Einleitung Route Concepts – Route-Kombinationen als Strukturprinzip
Das Passspiel im Football ist kein Zufallsprodukt. Es folgt klaren Mustern, die darauf ausgelegt sind, Verteidigungen gezielt zu testen. Route-Kombinationen stehen dabei im Mittelpunkt. Sie sind keine Ansammlung einzelner Laufwege, sondern durchdachte Konzepte, die Räume öffnen, Entscheidungen provozieren und dem Quarterback klare Optionen geben.
Nicht Wurfkraft oder Speed entscheiden – sondern das Zusammenspiel von Raumgefühl, Timing und Entscheidungslogik. Gute Offenses entlarven Schwächen der Defense: durch Überladungen, das Strecken von Zonen oder das Isolieren einzelner Verteidiger.
In diesem Artikel geht es um das Fundament des Passspiels: Welche Route-Kombinationen gibt es? Wie funktionieren sie gegen verschiedene Deckungen? Und wie greifen Konzepte wie Spacing, Hi-Lo und Progression Reads ineinander? Ziel ist ein Blick auf das große Ganze – Passspiel als System, nicht als Einzelaktion.
Basisrouten im Überblick
Bevor wir in die Struktur von Route-Kombinationen einsteigen, lohnt sich ein Blick auf die elementaren Routen, aus denen solche Konzepte bestehen. Die meisten Passkonzepte setzen sich aus Kombinationen dieser Standardrouten zusammen – teils in ihrer Reinform, teils in leicht abgewandelter Form.
Nr. |
Routenname |
Tiefe in Yards |
Richtungsverlauf |
Typischer Einsatz |
Effektiv gegen |
1 |
Flat |
0–3 |
Schnell horizontal zur Sideline |
Checkdown, Slant-Flat |
Zone (Flat Defender) |
2 |
Slant |
3–5 |
Kurz vertikal, dann schräg nach innen |
RPO, Quick Game |
Off-Man, Soft Zone |
3 |
Comeback |
12–15 |
Vertikal, dann zurück zur Außenlinie |
Timing-Routen, Isolation |
Press, tiefe Zone |
4 |
Curl |
8–12 |
Vertikal, dann Stopp und zurück zum QB |
Zonenangriff, sichere Anspielstation |
Soft Zone |
5 |
Out |
5–10 |
Vertikal, dann 90°-Cut zur Außenlinie |
Smash, Hi-Lo |
Cover 3, Zone |
6 |
Drag (Shallow) |
1–5 |
Quer durchs Feld, flach unter Linebackern |
Crossers, YAC-Gewinn |
Man Coverage, Zone |
7 |
Corner |
10–15 |
Diagonal zur Außenlinie (Richtung Pylon) |
Teil von Smash/Sail |
Cover 2, Split-Safety-Coverages |
8 |
Post |
10–20 |
Diagonal zur Mitte (Goalpost) |
Deep Middle, Big Play |
Cover 3, Middle-of-Field Open |
9 |
Fly (Go) |
20+ |
Geradeaus, vertikal |
Deep Shot, 1-gegen-1-Isolation |
Jede Coverage (Speed-Vorteil) |
Eine Route-Kombination ist mehr als nur mehrere Laufwege nebeneinander. Während einzelne Routen wie Slant, Out oder Post klar definierte Bewegungen der Receiver sind, geht es bei Kombinationen darum, wie diese Routen zusammenwirken. Ziel ist, die Struktur der Defense gezielt unter Druck zu setzen.
Das passiert auf zwei Ebenen:
- Strukturell, indem Räume gestreckt oder überladen werden – zum Beispiel durch horizontale oder vertikale Staffelung.
- Taktisch, indem Verteidiger in Entscheidungszwang geraten – wie bei Hi-Lo-Konzepten, bei denen sie zwischen zwei Angreifern wählen müssen.
Route-Kombinationen funktionieren besonders gut, wenn sie zur erwarteten Defense passen. „Smash“ etwa ist stark gegen Cover 2, „Flood“ zielt auf Cover 3. Gute Offenses lesen schon vor dem Snap Hinweise auf die Deckung – etwa durch die Ausrichtung der Safeties oder Man-Zone-Signale – und passen ihre Entscheidungen nach dem Snap entsprechend an.
Ein Schlüssel dabei ist das Spacing: Die gezielte Staffelung der Routen sorgt dafür, dass Räume klar verteilt und Wurffenster offen bleiben. Zu viele Receiver im selben Bereich stören sich sonst gegenseitig.
In der Praxis bestehen Kombinationen meist aus zwei bis vier Routen, die nach festen Regeln zusammengesetzt sind. Je nach Spielfeldseite (starke Seite, kurze Seite) oder Bewegungsmustern vor dem Snap (Motions) werden sie flexibel aufgebaut – aber immer mit einem klaren Ziel: Die Defense ins Grübeln zu bringen.
Horizontal Stretch – das Feld in die Breite ziehen
Bei Horizontal-Stretch-Kombinationen geht es darum, Verteidiger seitlich unter Druck zu setzen – besonders in Zone-Coverages. Das Ziel: Die Defense muss in der Breite reagieren, oft schneller, als es ihr möglich ist.
Was passiert dabei?
Mehrere Receiver laufen Routen, die benachbarte Zonen auf derselben Höhe ansteuern. So entstehen kurze Überlappungen oder freie Räume – je nachdem, wie die Verteidiger reagieren. Wer zögert oder falsch liest, öffnet das Fenster für den Pass.
Typische Beispiele:
- Shallow Cross / Drag-Wheel: Eine flache Cross-Route zieht Verteidiger nach innen, während ein Spieler aus dem Backfield eine Wheel-Route tief in dieselbe Richtung läuft. Gut gegen Zone, gefährlich gegen Man.
- Spacing: Drei Receiver staffeln sich seitlich – etwa Flat, Hitch und Curl. Die Staffelung sorgt für klare Lücken in weichen Zonen.
- Slant-Flat: Ein Receiver läuft innen, der andere außen – der Verteidiger dazwischen muss sich entscheiden. Das öffnet Platz.
In Aktion:
Slant-Flat gegen Cover 3 stellt Linebacker und Nickelback vor ein Dilemma: Wer den schnellen Cut zur Mitte oder außen deckt, lässt den anderen offen – ein einfaches, aber effektives Read-Fenster für den Quarterback.
Vertical Stretch – Zonen in die Tiefe angreifen
Vertical-Stretch-Konzepte setzen die Defense nicht seitlich, sondern vertikal unter Druck. Mehrere Receiver greifen denselben Bereich in unterschiedlichen Tiefen an – schneller, als ein einzelner Verteidiger reagieren kann.
Was passiert dabei?
Der Quarterback liest von tief nach kurz. Zieht der Verteidiger mit der tiefen Route mit, wird die kurze frei. Spielt er flach, öffnet sich das tiefe Fenster.
Typische Konzepte:
- Smash: Eine kurze Out-Route mit einer tiefen Corner dahinter. Der Cornerback kann nur eine Route abdecken – oft ein klarer Read.
- Flood: Drei Spieler greifen eine Seite des Feldes an – auf verschiedenen Tiefen. Besonders effektiv gegen Cover 3.
- Sail: Eine Variante von Flood – häufig aus engen Formationen gespielt, mit Corner, Out und Flat.
- Four Verticals (Verts): Alle vier Receiver laufen geradeaus. Klingt simpel, aber gegen Cover 2 oder Cover 4 entstehen gefährliche Matchups – etwa Linebacker gegen schnelle Slot-Receiver.
In Aktion:
Beim Smash-Konzept gegen Cover 2 muss der Cornerback sich entscheiden: Geht er auf die kurze Out, öffnet sich die Corner-Route dahinter. Bleibt er tief, ist der kurze Pass frei. So entsteht ein vertikales Dilemma – ganz ohne große Show.
Hi-Lo – Entscheidungen erzwingen
Hi-Lo-Konzepte sind simpel – und darum so wirkungsvoll. Zwei Routen laufen auf einer Linie, aber auf unterschiedlicher Höhe durch dieselbe Zone. Der Verteidiger dazwischen steht unter Zugzwang.
Was passiert dabei?
Der Quarterback beobachtet, wie der Verteidiger reagiert – und wirft dann zur jeweils anderen Route. Das hilft vor allem bei schnellen Entscheidungen nach dem Snap.
Typische Beispiele:
- Levels: Zwei In-Routen auf unterschiedlichen Tiefen – der mittlere Verteidiger kann nur eine nehmen.
- Drive: Ein flacher Crosser zieht Verteidiger nach unten, die tiefere Route öffnet sich dahinter.
- Y-Cross: Eine Crossing-Route mit einer tiefen Go- oder Post dahinter. Funktioniert gegen verschiedene Coverages.
- Hitch/Corner: Eine kurze Stop-Route plus eine tiefe Corner. Wird oft als Smash-Variation gespielt.
In Aktion:
Beim Levels-Konzept etwa liest der Quarterback den MIKE-Linebacker in Cover 3: Reagiert er auf die kurze Route, ist die tiefe offen – zögert er, ist beides möglich. Tempo, Route-Timing und klare Reads machen den Unterschied.
Isolationskonzepte – gezielte 1-gegen-1-Situationen schaffen
Isolationskonzepte verfolgen einen anderen Ansatz als Stretch- oder Hi-Lo-Designs. Es geht nicht darum, Räume zu überladen, sondern gezielt ein Matchup zu isolieren, bei dem der Receiver im Vorteil ist – sei es durch Technik, Athletik oder clevere Formation.
Was passiert dabei?
Die Defense wird so manipuliert, dass ein einzelner Verteidiger keine Hilfe bekommt. Durch Formationen wie Trips, Motion oder spezielle Alignments entsteht Raum – und das gewünschte Duell.
Ziel:
- Einen Verteidiger allein lassen – ohne Unterstützung.
- Das 1-gegen-1 erzwingen, das der eigene Spieler gewinnen kann.
- Schnell und direkt angreifen – meist mit einem klaren, ersten Read.
Typische Konzepte:
- Slant-Flat: Wie schon bei Horizontal Stretch – aber hier gezielt als Isolation gespielt, z. B. gegen einen Nickelback ohne Safety-Hilfe.
- Texas Concept: Der Running Back startet außen und bricht dann scharf nach innen – ideal gegen Linebacker in Man Coverage.
- Stick Concept: Der Slot hat drei Optionen (stehen bleiben, raus, rein), außen läuft der Receiver vertikal. Schnell, klar, blitzsicher.
- Backside Isolation: In Trips-Formationen bleibt der Single Receiver auf der schwachen Seite – oft mit Slant, Comeback oder Fade. Der QB liest zuerst die Hauptseite, kommt dann auf das 1:1 zurück.
In Aktion:
Beim Texas-Konzept isoliert die Route des Running Backs einen Linebacker in der Mitte. Gegen Man Coverage entsteht so oft ein klarer Vorteil – gegen Zone öffnet die Bewegung Raum, weil die Verteidiger reagieren müssen.
Struktur statt Zufall
Route-Kombinationen sind keine Zufallsprodukte. Sie folgen klaren Prinzipien: Raum schaffen, Verteidiger unter Druck setzen, dem Quarterback eindeutige Entscheidungen ermöglichen.
Ob Stretch, Hi-Lo oder Isolation – das Ziel bleibt gleich: Die Defense aus dem Gleichgewicht bringen. Gute Offenses bauen auf diesen Konzepten ihr Spiel auf – unabhängig von individuellem Talent oder System.
Wer sie versteht, erkennt auf dem Feld nicht nur Routen – sondern Muster, Logik, Strategie. Und wer sie anwendet, spielt nicht einfach Football. Er kontrolliert, wie sich ein Spiel entwickelt.
Wie Passkonzepte defensive Coverages angreifen
Route-Kombinationen funktionieren nicht von allein – sie entfalten ihre Wirkung erst, wenn sie auf eine bestimmte Art von Defense treffen. Gute Konzepte zielen nicht nur auf offene Räume, sondern auf die Entscheidungslogik der Verteidigung. Sie provozieren Konflikte, bringen Spieler ins Grübeln und eröffnen so Chancen.
Hier ein Überblick über gängige Coverages – und wie man sie systematisch angreift.
Cover 2 – Zwei Safetys tief, fünf Verteidiger underneath
Struktur: Zwei Safetys sichern tief, fünf Verteidiger decken die kurzen und mittleren Zonen. Cornerbacks spielen flach, Linebacker übernehmen Mitte und Hook-Zonen.
Stärken: Gute Absicherung außen tief, viele Spieler in kurzer Zone.
Schwächen: Zwischen Flat und Safety („Honey Hole“), Mitte hinter den Linebackern, anfällig für vertikale Überladungen.
Typische Angriffe:
- Smash: Cornerback muss sich zwischen kurzer Out und tiefer Corner entscheiden.
- Y-Cross: Der Crosser läuft unter die Linebacker, während eine tiefe Route die Safetys bindet – die Mitte öffnet sich.
- Spacing: Gegen weiche Zonen (z. B. Curl-Flat) systematisch kurze Routen kombinieren.
Beispiel:
Trips-Formation: Slot läuft Hitch, Inside Receiver läuft Corner, außen eine Go. Der Cornerback kann nur eine Route decken – die Corner wird frei.
Cover 3 – Ein Safety tief, drei tiefe Zonen
Struktur: Ein Safety in der Mitte, Cornerbacks decken die Außenzonen tief. Darunter vier Verteidiger: zwei in Hook/Curl, zwei in den Flats.
Stärken: Stabile Tiefe, klar definierte Aufgaben, gut gegen Run.
Schwächen: Zwischen Corner und Safety außen, Hook-Zonen in der Mitte.
Typische Angriffe:
- Flood/Sail: Drei Routen auf einer Seite, aber auf verschiedenen Tiefen – der Corner ist überfordert.
- Levels: Mehrere Dig-Routen in der Mitte zwingen Linebacker zu Reaktionen.
- Comeback/Curl: Guter Zeitpunkt erwischt die Nahtstelle zwischen tief und mitteltief.
Beispiel:
Flood Right: Tiefe Go-Route, Out auf 12 Yards, Flat darunter. Der Corner bleibt tief – die Out-Route wird frei.
Cover 4 (Quarters) – Vier tiefe Zonen, oft mit Match-Elementen
Struktur: Vier Verteidiger sichern tief, drei decken underneath. Je nach Routeverlauf kann es zu Mann-Zuordnungen kommen.
Stärken: Ausgewogen gegen Run und Pass, stark gegen Verticals.
Schwächen: Flats oft offen, tiefe Routen in der Mitte binden Safetys, Kommunikation wichtig.
Typische Angriffe:
- Four Verticals: Zwei Seams in der Mitte zwingen Safetys zur Entscheidung – einer wird frei.
- Stick-Flat: Schneller Pass in die Flats, Linebacker gebunden durch vertikale Routen.
- Y-Cross: Crossing-Routes stressen Safetys, zwingen zur Rotation.
Beispiel:
4 Verts: Slot läuft Seam, Outside Receiver Go. Der Safety muss eine Route nehmen – die andere bleibt offen.
Man Coverage – Jeder gegen jeden
Struktur: Jeder Verteidiger hat einen Gegenspieler. Bei Cover 1 ein Safety tief, bei 2-Man zwei. Blitz ist oft eingebaut.
Stärken: Klare 1:1-Zuordnungen, flexibel, aggressiv.
Schwächen: Crossing Routes schwer zu verfolgen, wenig Raum für Fehler bei Misses.
Typische Angriffe:
- Mesh / Drag-Wheel: Crossing-Routes kreuzen sich – Defender geraten in Verkehr.
- Texas / Option Routes: Running Back gegen Linebacker isolieren – klarer Vorteil.
- Backside Isolation: WR auf der schwachen Seite mit Slant oder Fade – gezieltes Duell ohne Hilfe.
Beispiel:
Mesh-Konzept: Zwei Receiver kreuzen sich flach vor den Linebackern. Selbst wenn Man Coverage eng steht – der Rub-Effekt sorgt für Separation.
Konzept plus Kontext
Route-Kombinationen funktionieren nur, wenn sie zur Situation passen. Die besten Offenses lesen die Defense vor dem Snap, beobachten danach die Reaktion – und treffen strukturierte Entscheidungen.
Es geht nicht nur um den Spielzug – sondern um das Zusammenspiel von Design, Lesefähigkeit und Timing. Nur wenn Konzept und Coverage zueinander passen, entstehen klare Wurfchancen – und kontrolliertes Passspiel.
Quarterback-Progression – Entscheidungen mit System
Ein gutes Passkonzept gibt dem Quarterback nicht nur Routen – sondern einen klaren Fahrplan für Entscheidungen. Diese Reihenfolge, in der er seine Anspielstationen prüft, nennt man Progression. Sie hilft dabei, auf das Verhalten der Defense zu reagieren – Schritt für Schritt, nicht auf gut Glück.
Progressions folgen einer klaren Struktur, die zum Aufbau des Konzepts, zur erwarteten Coverage und zum Timing des Spiels passt. Sie sind kein starrer Ablauf, aber auch keine Improvisation – sondern eine dynamische Entscheidungskette, die logisch aufeinander aufbaut.
Grundprinzipien der Progression
- Stufenweise lesen: Meist prüft der QB 2 bis 4 Stationen: zuerst die Hauptoption, dann die zweite, schließlich die Sicherheitspässe (Checkdowns).
- Richtung: Progressions verlaufen entweder horizontal (z. B. rechts → links) oder vertikal (z. B. tief → kurz), je nach Konzept.
- Anpassung an Coverage: Manche Reads werden bewusst übersprungen, wenn die Coverage bestimmte Optionen schon vor dem Snap ausschließt.
- Timing durch Footwork: Die Schritte des Quarterbacks (z. B. 3- oder 5-Step Drop) sind auf das Timing der Routes abgestimmt – jeder Schritt gehört zur Rhythmussteuerung.
Beispiel: Smash gegen Cover 2
- 1st Read: Corner-Route – ist der Safety tief genug, um sie zu verhindern?
- 2nd Read: Flat/Out – lässt der Cornerback die kurze Route offen?
- 3rd Read: Checkdown zum Running Back
Logik: Deep-to-short. Der Cornerback ist der Schlüssel. Reagiert er flach, ist die Corner frei. Geht er tief, wird die Flat zur Option.
Beispiel: Levels gegen Cover 3
- 1st Read: Tiefe Dig – entsteht Raum hinter dem Linebacker?
- 2nd Read: Kurze In-Route oder Crosser – ist der MIKE zu tief gezogen?
- 3rd Read: Running Back in die Flat – als sichere Variante
Logik: Horizontal gestaffelt. Der QB scannt von innen nach außen, liest die Zonenabdeckung und reagiert auf die Linebacker.
Option Routes & Post-Snap-Entscheidungen
In fortgeschrittenen Spielsystemen läuft nicht jede Route immer gleich. Bei sogenannten Option Routes entscheidet der Receiver selbst, was er läuft – abhängig von der Deckung. Sitzt er in der Zone? Bricht er nach außen? Geht er tief?
Der Quarterback muss:
- Mitlesen, was der Receiver erkennt
- Blitz und Coverage schnell einschätzen
- „Hot Reads“ anpassen – also bei Blitz sofort wissen, wo die schnelle Option ist
Das funktioniert nur mit guter Abstimmung zwischen QB und Receiver – und viel Spielverständnis.
Entscheidungen, nicht Eingebungen
Gute Quarterbacks raten nicht, sie arbeiten. Sie folgen einem Plan, prüfen Optionen, lesen die Defense – und treffen Entscheidungen mit Struktur.
Wer seine Progressions kennt und versteht, spielt nicht nur – er steuert den Ablauf. Und genau darin zeigt sich Qualität im Passspiel: nicht im Arm allein, sondern in der Fähigkeit, Komplexität zu ordnen.
Fazit & Ausblick
Route-Kombinationen sind das strategische Rückgrat moderner Pass-Offenses. Sie schaffen nicht nur Räume – sie strukturieren Entscheidungen. Anstatt sich auf reine Athletik zu verlassen, nutzen gute Offenses Taktik: Sie greifen gezielt Raum, Timing und Zuständigkeiten in der Defense an.
Die vier großen Konzeptfamilien – Horizontal Stretch, Vertical Stretch, Hi-Lo und Isolation – bilden dabei das Kernrepertoire. Ihre Stärke liegt nicht in spektakulären Einzelaktionen, sondern in der koordinierten Anwendung: abgestimmt auf die Coverage, eingebettet in eine klare Quarterback-Progression, mit durchdachtem Spacing und dem richtigen Gefühl für defensive Schwächen.
Wer das Passspiel so betrachtet, erkennt: Ein Play ist kein Zufallsprodukt. Es ist ein System in Bewegung, das die Defense lesen, unter Druck setzen – und zum Reagieren zwingen soll. Ziel ist nicht einfach ein freier Receiver, sondern ein Antwort auf Systemniveau.
Im nächsten Artikel geht es um das, was oft übersehen wird – aber alles entscheidet: Pass Protection und Blitz-Pickups. Denn selbst das beste Konzept bringt nichts, wenn der Quarterback keine Zeit hat, seine Reads zu vollenden.
Wir schauen uns an, wie Protection-Calls funktionieren, wie Blitzes gelesen und abgefangen werden – und warum Blocking nicht nur Aufgabe der O-Line ist, sondern das ganze System betrifft.