Der NFL Recap beleuchtet die bedeutendsten Ereignisse des Spieltags und ordnet ein, welche Auswirkungen sie auf den Saisonverlauf haben könnten.
Sunday Night Spotlight – McCarthy macht Schritte nach vorn
Wir müssen nicht alle Statistiken wiederholen, die J.J. McCarthys katastrophalen Start in seine NFL-Karriere verdeutlichen – er war holprig. Zwischenzeitlich stellte sich sogar die Frage, ob eine Pause dem jungen QB guttun würde. Head Coach Kevin O’Connell hielt jedoch an ihm fest, und das zahlt sich derzeit aus.
Der Vikings-Quarterback zeigte bereits in der Vorwoche Fortschritte, und beim Sieg über die Dallas Cowboys legte er erneut zu: 15/24 Pässe für 250 Yards, zwei Passing-Touchdowns und ein weiterer am Boden. Die Genauigkeit bleibt ein Thema, doch McCarthy wirkt deutlich ruhiger, strukturierter – und er schützt den Ball besser.
Die nächste Partie gegen die New York Giants bietet die Chance, den Aufwärtstrend fortzusetzen, bevor mit Duellen gegen die Lions und Packers ein knallharter Saisonabschluss wartet.
Die Abendspiele
Packers erleiden doppelten Schock

Für die Packers könnte der Sonntag in Denver zum Wendepunkt der Saison werden – und zwar zum negativen. Micah Parsons erlitt einen Kreuzbandriss, Christian Watson verletzte sich an der Brust. Zwei Schlüsselspieler könnten lange fehlen.
Parsons, der bei 12,5 Sacks stand, war der Motor einer Defense, die zu den besten der Liga zählte. Watson hingegen verlieh der Offense seit seiner Rückkehr dringend benötigte Explosivität. Muss er aussetzen, ruht die Last fast komplett auf Rookie Matthew Golden. Vielleicht wächst er in die Rolle hinein – vielleicht aber auch nicht.
Ohne Parsons fehlt zudem der Spieler, der gegnerische Offenses zu Anpassungen zwingt. Defensive Coordinator Jeff Hafley muss kreativ werden, doch die Super-Bowl-Aussichten der Packers sind schlagartig deutlich gesunken.
Bo Nix liefert ein Statement-Spiel
Ein Super Bowl Kandidat? Die Defense ist überragend, keine Frage – doch die Offense bot bisher zu viele Fragezeichen. Der Auftritt von Bo Nix gegen Green Bay war jedoch ein möglicher Wendepunkt.
Nix spielte herausragend: 23/34 Pässe für 302 Yards und vier Touchdowns. Besonders beeindruckend: Auf tiefen Würfen (15+ Air Yards) erzielte er ein Passer Rating von 137,5 – Karrierebestwert.
Der Beginn eines echten Playoff-Run? Die kommenden Wochen gegen Jaguars, Chiefs und Chargers werden es zeigen.
Colts schlagen sich mit Rivers achtbar
Ein 44-jähriger Philip Rivers, der nach fast fünf Jahren Pause spontan gegen die starke Seahawks-Defense starten muss? Klingt nach einer waghalsigen Idee – doch Indy hatte Gründe.
Rivers brachte zwar wenig Tiefe ins Passspiel, aber seine Stärken lagen woanders: 16/18 kurze Pässe für 87 Yards und ein TD, nur ein Sack, kein Turnover bis zur finalen Verzweiflungsaktion. Die Colts blieben so lange im Spiel, weil die Defense Seattles Offense weitgehend neutralisierte.
Mit einem schweren Restprogramm wird es nicht leichter, doch die Colts zeigten: Sie bleiben kompetitiv – selbst mit einem Quarterback, der älter ist als viele Coaches.
Davante Adams verletzt – und die Rams hoffen
Die Rams hoffen auf das Beste, doch die Hamstring-Verletzung von Davante Adams sah besorgniserregend aus. Besonders bitter: Schon am Donnerstag wartet das enorm wichtige Rückspiel gegen die Seattle Seahawks – womöglich ohne Adams.
Head Coach Sean McVay hat in dieser Saison bereits mehrfach kreative Lösungen gefunden – etwa die Drei-Tight-End-Formationen nach Puka Nacuas Ausfall. Doch die Seahawks verfügen über eine der physischsten Defenses der Liga.
Klar ist: Die Rams brauchen Adams für die Playoffs. Und sie brauchen das First-Round-Bye, um ihrem Receiving Corps Zeit zur Genesung zu geben.
Don’t sleep on the Lions
Dass die Detroit Lions eine 10-Punkte-Führung gegen die Rams verspielten, ist zweifellos ein Rückschlag. Mit einem 8-6-Record und nur noch drei Spielen verbleiben sie außerhalb der derzeitigen NFC-Playoff-Ränge – und sie haben seit Woche 5 keine Siegesserie mehr aufgebaut. Doch abschreiben sollte man diese Mannschaft keinesfalls.
Die Art und Weise, wie Detroit die Rams in der ersten Halbzeit unter Druck setzte, zeigte erneut, welches Playoff-Potenzial dieses Team besitzt. Die Packers (9-4-1) sind nach schweren Verletzungen plötzlich wackliger, aber das ist längst nicht Detroits einzige Chance. Die Lions können immer noch die NFC North erobern. Voraussetzung: Siege gegen Steelers und Vikings gepaart mit einer Niederlage der Bears gegen entweder die Packers oder die 49ers.
Kommt es in Woche 18 tatsächlich zum Showdown um den Divisionstitel, wäre Detroit alles andere als chancenlos. Die Lions hatten das erste Duell der Saison gegen Chicago mit 52:21 dominiert. Dieses Team ist noch voll im Rennen – und eines, dem im Januar niemand begegnen möchte.
19 Uhr Spiele
Chiefs offiziell raus
Zum ersten Mal seit 2014 verpassen die Kansas City Chiefs die Playoffs. Die Niederlage gegen die Chargers, kombiniert mit Siegen anderer AFC-Konkurrenten, machte das Aus bereits drei Wochen vor Saisonende amtlich. So schlecht lief diese Saison.

Lange sah es so aus, als würden Mahomes und Co. irgendwann den Schalter umlegen. Doch diese Offense fand nie wirklich Antworten. Selbst als der Receiver-Room wieder fit wurde, blieb das Gesamtkonstrukt funktionsgestört. Besonders bitter: Patrick Mahomes’ Kreuzbandriss könnte auch seine Verfügbarkeit für den Start der kommenden Saison infrage stellen.
Die Chiefs stehen zudem 43,7 Millionen Dollar über der erwarteten Salary Cap. Große Kaderumbauten sind also kaum möglich. Der Weg zurück zur Elite führt nur über eine fundamentale Neuausrichtung der Offense.
Bills genießen volle Aufmerksamkeit
Dieses Team hat so viele Schwächen wie kein Bills-Kader in den letzten Jahren. Doch das Comeback nach 0:21 gegen die Patriots war ein eindrucksvoller Reminder dafür, warum sie dennoch ein ernstzunehmender Contender bleiben.
Josh Allen übernahm erneut im Alleingang: fünf Touchdown-Drives in Folge. Nachhaltig ist dieses Modell nicht – kein Quarterback sollte gezwungen sein, regelmäßig Superhelden-Momente zu liefern. Aber wenn einer es kann, dann Allen. Und ohne Mahomes und Burrow, ist der Weg zum Super Bowl so offen wie nie. Vielleicht ist dies tatsächlich das Jahr, in dem endlich alles zusammenpasst.
T-Law macht den nächsten Schritt
Trevor Lawrence könnte zurück in Topform sein. Nach Jahren der Stagnation zeigte er zuletzt deutliche Verbesserungen – und gegen die Jets lieferte er sein bestes NFL-Spiel ab: 20/32 für 330 Yards, fünf Passing-TDs sowie 51 Rushing-Yards plus einen weiteren Score.
Seine 0,73 EPA/Dropback sind der beste Wert seiner Karriere und die siebtbeste QB-Leistung der gesamten Saison. Wenn Lawrence dieses Level hält, sind die Jacksonville Jaguars ein echter Contender.
Ein Schritt in die richtige Richtung für die Ravens
Die Baltimore Ravens waren über weite Strecken der Saison frustrierend inkonstant. Jacksons Rückkehr sollte eigentlich die Offense stabilisieren, doch das Gegenteil war der Fall. Der 24:0-Sieg gegen dieselben Bengals, die sie an Thanksgiving schockten, könnte jedoch ein Wendepunkt sein.
Die Defense brillierte mit zwei Interceptions, darunter einem spektakulären Pick-6. Der Rushing Angriff mit Derrick Henry (100 Yards) und Keaton Mitchell (66 Yards) erinnerte an alte Stärke. Die anstehenden Road Games gegen Patriots und Packers werden zeigen, ob Baltimore im Januar ernst zu nehmen ist – oder nicht.
Texans-Offense zeigt Aufwärtstrend
Die Houston Texans dominierten Arizona nicht über ihre Defense, wie man es erwarten würde – stattdessen glänzte die Offense mit einer der besten Leistungen des Jahres.
C.J. Stroud spielte nahezu fehlerfrei (22/29 für 260 Yards und drei TDs), während Running-Back Jawhar Jordan mit 101 Yards einsprang. Die Defense wird im Januar wieder besser aussehen müssen, aber die Offense hat nun bewiesen, dass sie mehr als eine Ergänzung zum Elite-Passrush sein kann.
Carroll muss weg
Ob die Las Vegas Raiders Pete Carroll tatsächlich feuern, bleibt abzuwarten – die Franchise hat unter Mark Davis schon genug Umbrüche erlebt. Aber diese Saison ist ein Desaster. Und es wird jede Woche schlimmer.
Die Raiders wurden in Philly 31:0 abgefertigt – bereits die zweite Klatsche dieser Art. Carroll wirkt nicht wie ein Coach, der mit der langfristigen Vision des Teams harmoniert. Mit 74 Jahren ist sein Fokus klar auf das Gewinnen im Hier und Jetzt gerichtet – doch Las Vegas braucht das Gegenteil: einen vollständigen Neuaufbau.
Je länger die Raiders am falschen Trainer festhalten, desto schmerzhafter wird die Rekonstruktion. Jetzt wäre der Moment, neu zu beginnen.



