score in Overtime.
Jameis macht Jameis-Dinge
Dass die Giants die Lions ins Schwitzen brachten, lag nicht nur an Detroits Problemen, sondern auch an einer Offense, die unerwartet effektiv war – und an Jameis Winston. Der ehemalige Nummer-eins-Pick wird seit Jahren als Journeyman-Backup abgestempelt. Die Turnover-Probleme sind ein wesentlicher Grund dafür.
Doch seine Fähigkeit, den Ball aggressiv downfield zu werfen – oft mit limitiertem Supporting Cast – blitzt immer wieder auf. Auch wenn seine Tage als Starter wohl vorbei sind: Dass Winston die Saison als Nummer 3 in New York begann, war immer etwas seltsam.
Die Giants bekamen ihn für 2 Jahre, 8 Millionen Dollar – ein absoluter Steal. Sie sollten ernsthaft über eine Vertragsverlängerung nachdenken, um hinter Jaxson Dart einen verlässlichen Routinier zu halten.
JSN auf Rekordjagd

Was soll man noch über Jaxon Smith-Njigba sagen? Der junge Superstar lieferte gegen die Titans 167 Receiving Yards und brach damit den Seahawks-Seasonrekord – mit noch sechs ausstehenden Spielen.
Er ist außerdem auf Kurs, Calvin Johnsons NFL-Rekord von 1.964 Yards zu brechen. Während Jonathan Taylor zurecht viel Aufmerksamkeit bekommt, gilt: Sollte JSN diese Marke angreifen, dürfte er ein heißer Kandidat auf den Offensive Player of the Year werden.
Patriots stehen vor einer Bewährungsprobe
Ein Schlüsselfaktor für den starken Start der Patriots war die nahezu vollständige Verletzungsfreiheit des Kaders. Zwar hat der neue Staff das Team klar verbessert, doch echte Tiefe musste bislang selten getestet werden.
Das könnte sich nun ändern: In der Partie gegen die Bengals verloren die Patriots gleich zwei Starting-O-Liner – Will Campbell und Jared Wilson wurden beide vom Feld gebracht.
Sollten sie mehrere Wochen ausfallen, rücken Vederian Lowe (Left Tackle) und Ben Brown (Left Guard) in die Startformation. Und das in einer Line, die bereits 37 Sacks zugelassen hat – der vierthöchste Wert der Liga.
Das Monday-Night-Duell mit dem Giants-Pass-Rush wird ein echter Härtetest für die Pats-Offense.



