CFB First Round
(9) Alabama 34–24 (8) Oklahoma
Oklahoma hatte in Norman zunächst exakt das Spiel, das die Sooners wollten: defensiv aggressiv, offensiv mit Feldposition und frühem Scoreboard-Druck. Alabama ging in seinen ersten drei Possessions jeweils Three-and-out und Oklahoma stellte schon im ersten Viertel durch ein 51-Yard-Field-Goal von Lou-Groza-Winner Tate Sandell auf 10–0. Diese frühe Kontrolle war nicht nur Schein, sondern messbar: Oklahoma dominierte die ersten Drives so klar, dass Alabama im gesamten ersten Viertel praktisch keine Offense fand und erst im zweiten Viertel überhaupt Stabilität bekam.
Der zweite Punch folgte konsequent: OU-QB John Mateer traf Isaiah Sategna zum 6-Yard-TD, Oklahoma führte 17–0 und zu diesem Zeitpunkt sah es nach einem klassischen Favoritensieg an diesem Abend aus.
Genau hier beginnt aber die eigentliche Story dieses Spiels: Alabama blieb ruhig, änderte nicht seine Identität, sondern verkürzte Schritt für Schritt und zwar über die Spieler, die man in dieser Rolle vorher nicht zwingend als Playoff-Headline erwartet hätte. Im Mittelpunkt stand QB Ty Simpson, der 18/29 für 232 Yards und zwei TDs warf.
Alabamas Comeback startete mit dem ersten offensiven Lebenszeichen: Simpson findet Freshman-WR Lotzeir Brooks zum 10-Yard-TD (17–7). Brooks wurde danach zur Symbolfigur des Turnaround, er hatte in der Regular Season keinen einzigen TD, hier aber zwei erzielte und mit 5 Catches für 79 Yards Season Highs aufstellte. Diese Personalie ist wichtig, weil sie zeigt, wie Alabama das Spiel drehte: nicht über Chaos, sondern über Execution und breite Skill-Tiefe.
Der definierende Moment kam kurz vor der Pause und er war ein Momentum-Knockout. Mateer warf eine Interception, die Alabama-CB Zabien Brown 50 Yards zum Pick-Six zurücktrug: 17–17.
Diese „12 seconds“ Sequenz war eine, die das Playoff-Bracket auf den Kopf stellten, weil aus einem 17–0-OU-Spiel plötzlich ein komplett offenes Playoff-Game wurde. In einem First-Round-Spiel mit Heimkulisse ist ein Pick-Six vor der Halbzeit häufig mehr als nur Punkte, er nimmt dem Favoriten die Kontrolle über Rhythmus und Publikum.
Nach der Halbzeit spielte Alabama dann genau die Phase, die Oklahoma unbedingt verhindern musste: ein Run aus Punkten und Drives, die OU nicht beantworten konnte. Früh im dritten Viertel traf Simpson Brooks erneut, diesmal über 30 Yards zum TD und damit zur ersten Alabama-Führung (24–17). Danach folgte noch ein 40-Yard-Field-Goal von Conor Talty zum 27–17 und komplementierte damit 27 Punkte in Folge, In dieser Phase war Alabama nicht spektakulär, aber klinisch: keine Turnover, keine Short Fields verschenkt, und jedes Mal, wenn OU die Tür einen Spalt öffnete, ging Alabama durch.
Oklahoma bekam das Spiel noch einmal kurz in Griffweite und zwar über den besten Receiver des Abends. Deion Burks fing 7 Pässe für 107 Yards und einen TD, und sein 37-Yard-TD-Catch zwei Plays ins vierte Viertel verkürzte auf 27–24. Aber selbst dieser Push blieb ohne zweite Welle. Alabama antwortete mit dem entscheidenden Abschluss-Drive und stellte auf 34–24– und damit war Oklahoma gezwungen, das Spiel über Special Teams zu retten. Genau dort brach es. Sandell verfehlte zuerst aus 36 Yards (unter 3 Minuten) und später aus 51 Yards und damit nicht nur den Anschluss verpasste, sondern auch seine lange Streak riss.
Dass OU zusätzlich schon im zweiten Viertel einen geblockten Punt kassierte (Talty-FG zum 17–10), rundete einen Abend ab, an dem die Special-Teams-Edge klar zu Alabama kippte.
Im größeren Kontext ist dieses Spiel ein typischer Playoff-Indikator: Oklahoma hatte den besseren Start, Alabama die bessere „Championship Response“. Alabama gewann, weil sie nach dem 0–17 komplett fehlerfrei spielte, den einen defensiven Großmoment (Pick-Six) setzte und Oklahoma in den entscheidenden Minuten in schwierige Kicks und lange Downs zwang. Mit dem Sieg zieht Alabama ins Viertelfinale ein und trifft dort auf #1 Indiana im Rose Bowl.
(10) Miami 10–3 (7) Texas A&M
Dieses Spiel war über 58 Minuten ein klassischer Playoff-Grinder: wenig Raum, viele negative Plays, kaum Drives, die wirklich sauber bis in die Red Zone durchliefen. Am Ende gewinnt Miami 10–3 in Kyle Field, weil sie das Spiel konsequent in ein defensives Kampfspiel gezogen haben und weil sie in den letzten zwei Minuten den einzigen echten Explosiv-Moment der gesamten Nacht aufs Feld bekommen. Die entscheidende Szene: Freshman Malachi Toney fängt den tiebreaking 11-Yard-Touchdown mit 1:44 auf der Uhr.
Die ersten drei Viertel lassen sich am besten über das Scoring-Protokoll erklären: Miami ging im dritten Viertel durch ein 21-Yard-Field Goal von Carter Davis (Drive: 9 Plays, 72 Yards) mit 3–0 in Führung.
Texas A&M antwortete erst im vierten Viertel mit einem 35-Yard-Field Goal von Randy Bond nach einem langen 16-Play-Drive (67 Yards) zum 3–3. Das ist der Kern: A&M hatte einzelne lange Serien, aber sie endeten nicht in Touchdowns und Miami hielt die Partie so lange klein, bis ein einziger Big Play ausreichen würde.
Was Miami dabei getragen hat, war die defensive Dominanz gegen A&Ms Offense-Struktur. Miami setzte QB Marcel Reed konstant unter Druck, konnte ihn mehrfach sacken und zwang A&M dadurch in vielen Drives in Third-and-long zwang. Dass Texas A&M am Ende nur drei Punkte erzielt, ist weniger der Offense geschuldet, sondern eher dem Punkt, dass Miami an der Line of Scrimmage so viele Snaps gewann, dass A&M nie in einen stabilen Rhythmus kam. &M konnte zwar Ballbesitzphasen haben, aber keine Endzone-Finishes.
Offensiv hatte Miami selbst ebenfalls lange Probleme und das macht den Sieg sogar noch interessanter. Miami war bei Third Downs nur 3-of-12 und hatte zudem ein wackliges Kicking-Game (Carter Davis 1-of-4 FGs), ließ also mehrere Chancen liegen. Das ist wichtig, weil es zeigt: Miami gewann nicht, weil die Offense durchmarschiert ist, sondern weil sie trotz Ineffizienz keine Turnover abgab und dem Spiel vertraute.
Am Ende war Game-Winner trotzdem das Passing Play: Carson Beck (QB) findet Toney, Kick ist gut, 10–3. Der entscheidende Drive im vierten Viertel war dann der eine Moment, in dem Miami die Feldposition sofort in maximale Punkte umwandelte. Es war ein 6-Play-Drive über 86 Yards in 2:18, abgeschlossen durch den 11-Yard-TD-Pass auf Toney. Genau das ist Playoff-Football in der ersten Runde: Du brauchst nicht 40 Punkte, du brauchst den einen Drive, der das Stadion still macht. Miami hat diesen Drive gefunden, A&M nicht und in einem 10–3-Spiel ist das praktisch die komplette Story.
Ein weiterer Faktor, ist die Atmosphäre und das Game Script im Stadion. 104.122 Zuschauer waren in Kyle Field, also ein echtes Heim-Brett für Texas A&M. Dass Miami ausgerechnet dort ein 10–3 durchzieht, ist ein mentales Statement: kein Panic-Play nach verpassten Field Goals, kein Turnover, kein Crowd-Run“ Stattdessen die Geduld, das Spiel bis zum späten Punch offen zu halten, obwohl offensiv vieles zäh war.
Mit dem Sieg zieht Miami in die nächste Runde ein und trifft damit im Cotton Bowl auf Ohio State. Texas A&M beendet dagegen eine historische Saison mit der ersten CFP-Teilnahme, aber mit dem bitteren Gefühl, dass das eigene Spiel im größten Moment nicht die Endzone gefunden hat.
(6) Ole Miss 41–10 (11) Tulane
Ole Miss hat Tulane in Oxford von Beginn an in ein Spiel gezwungen, das für einen Underdog fast nicht zu gewinnen ist: hoher Tempo-Druck, frühe Punkte, danach Kontrolle über Drives und Feldposition. Es war eine Art Test ohne Kiffin, den Ole Miss ohne sichtbare Nervosität bestand, inklusive des Hinweises, dass es unmittelbar nach dem Abgang von Lane Kiffin keine Spur von Lähmung gab. Auch der Rahmen war historisch fürs Programm: Es war die erste CFP-Teilnahme und das erste Postseason-Game, das jemals im Vaught-Hemingway Stadium ausgetragen wurde und genau so trat das Team auf, als wolle es aus dem Heimspiel ein Statement machen.
Der Start war dabei der entscheidende Stimmungssetzer. Ole Miss scorte schon nach 59 Sekunden: RB Kewan Lacy läuft den Ball über 20 Yards zum 7–0, der Drive dauerte nur 0:59. Kurz danach folgte der nächste Punch: QB Trinidad Chambliss bringt Ole Miss per 4-Yard-Run auf 14–0. Tulane war damit sofort in einem Script, in dem sie nicht mehr nur spielen, sondern aufholen mussten und das gegen eine Defense, die sich anschließend erlaubte, aggressiver zu spielen und auf Fehler zu lauern. Dass Tulane im zweiten Viertel zwar per 39-Yard-Field Goal verkürzte, Ole Miss aber direkt vor der Pause ein eigenes 42-Yard-Field Goal zum 17–3 setzte, zeigt diese frühe Kontrolle: selbst wenn Tulane kurz atmet, beantwortet Ole Miss es sofort.
In der zweiten Halbzeit war es dann kein Hin und Her mehr, sondern ein kontrolliertes Spiel der Gäste. Ole Miss eröffnete das dritte Viertel mit dem ersten großen Passing-Statement: Chambliss findet De’Zhaun Stribling zum 13-Yard-Touchdown (24–3). Spätestens hier war Tulane gezwungen, das Spiel fast ausschließlich über den Pass zu tragen und trotzdem blieb Ole Miss in der Lage, das Tempo zu diktieren: ein weiteres Field Goal (48 Yards) erhöhte auf 27–3, bevor Ole Miss im vierten Viertel mit zwei Rushing-TDs endgültig den Deckel draufmachte.
Statistisch liest sich das wie ein Spiel, in dem Tulane gar nichts hatte, aber genau das war nicht der Fall. Tulane QB Jake Retzlaff warf 306 Passing-Yards und einen Touchdown, Tulane kam insgesamt auf 421 Total Yards. Der Punkt ist: Yardage kam häufig zwischen den 20ern, nicht in den Momenten, in denen ein Upset entsteht. Ole Miss hatte die effizienteren Scores, dazu den klaren Vorteil in Explosivität (7,3 Yards/Play vs. 5,9) und die sauberere Punkteverwertung. Dass Ole Miss insgesamt 497 Total Yards auflegte und Chambliss 282 Passing-Yards sowie 3 Total TDs produzierte, erklärt das Verhältnis ziemlich präzise.
Der wichtigste Hidden-Unterschied lag zudem in Ball-Security und in den entscheidenden Stops. Tulena erlaubte sich drei Turnovers, Ole Miss nur einen. Ein Gap, der in einem Playoff-Spiel die Upset-Wahrscheinlichkeit massiv senkt.
Und auch narrativ ist das Spiel für Ole Miss klar verortet: Es war zugleich der erste Head-Coaching-Sieg von Pete Golding, also ein neues Kapitel, das in der größten Bühne sofort funktionierte.
(5) Oregon 51–34 (12) James Madison
Oregon hat James Madisons CFP-Debüt in Eugene früh in ein Spiel verwandelt, das für einen Underdog fast nicht mehr zu retten ist: schneller Rhythmus, frühe Scores, und ein Halbzeitstand, der die komplette Dramaturgie vorgibt. QB Dante Moore warf vier Touchdown-Pässe und lief selbst noch für einen Score, Oregon führte zur Pause bereits deutlich und gewann am Ende 51–34.
Oregon lieferte 514 Total Yards, JMU 509 Total Yards, das Ergebnis wurde nicht durch Yardage, sondern durch Effizienz, frühe Explosivität und einzelne Game-Breaker-Sequenzen entschieden.
Der Kern des Spiels liegt in der ersten Halbzeit. Oregon scorte in den ersten fünf Drives und setzte sich so bis zur Pause auf 34–6 ab. Genau diese Sequenz war der structural kill: James Madison bekam offensiv in der ersten Halbzeit zwar einzelne Plays, konnte aber nicht in einem Tempo antworten, das den Score in einem echten Upset-Fenster gehalten hätte. Oregon dagegen finishte praktisch alles, was sie an kurzen Feldern und frühen Drives bekamen, ein typisches Playoff-Muster: du nimmst dem Underdog nicht nur Punkte, du nimmst ihm Zeit und Possessions weg.
Individuell war Dante Moore der klare Motor mit einer Statline von 313 Passing-Yards und vier TD-Pässe. Wichtig an Moores Abend war weniger die Highlight Würfe als die Tatsache, dass Oregon in den frühen Drives sofort vertikal Druck erzeugte und JMU dadurch in Coverage-Adjustments zwang, die später wiederum Lauf- und Screen-Fenster öffneten. Die zweite Ebene: Oregon leistete sich zwei Turnovers, während JMU keinen hatte, trotzdem führte Oregon zur Pause so klar, dass selbst eine saubere JMU-Ball-Security nicht reichte. Das sagt alles über das frühe Scoring-Niveau der Ducks.
James Madison war über das Spiel gesehen nicht schlecht, sie waren schlicht zu spät im Spiel. Ab dem dritten Viertel zeigte JMU, warum sie überhaupt als Sun-Belt-Champion im Feld standen: sie bewegten den Ball konstant, produzierten Big Plays und machten aus dem zweiten Durchgang eine echte Offensiv-Phase. JMU convertete insgesamt 9/22 der 3rd down und sogar 4/4 on 4th dows, also eine Offense, die in vielen must-have-Momenten tatsächlich geliefert hat.
JMU landete am Ende bei 509 Yards, der höchste Wert, den ein Oregon-Gegner in dieser Saison gegen die Ducks aufgelegt habe. Der Grund, warum das trotzdem nicht reichte: JMU ließ sich in der ersten Halbzeit zu weit wegschießen und musste dann jede Possession aggressiv ausspielen, während Oregon in der zweiten Halbzeit nur noch verwalten musste.
Zwei Faktoren erklären den Unterschied zwischen Yardage und Score besonders gut: Penalties und Hidden Plays. JMU versachte 13 Strafen für 113 Yards, Oregon dagegen nur 5 für 71. In einem Spiel, in dem du als Underdog ohnehin fast perfekt spielen musst, sind 113 Penalty-Yards ein Scoreboard-Gift. Dazu kommt: EIn geblockten Punt/Return-TD für Oregon trägt auch seinen nicht wesentlichen Teil zum Spielverlauf bei.
Unterm Strich war Oregon–JMU deshalb ein Spiel mit zwei Wahrheiten: Oregon war in der ersten Halbzeit brutal effizient und nahm JMU jede Chance, über ein enges Game Script zu wachsen; James Madison war offensiv im zweiten Durchgang absolut konkurrenzfähig, aber die Hypothek war zu groß. Oregon zieht weiter ins Viertelfinale. während JMU trotz der Niederlage eine historische Saison als erster Sun-Belt-Teilnehmer im CFP abgeschlossen hat.

