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Die Veröffentlichung der Spielerbewertungen für Madden NFL 25 durch EA Sports hat wie jedes Jahr die Football-Welt in Aufruhr versetzt. Als langjähriger NFL-Sportjournalist habe ich mir die Bewertungen genauer angesehen und möchte Ihnen meine Analyse der auffälligsten Diskrepanzen zwischen virtueller Einschätzung und realer Leistung präsentieren.
Zu hoch bewertete Spieler in Madden NFL 25:
91 – Joe Mixon: Überschätzter Running Back?
Joe Mixon, der Running Back der Houston Texans (letzte Saison Cincinnati Bengals), findet sich in der Elite-Gruppe der Top-5 Running Backs wieder – eine Einordnung, die Fragen aufwirft. Obwohl Mixon zweifellos ein talentierter Spieler ist, spiegeln seine Statistiken aus der Saison 2023 nicht unbedingt diese hohe Einstufung wider. Mit dem fünfthöchsten Laufpensum landete er lediglich auf Platz 8 bei den Rushing Yards und Platz 11 bei den Touchdowns. Sein siebter Platz bei den Scrimmage Yards und Scores unter allen Running Backs ist solide, rechtfertigt aber kaum eine Top-5-Bewertung. Eine Gesamtbewertung um die 88 würde Mixons tatsächliche Leistung und Bedeutung für sein Team wohl besser reflektieren.
88 – Tyler Lockett: Routiniers-Bonus oder verdiente Anerkennung?
Die Bewertung von Tyler Lockett sorgt für Stirnrunzeln in der Football-Community. Trotz rückläufiger Produktivität in den letzten beiden Saisons rangiert der 31-jährige Receiver der Seattle Seahawks immer noch über jüngeren, aufstrebenden Stars wie DK Metcalf (86 Gesamt), Deebo Samuel (87 OVR) und Jaylen Waddle (87). Locketts 894 Yards in der Saison 2023 waren zwar respektabel, rechtfertigen aber kaum eine Gesamtbewertung von 88. Eine realistischere Einschätzung um die 80 würde Locketts aktuelle Rolle und Leistungsfähigkeit besser widerspiegeln.
88 – Tre’Davious White: X-Factor trotz begrenzter Spielzeit?
Die Bewertung von Tre’Davious White wirft ein Licht auf die Herausforderungen bei der Beurteilung von Spielern mit eingeschränkter Spielzeit. Der Cornerback der Buffalo Bills hat in den letzten zwei Saisons nur 10 Spiele absolviert und dabei gemischte Leistungen gezeigt. 233 der 300 zugelassenen Yards waren Air Yards, was auf gewisse Schwächen in der Deckung hindeutet. Mit nur einer Interception pro Saison und insgesamt acht Pass Deflections ist Whites Produktion solide, aber keineswegs außergewöhnlich. Die Verleihung des X-Factor-Status, der nur 50 Spielern in der Liga zugestanden wird, erscheint vor diesem Hintergrund fragwürdig und übertrieben.
86 – Von Miller: Lebende Legende mit überholter Bewertung?
Von Miller, zweifellos eine lebende Legende und zukünftiger Hall of Famer, erhält in Madden NFL 25 eine Bewertung, die seiner glorreichen Vergangenheit mehr Rechnung trägt als seiner aktuellen Form. Mit nur drei Tackles und drei Quarterback Hits in 12 Spielen der letzten Saison und keinem Sack seit 2022 zeigt sich deutlich, dass Millers Dominanz auf dem Feld nachgelassen hat. Seine hohe Bewertung scheint eher seiner illustren Karriere als seiner aktuellen Leistungsfähigkeit geschuldet zu sein – ein häufiges Phänomen bei der Bewertung alternder Superstars.
80 – James Bradberry: Der steile Fall eines ehemaligen All-Pro.
Kaum ein Spieler erlebte 2023 einen so dramatischen Leistungsabfall wie James Bradberry von den Philadelphia Eagles. Vom All-Pro der zweiten Mannschaft mutierte er zu einer Schwachstelle in der Eagles-Secondary. Die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache:
James Bradberry | 2022 | 2023 |
---|---|---|
Zugelassene Yards | 382 | 740 |
Zugelassene Touchdowns | 2 | 11 |
Completion Percentage der QBs bei Pässen | 45,3% | 59,4% |
Passer Rating der QBs gegen ihn | 51,6 | 114,3 |
Angesichts dieser drastischen Verschlechterung in allen relevanten Kategorien erscheint Bradberrys 80er-Bewertung, die ihn bei vielen Teams zum CB2 machen würde, als deutlich zu hoch gegriffen.
Madden NFL 25 Ratings – Zu schlecht bewertete Spieler:
84 – Puka Nacua: Der unterschätzte Rekordbrecher.
Auf der anderen Seite des Spektrums finden wir Spieler, deren beeindruckende Leistungen in der vergangenen Saison nicht angemessen gewürdigt wurden. Puka Nacua von den Los Angeles Rams ist hier das Paradebeispiel. In seiner Rookie-Saison brach Nacua scheinbar wöchentlich Rekorde und etablierte sich als einer der produktivsten Receiver der Liga. Mit dem neunten Platz bei den Receptions, dem vierten bei den Yards und sechs Receiving Touchdowns stellte er viele etablierte Stars in den Schatten. Trotz dieser beeindruckenden Statistiken liegt seine Madden-Bewertung unter der von Zay Flowers, der eine Gesamtbewertung von 85 erhielt. Es ist zu erwarten, dass Nacuas Ranking schnell steigen wird, wenn er seine starke Form bestätigt.
84 – Montez Sweat: Der verkannte Sack-Künstler.
Montez Sweat vollbrachte 2023 ein seltenes Kunststück: Er führte gleich zwei verschiedene Teams bei den Sacks an. Der imposante Edge Rusher dominierte sowohl bei den Washington Commanders (6 Sacks) als auch bei den Chicago Bears (6,5 Sacks) und belegte mit insgesamt 12,5 Sacks den geteilten 10. Platz unter allen Pass Rushern der Liga. Diese Leistung brachte ihm seine erste Pro Bowl-Nominierung ein. Umso überraschender ist es, dass Sweats Gesamtbewertung ihn nur auf Platz 24 unter den Edge Rushern einordnet. Besonders auffällig: Sein ehemaliger Teamkollege Chase Young wird höher bewertet, obwohl er fünf Sacks, sieben Tackles for Loss und zehn Quarterback Hits weniger verzeichnete als Sweat.
84 – Kyren Williams: Der explosive Allrounder der Rams.
Kyren Williams von den Los Angeles Rams lieferte 2023 eine Saison ab, die mehr Anerkennung verdient hätte. Der Notre Dame-Absolvent brillierte sowohl am Boden als auch in der Luft: 1.144 Rushing Yards und 12 Touchdowns (Platz 3 bzw. 8 in der Liga) sowie zusätzliche 260 Receiving Yards und drei Scores. Mit insgesamt 1.350 Scrimmage Yards und 15 Touchdowns in nur 12 Einsätzen bewies Williams eindrucksvoll, dass er zu den vielseitigsten und produktivsten Backs der Liga gehört. Seine aktuelle Madden-Bewertung wird diesem Leistungsniveau nicht gerecht und sollte deutlich angehoben werden, um seine Bedeutung für die Rams-Offense widerzuspiegeln.
82 – Trey McBride: Der aufstrebende Tight End Star.
Trey McBride machte in seiner zweiten NFL-Saison einen bemerkenswerten Sprung nach vorne. Mit 825 Yards und drei Touchdowns bei 81 Receptions etablierte er sich als einer der produktivsten Tight Ends der Liga. Seine Yardage-Marke war die siebthöchste unter allen Tight Ends und lag nur knapp hinter Sam LaPorta (889 Yards, Platz 5). Während McBride vielleicht noch nicht ganz auf LaPortas Niveau ist, sollte seine Bewertung deutlich näher an LaPortas 86 liegen als an den 81 von Gerald Everett oder Tyler Higbee. McBrides rasante Entwicklung und seine Schlüsselrolle in der Cardinals-Offense verdienen eine höhere Anerkennung in Madden NFL 25.
81 – C.J. Stroud: Der unterschätzte Rookie-Sensation.
C.J. Stroud, der Quarterback der Houston Texans, lieferte 2023 eine der beeindruckendsten Rookie-Saisons der NFL-Geschichte ab. Er gesellte sich zu den Legenden Tom Brady (2007) und Joe Montana (1989) als einer von nur drei Quarterbacks, die in einer Saison sowohl bei den Passing Yards pro Spiel als auch beim Touchdown-zu-Interception-Verhältnis die Liga anführten. Trotz dieser historischen Leistung liegt Strouds Madden-Bewertung deutlich unter der von etablierten, aber statistisch weniger beeindruckenden Quarterbacks wie Matthew Stafford (83 OVR) und Brock Purdy (85). Ein Vergleich der Statistiken unterstreicht die Ungerechtigkeit dieser Bewertung:
Statistik | C.J. Stroud | Matthew Stafford | Brock Purdy |
---|---|---|---|
Spiele | 15 | 15 | 16 |
Passing Yards pro Spiel | 273,9 | 264,3 | 267,5 |
Passing Touchdowns | 23 | 24 | 31 |
Interceptions | 5 | 11 | 11 |
Passer Rating | 100,8 | 92,5 | 113 |
Strouds überragende Effizienz und Ballsicherheit bei vergleichbarer Produktivität rechtfertigen eine deutlich höhere Bewertung, die seinem Status als aufsteigender Superstar der Liga gerecht wird.
Sonstige Diskrepanzen:
Xavier Worthy: Die Geschwindigkeits-Kontroverse.
Abschließend verdient Xavier Worthy, der Rookie-Receiver der Kansas City Chiefs, eine besondere Erwähnung. Worthy stellte beim NFL Combine mit einer Zeit von 4,21 Sekunden einen neuen Rekord im 40-Yard-Dash auf – eine historische Leistung, die seine außergewöhnliche Geschwindigkeit unterstreicht. Umso überraschender ist es, dass die Madden-Entwickler Worthy “nur” eine Geschwindigkeitsbewertung von 98 anstatt der maximal möglichen 99 zugestanden haben. Diese Entscheidung hat bei vielen Fans für Unverständnis gesorgt und wirft Fragen zur Methodik der Attributvergabe auf. Worthys Combine-Leistung ist ein objektiver Beweis für seine Spitzengeschwindigkeit und sollte in der virtuellen Welt von Madden NFL 25 entsprechend gewürdigt werden.
Die Madden NFL 25 Ratings sind seit jeher ein Thema, das die Gemüter der Football-Fans erhitzt. Sie bieten nicht nur Gesprächsstoff für endlose Debatten, sondern haben auch reale Auswirkungen auf das Spielerlebnis der Millionen von Madden-Spielern weltweit. Die diesjährigen Bewertungen zeigen einmal mehr, wie schwierig es ist, die komplexen Leistungen von NFL-Spielern in einfache Zahlenwerte zu übersetzen.
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