Zusammenfassung
Die NFL Saison 2025 biegt auf die Zielgerade der ersten Hälfte – und die Kräfteverhältnisse beginnen sich zu verschieben. Während altbekannte Favoriten wanken, melden sich andere mit taktischer Schärfe, defensiver Dominanz oder überraschender Konstanz zurück. In Woche 7 gab es nicht nur Comebacks und Krisen, sondern auch klare Signale: Wer stabil ist, wer aufsteigt – und wer den Anschluss verliert.
- Zusammenfassung
- Saleh und die Wiedergeburt der 49ers-Defense
- Broncos: Vom Debakel zum Wahnsinnssieg
- Colts auf Titelkurs – das ernsthafteste 6-1 der Liga
- Packers: Sieg, aber kein Fortschritt
- Chiefs: Der Gigant ist zurück
- Hurts wieder in MVP-Form
- Das Ende des „Tush Push“?
- Miami Dolphins: Der Absturz unter McDaniel
- Tua-Ära vor dem Ende?
- Jets-Coach Glenn schon angezählt
- Drake Maye: Die neue Patriots Dynastie beginnt
- Rams überraschen mit taktischer Meisterleistung
Saleh und die Wiedergeburt der 49ers-Defense
Der Verlust von Nick Bosa und Fred Warner hätte bei jedem anderen Team wohl den Kollaps bedeutet – doch San Francisco lebt. Der Schlüssel? Die Rückkehr von Robert Saleh’s Defense. Gegen Atlanta lieferte seine Defense ein Meisterstück: nur zehn zugelassene Punkte, 3,1 Yards pro Run und permanenter Druck auf Michael Penix Jr.
Mit kreativen Blitzpaketen, disziplinierter Coverage und präzisem Timing zwang Saleh den Falcons-Quarterback zu Fehlern. Laut TruMedia war es die zweitbeste Leistung der 49ers-Defense 2025. Sollte das Team mit dieser Einheit wieder in die Playoffs zurückkehren, dürfte Saleh bald seine zweite Head-Coaching-Chance bekommen – diesmal ohne das Chaos der New York Jets.
Broncos: Vom Debakel zum Wahnsinnssieg
Chaos in Denver – anders lässt sich das 33:32-Wunder gegen die Giants kaum beschreiben. Nach drei Vierteln stand es 0:19, ehe Bo Nix explodierte: vier Touchdowns im Schlussabschnitt.
Trotzdem bleiben Fragen. Über drei Viertel war die Offense erneut leblos (11/25, 105 Yards). Das Comeback kaschiert grundlegende Probleme im Passspiel und im Play-Calling. Die Defense trägt das Team – doch wenn Denver ernsthaft konkurrenzfähig sein will, muss Nix konstant liefern.
Colts auf Titelkurs – das ernsthafteste 6-1 der Liga
Daniel Jones brachte es nach dem 38:24-Sieg über die Chargers auf den Punkt: „Klingt, als hättet ihr uns einfach nicht richtig beobachtet.“
Recht hat er. Indy kontrollierte das Spiel nach Belieben. Offensiv das beste EPA/Play der Saison gegen eine eigentlich starke Defense unter Jesse Minter, defensiv zwei Interceptions gegen Justin Herbert.
Wären da nicht zwei Fehler von Rookie Adonai Mitchell gegen die Rams, die Colts stünden bei 7-0. Kaum ein Team wirkt derzeit kompletter – stabil, diszipliniert, effizient.
AFC South
Vollbild# | PCT | W | L | T | PF | PA | NET PTS | Home | Road | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 |
Indianapolis Colts
S
N
S
S
S
S
N
S
S
S
|
0.857 | 6 | 1 | 0 | 232 | 140 | 92 | 4-0-0 | 2-1-0 |
16 |
Jacksonville Jaguars
S
S
S
N
N
S
S
S
N
N
|
0.571 | 4 | 3 | 0 | 146 | 155 | -9 | 3-2-0 | 1-1-0 |
23 |
Houston Texans
N
N
N
S
S
N
N
N
S
S
|
0.4 | 2 | 3 | 0 | 108 | 61 | 47 | 1-1-0 | 1-2-0 |
31 |
Tennessee Titans
N
N
S
N
N
N
N
S
N
N
|
0.143 | 1 | 6 | 0 | 96 | 192 | -96 | 0-3-0 | 1-3-0 |

Packers: Sieg, aber kein Fortschritt
Green Bay gewinnt – und sorgt trotzdem für Sorgenfalten. Gegen die Cardinals (ohne Kyler Murray) wurde ein klarer Pflichtsieg zur Zitterpartie.
Micah Parsons’ drei Sacks retteten den Erfolg, doch die Secondary bleibt ein Problem. Trotz starker Zahlen fehlt es an Konstanz und Aggressivität. Mit Blick auf die Trade Deadline könnte ein Cornerback-Trade die entscheidende Verstärkung sein. Nächste Woche wartet Aaron Rodgers – ein echter Charaktertest.
Chiefs: Der Gigant ist zurück
Die Kansas City Chiefs haben endgültig wieder den Schalter umgelegt. Nach dem Statement gegen Detroit folgte gegen Las Vegas eine 31:0-Gala-Vorstellung, ehe Gardner Minshew im dritten Viertel übernehmen durfte.
Rashee Rice meldete sich mit zwei Touchdowns eindrucksvoll zurück, und die Offense wirkte erstmals wieder wie zu ihren besten Tagen. 30 First Downs – so viele wie die Raiders insgesamt Plays hatten.
Die Konkurrenz wollte Parität, Kansas City liefert Dominanz. Der Weg zum AFC-Thron führt wieder über Mahomes & Co.
Hurts wieder in MVP-Form
Nach Wochen der Ratlosigkeit kam Jalen Hurts in Minnesota mit Wucht zurück. 19 von 23 Pässen, 326 Yards, drei Touchdowns – die beste EPA/Dropback-Leistung seiner Karriere.
Lange Pässe auf A.J. Brown und DeVonta Smith ließen die Eagles-Offense endlich wieder gefährlich aussehen. Wenn Hurts aggressiv wirft, zählt Philadelphia zur Elite. Das Laufspiel bleibt zwar ausbaufähig, doch die Balance scheint zurückzukehren.
Das Ende des „Tush Push“?
Ironischerweise könnte der jüngste Eagles-Erfolg das Aus für ihren Markenspielzug bedeuten. Die „Tush Push“-Diskussion flammt erneut auf: unklare False Starts, neue Gegenmaßnahmen der Gegner (z. B. Spieler parallel zur Line).
Der Move gilt als „nicht footballtypisch“. Eine Regeländerung 2026 ist wahrscheinlich. Doch egal, ob erlaubt oder nicht – Philly bleibt das effizienteste Sneak-Team der NFL.
Miami Dolphins: Der Absturz unter McDaniel

31:6 gegen Cleveland – ein Debakel, das wohl Konsequenzen hat. Mike McDaniel steht vor dem Aus, die Offense vor dem Umbau.
Ein Rebuild scheint unvermeidlich. Nach einer Saison voller Rückschläge und Ideenlosigkeit könnte Miami zum Verkäufer werden. Kaum vorstellbar, dass McDaniel oder ein Großteil dieses Kaders die Saison übersteht.
Tua-Ära vor dem Ende?
Tua Tagovailoa spielt, als wäre der Vertrag seine größte Bürde. Drei Interceptions gegen Cleveland, die zweit-schlechteste EPA-Leistung seiner Karriere. Seit der 212-Millionen-Dollar-Verlängerung 2024 geht es stetig bergab.
Ein neuer Coaching-Staff wird die Zukunft des Quarterbacks bewerten – doch mit 99 Millionen Dollar Dead Cap ist ein sofortiger Schnitt kaum machbar. Wahrscheinlicher: Ein letzter Versuch in einem neuen System, bevor Miami den Neuanfang auf der Quarterback-Position wagt.
Jets-Coach Glenn schon angezählt
Aaron Glenn wollte in New York eine neue Kultur etablieren – stattdessen herrscht Chaos. Die Defense enttäuscht trotz Talent, und der Umgang mit Justin Fields – erst Verteidigung, dann Bank – wirkt kopflos.
Die 0-7-Bilanz spricht Bände. Die späte Punt-Entscheidung gegen Carolina, statt auf den Ausgleich zu spielen, symbolisiert das Problem: Angst statt Aggression. Ein One-and-Done-Szenario wird immer wahrscheinlicher.
Drake Maye: Die neue Patriots Dynastie beginnt

Er ist nicht nur „der nächste Franchise-QB“ – Drake Maye ist bereits die Gegenwart. Seine Performance gegen Tennessee war fast perfekt: 21 von 23 Pässen (91,3 %), zwei Touchdowns – Franchise-Rekord in Completion-Rate, höher als bei Tom Brady.
Maye steht auf Platz drei in EPA/Dropback, wäre ohne den verregneten Week-1-Auftritt sogar Erster. Die Patriots haben einen 5-2 Record, führen die AFC East an – und könnten wieder zu einer Ära ansetzen, die verdächtig nach Foxborough-Dominanz riecht.
Rams überraschen mit taktischer Meisterleistung
London sah einen Sean McVay, wie ihn die Liga lange nicht mehr gesehen hat: mutig, kreativ, anpassungsfähig.
Ohne Puka Nacua setzte McVay auf „13 Personnel“ – drei Tight Ends auf fast 40% der Plays. Jacksonville, fünftbeste Defense nach EPA, fand keine Antwort. Davante Adams fing drei Touchdowns, Matthew Stafford verteilte fünf.
Gleichzeitig rückte die Defense mit nur sieben zugelassenen Punkten auf Platz 1 der Liga nach EPA/Play. Diese Rams sind kein Geheimtipp mehr – sie sind ein Contender. Mit ein, zwei cleveren Deadline-Trades könnten sie zu einem echten Super-Bowl-Team reifen.
Woche 7 bestätigte alte Wahrheiten und enthüllte neue Kräfteverhältnisse: Die Chiefs sind wieder der Standard, die Colts das konstanteste Team, die Patriots auf dem Weg zurück – während in Miami und New York die Stühle wackeln. Football-Amerika sortiert sich neu, und der Spätherbst wird heiß.