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Die National Football League (NFL) steht vor einer der größten finanziellen Herausforderungen ihrer Geschichte. Ein Urteil des US-Bezirksgerichts könnte die Liga bis zu 14,39 Milliarden Dollar kosten. Der Grund: Ein Verstoß gegen das Kartellrecht bei der Vermarktung des beliebten Sunday Ticket Pakets. Diese Entscheidung könnte weitreichende Folgen für die Zukunft der NFL-Übertragungen haben.
David gegen Goliath: Wie eine Sportbar die NFL in die Knie zwang
Es begann mit einer kleinen Sportbar namens Mucky Duck in San Francisco. Im Jahr 2015 reichte sie eine Klage ein, die zunächst abgewiesen wurde. Doch das Durchhaltevermögen zahlte sich aus: 2019 nahm das 9. Berufungsgericht den Fall wieder auf. Was nun folgte, war ein dreiwöchiger Prozess, in dem selbst NFL-Commissioner Roger Goodell und Cowboys-Besitzer Jerry Jones aussagen mussten.
Am Ende stand ein Urteil, das die Footballwelt erschütterte: Die NFL wurde zur Zahlung von fast 4,8 Milliarden Dollar Schadensersatz verurteilt. Die Jury, bestehend aus fünf Männern und drei Frauen, brauchte nur fünf Stunden, um zu diesem Schluss zu kommen. Bill Carmody, Anwalt der Kläger, feierte: “Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan. Es war ein großer Tag für die Verbraucher.”
Die Milliardenrechnung: Wer zahlt den Preis für das Sunday Ticket?
Das Urteil betrifft 2,4 Millionen Privatkunden und 48.000 Unternehmen, die zwischen 2011 und 2022 für das Sunday Ticket auf DirecTV bezahlt hatten. Die Privatkundenklasse erhält 4,7 Milliarden Dollar, während der Geschäftskundenklasse 96 Millionen Dollar zugesprochen wurden.
Doch es könnte noch teurer werden: Da der Schadenersatz nach den Kartellgesetzen des Bundes verdreifacht werden kann, droht der NFL eine Gesamtsumme von 14,39 Milliarden Dollar. Das würde bedeuten, dass jedes der 32 NFL-Teams rund 449,6 Millionen Dollar zahlen müsste – eine Summe, die selbst für die finanzstarke Liga schwer zu verkraften wäre.
Berufung und Zukunftsaussichten: Wie geht es weiter mit dem Sunday Ticket?
Die NFL zeigt sich kämpferisch und kündigte umgehend Berufung an. In einer Erklärung betonte die Liga: “Wir sind nach wie vor der Meinung, dass unsere Medienvertriebsstrategie […] das bei weitem fanfreundlichste Vertriebsmodell in der gesamten Sport- und Unterhaltungsbranche ist.”
Doch selbst wenn die NFL in der Berufung Erfolg haben sollte, könnte dieser Fall weitreichende Folgen für die Zukunft des Sunday Ticket haben. Ein internes NFL-Memo aus dem Jahr 2017 zeigte, dass die Liga bereits über Alternativen nachgedacht hatte – etwa die Übertragung von Spielen außerhalb des Marktes über Kabelkanäle.
Andere Profiligen wie MLB, NBA und NHL beobachten den Fall genau. Sie bieten ähnliche Out-of-Market-Pakete an, vermarkten diese jedoch über mehrere Verteiler und beteiligen sich an den Einnahmen pro Abonnent.
Für die NFL steht viel auf dem Spiel. Das Sunday Ticket war von 1994 bis 2022 exklusiv bei DirecTV zu sehen. Erst kürzlich unterzeichnete die Liga einen Siebenjahresvertrag mit Googles YouTube TV, der mit der Saison 2023 begann. Wie sich dieser Deal im Lichte des aktuellen Urteils entwickeln wird, bleibt abzuwarten.
Die nächsten Schritte in diesem juristischen Thriller werden am 31. Juli erwartet, wenn Richter Philip S. Gutierrez über Anträge im Nachgang zum Verfahren verhandeln wird. Bis dahin und bis zum Abschluss aller Berufungsverfahren bleibt die Zahlung des Schadenersatzes ausgesetzt.
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