Recap – Die wichtigsten Erkenntnisse aus Week 14

Alexander R. Haidmayer
Lesezeit: 15 Min.
KANSAS CITY, MO - JANUARY 21: Kansas City Chiefs quarterback Patrick Mahomes 15 before an AFC divisional playoff game between the Jacksonville Jaguars and Kansas City Chiefs on January 21, 2023 at GEHA Field at Arrowhead Stadium in Kansas City, MO. Photo by Scott Winters/Icon Sportswire NFL, American Football Herren, USA JAN 21 AFC Divisional Playoffs - Jaguars at Chiefs Icon2301210059
Foto: IMAGO / Icon Sportswire

In der NFL zeigen sich im Dezember die wahren Gesichter. Die Texans verwandeln Sunday Night in ein Statement-Spiel, während Green Bay und Jacksonville ihre Entwicklung zum Titelkandidaten zementieren. Doch nicht überall läuft es rund: Die Chiefs stürzen, die Ravens stagnieren, und die Colts verlieren mehr als nur ein Spiel. Gleichzeitig rütteln Rookie-Auftritte, Overtime-Thriller und ein Tackle-Touchdown am Gerüst der Liga. Week 14 war keine Woche für Normalbetrieb – sondern ein Mosaik aus Momentum, Meltdown und Magie.

Sunday Night Upset Kracher

Texans sind ein echter Contender

Wie weit kann diese Texans-Offense wirklich kommen? Houston findet nach wie vor kaum schematische Antworten auf Blitzes und Druckfronten. Nach dem, was wir am Sonntagabend gesehen haben, ist allerdings fraglich, wie sehr das überhaupt ins Gewicht fällt – denn diese Defense ist einfach brutal gut.

Die Kansas City Chiefs bekamen das im Pflichtsieg-Szenario schmerzhaft zu spüren: Patrick Mahomes brachte nur 14 von 33 Pässen für 160 Yards an, ohne Touchdown und mit drei Interceptions. Laut TruMedia war das die schlechteste Performance seiner NFL-Karriere gemessen an EPA pro Dropback. Natürlich hat Kansas City derzeit genug eigene Probleme in der Offense, aber Houston hat das Potenzial, jedem Gegner so den Stecker zu ziehen.

Eine Defense mit diesem Pass-Rush, Elite-Cover-Spielern in der Secondary und einer physischen Attitüde, die dem Gegner vier Viertel lang wehtut, ist ein Albtraum-Matchup. Mit dem fünften Sieg in Serie verbessern sich die Texans auf 8-5 und schnappen sich vorerst den letzten Playoff-Platz in der AFC. Schlechte Nachrichten für den Rest der Conference – niemand möchte dieses Team im Januar sehen.

Chiefs in großen Schwierigkeiten

Die Niederlage gegen Houston ist der vorläufige Tiefpunkt einer Saison, die völlig aus der Spur geraten ist. Durch das Ergebnis sind die Chiefs offiziell aus dem Rennen um die AFC West, es wird also erstmals seit 2015 einen neuen Divisionschampion geben. Aktuell steht Kansas City nur noch auf Seed 10 in der AFC – und hat die direkten Duelle gegen mehrere Teams davor bereits verloren. Laut Next Gen Stats liegen die Playoff-Chancen bei nur noch 16 Prozent.

Der Weg in die Postseason ist klar, aber steinig: Ein 4-0-Finish (vs. Chargers, at Titans, vs. Broncos, at Raiders) würde die Chiefs auf 10-7 bringen. Unter der Annahme, dass die Colts ohne Daniel Jones nicht komplett durchziehen, könnte das zumindest die Tür für ein Wild-Card-Rennen mit den Chargers offenhalten. Los Angeles (8-4 vor dem Monday-Night-Spiel gegen die Eagles) hat einen heftigen Restspielplan (vs. PHI, at KC, at DAL, vs. HOU, at DEN). Es ist denkbar, dass genügend Niederlagen dabei sind, um den Chiefs eine Chance zu geben – aber nur, wenn sie zuerst ihre eigenen Probleme lösen.

Genau da liegt das Problem: Die kaputte Offense, die wir über weite Teile der Saison sehen, gibt kaum Anlass zu Optimismus.

Week 14 – Sonntags gegen 22 Uhr

Packers finden ihren Rhythmus

Green Bay wirkte lange Zeit extrem frustrierend. Aber der Thanksgiving-Sieg gegen die Lions fühlte sich wie der Moment an, in dem ein potenzieller Super-Bowl-Contender langsam heißläuft – und der Erfolg am Sonntag gegen die Bears bestätigt genau dieses Bild.

Entscheidend ist der Trend im Passing Game. Christian Watson knüpft nach seiner Knieverletzung immer mehr an frühere Leistungen an: vier Catches für 89 Yards und zwei Touchdowns. Vor allem seine Deep Threat Qualitäten geben Jordan Love genau die Möglichkeit, die seinem Spielstil am besten liegt. Nach seinem Vier-Touchdown-Spiel in der Vorwoche legt Love gegen Chicago drei weitere Scores nach und steht nun auf Platz zwei in der NFL in EPA pro Dropback.

Dazu kommt die Rückkehr von Jayden Reed. Der Receiver drehte in seinem ersten Einsatz seit Week 2 sofort auf und verwandelte sechs Touches (vier Receptions, zwei Runs) in 53 Yards – ein Reminder daran, wie groß die Lücke ohne ihn war. In voller Besetzung gehört die Packers-Offense zu den besten Scoring-Units der Liga. Kombiniert man diese Firepower mit der Closing Ability eines von Micah Parsons angeführten Pass-Rushes, ergibt das eine echte Championship-Formel.

Bears sind trotzdem ein ernstzunehmender Faktor

Die knappe Niederlage in Green Bay ist ein schwer zu schluckender Brocken für Chicago. Die Bears verlieren die Führung in der NFC North und fallen vom Top-Seed auf Seed 7 zurück – den letzten Wild-Card-Platz. So bitter das sein mag: Dieses Spiel ist dennoch eher eine Bestätigung für die Legitimität der Bears.

Vorher war die Frage berechtigt, ob Chicago nicht vor allem von einem vermeintlich einfachen Spielplan profitiert hat. Aber auswärts die Eagles an Black Friday zu dominieren und dann am Lambeau Field bis zum Schluss auf Augenhöhe mit den Packers zu spielen, sollte die meisten Zweifel beseitigen. Ben Johnson hat in seinem ersten Jahr als Headcoach bereits eine beeindruckende Wende hingelegt. Die Bears wirken wie ein Team, das nicht nur kurzfristig mitreden kann, sondern auch in den kommenden Jahren ein ernsthafter Contender sein könnte.

Rams melden sich eindrucksvoll zurück

In der NFL kann man selten ein einzelnes Ergebnis einfach abtun – aber bei den Rams war die seltsame Schlappe im Regenchaos gegen Carolina genau so ein Fall. Alles, was wir vorher gesehen hatten, deutete nicht darauf hin, dass dieses Team plötzlich einbricht. Der 45:17-Blowout gegen die Cardinals war die perfekte Antwort.

Die Rams erzielten eine offensive Success Rate von 67,2 Prozent – die zweitbeste Einzelleistung eines Teams in dieser Saison und die beste für Los Angeles seit dem Jahr 2000. Matthew Stafford und Puka Nacua dominierten durch die Luft (sieben Receptions, 167 Yards, zwei Touchdowns), während das Run Game mit Blake Corum und Kyren Williams für 249 Rushing Yards sorgte – der höchste Wert der Rams seit 2018.

Diese Offense kann dich auf so viele unterschiedliche Arten schlagen. Wenn Los Angeles sich den Top-Seed in der NFC sichert und im Januar keine Kälte-Auswärtsspiele bestreiten muss, wird es extrem schwer, gegen dieses Team zu tippen.

So startete der Sonntag in Week 14

Jones-Verletzung trifft Colts ins Mark

Damit dürfte eine der schönsten Storys der Saison fast beendet sein. Daniel Jones soll sich in der Niederlage gegen die Jaguars die Achillessehne gerissen haben – ein Rückschlag, der den Colts den Weg in die Playoffs massiv erschwert. Und selbst wenn sie es irgendwie in die Postseason schaffen, wären die Chancen auf ein längeres Verbleiben ziemlich gering.

Der aggressive Trade für Sauce Gardner wirkte zunächst wie ein smarter Win-now-Move, weil man davon ausging, dass die abgegebenen Erstrundenpicks spät sein würden. In einem Monat könnte dieser Preis deutlich härter aussehen. Tragisch ist die Entwicklung auch für Jones persönlich: Er hatte trotz Fraktur im Bein durchgebissen und eine echte Breakout-Saison hingelegt. Nach einem 7-1-Start schien ein Vertrag in der Größenordnung von Sam Darnolds 3-Jahres-Deal über 100,5 Millionen Dollar realistisch. Nun steht er vor einem langen Reha-Prozess – und vermutlich nur einem weiteren Einjahres-„Proof It“-Vertrag.

Die beste Version von Trevor Lawrence

In einer AFC, in der jeder Contender seine Schwächen offenbart, ist vielleicht genau jetzt die Chance für ein Überraschungsteam wie die Jacksonville Jaguars. Der Weg an die Spitze der Division war bisher alles andere als souverän, vor allem wegen schwankender Leistungen von Trevor Lawrence unter Offensive Coordinator Liam Coen.

Gegen die Colts sah das anders aus. Seine Statistik – 17 von 30 Pässen für 244 Yards und zwei Touchdowns – wird seiner Leistung im klaren Sieg kaum gerecht. Bei strömendem Regen machte Lawrence mehrere Big Plays, die eher an seinen vermeintlichen Breakout im Jahr 2022 erinnerten als an die manchmal zähe Offense der letzten Monate.

Spätestens das Week-16-Duell in Denver wird zeigen, wie reif diese Offense gegen Top-Widerstand ist. Wenn Lawrence und Co. auf diese Performance aufbauen können, werden die Jaguars im Januar ein unangenehmer Gegner sein.

Rodgers liefert, wenn es zählt

Genau so hatten sich die Steelers das vorgestellt, als sie im Sommer all-in auf Aaron Rodgers gegangen sind. In dem Moment, als es so aussah, als würde Pittsburgh endgültig wegkippen, lieferte der 42-Jährige seine beste Saisonleistung und führte sein Team zum wichtigen Sieg gegen die Ravens.

Rodgers warf Pässe für 284 Yards, eröffnete die Partie mit einem perfekt platzierten Deep Ball auf DK Metcalf und hievte Pittsburgh damit zurück an die Spitze einer schwachen AFC North. Um dort zu bleiben, werden die Steelers einige weitere solcher Auftritte brauchen – vor allem, weil defensive Aussetzer schnell zu Shootouts gegen Dolphins oder Lions führen könnten. Immerhin hat Rodgers gezeigt, dass er das alte Level punktuell noch abrufen kann.

Ravens enttäuschen erneut

Und damit zu den Ravens – einem Team, das schwerer zu greifen ist als fast jede andere Franchise derzeit. Bisher war ich versucht, geduldig zu bleiben: Die Defense stabilisierte sich nach schwachem Start, und die Hoffnung war, dass ein gesunder Lamar Jackson die Offense rechtzeitig wieder in alte Sphären führen würde. Doch darauf warten wir immer noch.

Natürlich sind Division-Duelle oft unberechenbar, und Pittsburgh war schon immer ein unangenehmer Gegner für Baltimore. Aber gerade dieses Spiel schien die perfekte Gelegenheit zu sein, sich in der AFC North abzusetzen. Stattdessen sah die Passing Offense erneut blass aus. Dass Derrick Henry und Keaton Mitchell zusammen 170 Rushing Yards auflegten, verpuffte, weil das Passspiel nicht hinterherkam. Ebenso alarmierend: Die Defense ließ Rodgers sein höchstes Passing-Yard-Total seit Dezember des Vorjahres auflegen.

Baltimore kann die Division immer noch gewinnen und hat im Saisonfinale ein Rückspiel gegen Pittsburgh – aber die Frage bleibt: Wie groß ist das tatsächliche Ceiling dieses Teams? Ein weiteres frühes Playoff-Aus könnte die Ravens dazu bringen, in der kommenden Offseason deutliche Änderungen vorzunehmen. Vielleicht wäre das sogar nötig.

Bills tun der AFC einen Gefallen

Schon für die Bills selbst war der Sieg wichtig genug. Es sah im vierten Viertel nicht gut aus, doch ein spätes Aufbäumen von Josh Allen und der Defense sicherte Buffalo den knappen Erfolg gegen die Bengals und brachte das Team auf 9-4 – mit etwas Luft im Playoff-Rennen.

Vom Rest der Conference dürfte dieser Ausgang ebenfalls begrüßt werden. Denn auch wenn die Bengals-Defense im Januar kaum Angst machen würde, macht Joe Burrows Rückkehr die Offense sofort wieder brandgefährlich. Das bekamen die Bills zu spüren, als Burrow im Schnee vier Touchdowns warf.

Mit 4-9 sind die Bengals rechnerisch noch nicht raus, aber sie bräuchten vier Siege am Stück und viel Hilfe von Ravens und Steelers. Alles deutet darauf hin, dass sie – wie schon im Vorjahr – eine späte Aufholjagd starten, die am Ende doch zu kurz kommt. In der Offseason könnte ein aggressiver Ansatz beim Defense-Umbau hier den entscheidenden Unterschied machen.

Shedeur Sanders glänzt trotz Niederlage

Shedeur Sanders wird die Browns vermutlich nicht davon abhalten, im kommenden Draft ganz oben einen Quarterback zu ziehen – das war quasi von dem Moment an klar, als Cleveland durch den Jacksonville-Trade einen zusätzlichen Erstrundenpick bekam. Aber diese verlängte Bewährungsprobe zum Saisonende gibt ihm zumindest die Chance, seine Fähigkeiten auf Tape zu bringen.

Das Spiel gegen die Titans war ein weiterer großer Schritt: Sanders wurde laut NFL Research der erste Spieler in der Browns-Geschichte, der in einem Spiel 350 Passing Yards, drei Passing-Touchdowns und einen Rushing-Touchdown verbucht. Fehler und Wachstumsschmerzen wird es weiter geben, doch sein vertikales Passspiel öffnet die Offense auf eine Weise, die in Cleveland lange gefehlt hat.

Selbst wenn er nicht der langfristige Starter bei den Browns wird, könnte er sich damit die Chance erarbeiten, anderswo um einen Starter-Posten mitzukämpfen – Teams mit QB-Bedarf gibt es genug.

Draft-Order im Chaos

Das Rennen um den Nr.-1-Pick ist plötzlich völlig offen. Tennessee verlor mit einem Auswärtssieg in Cleveland die alleinige Kontrolle über die Pole Position. Die New Orleans Saints hätten mit einer weiteren Niederlage nachrücken können, rutschten aber nach dem Sieg über die Bucs ebenfalls nach hinten.

Aktuell halten die New York Giants (Bye Week, 2-11) den ersten Pick, gefolgt von den Las Vegas Raiders, die nach der Niederlage gegen Denver ebenfalls bei 2-11 stehen. Das könnte die Bühne für ein heißes Week-17-Duell Giants vs. Raiders bereiten, das die Spitze des Drafts entscheidet.

Für Las Vegas wäre der Top-Pick die Chance, endlich einen Franchise-Quarterback zu wählen. Die Giants dagegen haben ihren mit Jaxson Dart offenbar bereits gefunden – und könnten den Pick teuer an ein QB-needy Team abgeben, um den Kader breitflächig zu verstärken.

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Alexander R. Haidmayer - Experte für Football und Gründer von FootballR.

Alexander Haidmayer ist ein angesehener Experte im Bereich Football und Gründer von FootballR, einer führenden Plattform für Footballnachrichten. Seit 2013 ist er mit Leidenschaft und Fachwissen in der Welt des Footballs tätig und hat sich einen Namen als Experte auf diesem Gebiet gemacht.

Neben seiner Rolle als Gründer und Eigentümer von FootballR ist Alexander R. Haidmayer seit 2006 auch als Mitarbeiter bei der renommierten Kleinen Zeitung tätig. Diese langjährige Erfahrung ermöglicht es ihm, fundierte Einblicke und exklusive Informationen aus der Footballwelt zu liefern.

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