Lamar Jackson konnte sich einen ersten Eindruck von der brandneuen Offensive der Baltimore Ravens machen und hat wohl ein klares Fazit erhalten – Mehr Freiheit im Gameplan und weniger Abhängigkeit von seinen Beinen.
Nach seinem ersten Training mit dem neuen Offensive Coordinator der Baltimore Ravens, Todd Monken, sagte Jackson, er sei äußerst zufrieden mit der Ausrichtung des Gameplans. Dabei steht für den Star-Quarterback wohl deutlich fest, dass eine Änderung der Philosophie erforderlich sei, um in Zukunft weitere Erfolge auf dem Feld zu feiern.
„Weniger Laufen und mehr werfen“, sagte Jackson, als er gefragt wurde, was er mit dieser Offensive zeigen kann.
Jackson und Baltimore überzeugten bisher vor allem mit Laufsspiel
Lamar Jackson ist der produktivste Running-Quarterback in der Geschichte der NFL. Seine 4.437 Rushing Yards in seiner Karriere sind die meisten aller Quarterbacks in den ersten fünf Saisons – 1.230 Yards mehr als Cam Newton, der auf dem zweiten Platz liegt.
Baltimore steht 16-1, wenn ihr Franchise Quarterback 90 oder mehr Yards erläuft. Aber das erfolgreiche Laufspiel hat auch eine Schattenseite. So musste Lamar Jackson in den vorherigen fünf Saisons auch einen NFL-Höchstwert von 877 Hits einstecken.
Neue Receiver-Waffen überzeugten Lamar Jackson von Verbleib
Jackson lächelte breit, als er gefragt wurde, ob es eine valide Möglichkeit wäre, sein Laufspiel in diesem Jahr etwas zurückzufahren. „Absolut, absolut“, sagte Jackson. „Vor allem jetzt, mit den Receivern, die wir haben.“
Die Ravens haben in den vergangenen Wochen und Monaten ihren Receiver-Corp nahezu komplett umgestaltet. Schaut man auf die Statistiken, war das nicht nur eine klare Forderung ihres Quarterbacks, sondern auch bitter notwendig. In der vorherigen Saison belegte die Franchise aus Baltimore den letzten Platz in Sachen Receiving-Yards und konnte sich vergleichsweise selten mit gutem Passspiel durchsetzen. Um das zu Ändern und sich im Passing deutlich zu verbessern, verpflichtete Baltimore Odell Beckham Jr. und Nelson Agholor aus der Free Agency und fügte zudem in der ersten Runde des NFL-Draft 2023 Zay Flowers zu ihrem Team hinzu.
Es steht also fest, mit den vorhandenen Receiver-Waffen soll es auch wieder Passing Yards und Touchdowns für die Baltimore Ravens regnen.
Das Training am Mittwoch war Jacksons erstes, seit er nach langer Verhandlung, einen neuen hoch dotierten Vertrag unterzeichnet hat und mit 52 Millionen Dollar pro Saison der bestbezahlte Spieler der NFL wurde. Die Einigung war dabei keinesfalls reine Formsache. Ganz im Gegenteil. Die Gespräche zwischen dem Star-Quarterback und der Franchise aus Baltimore zogen sich über Wochen hinweg, in denen Jackson wohl einige Angebote ablehnte. In den geführten Gesprächen ging es dabei nicht im einzelnen ausschließlich um Gehälter und persönliche Garantien, sondern auch um die Zusammensetzung der neuen Offense.
Anpassung der Spielweise ist unumgänglich
Jackson deutete an, dass die verbesserte Zusammenstellung der Receiver Jungs auch den Fokus im Spiel verändern wird. In vier Spielzeiten unter dem ehemaligen Offensivkoordinator Greg Roman belegten die Ravens den ersten Platz bei Rushing-Versuchen (2.194) und den vorletzten Platz bei Passing-Versuchen (1.945). Dementsprechend ausrechenbar war das Team aus Baltimore in der Vergangenheit auch für seine Gegner.
„Laufen kann dich nur bis zu einem bestimmten Punkt bringen“, sagte Jackson. „Und ich habe das Gefühl, dass wir das in dieser Ära der NFL brauchen werden. Die Mannschaften der Liga sind viel offensiver ausgerichtet als in den Jahren zuvor. Was ich bislang im Gameplan von Coach Todd Monken wahrgenommen habe ist richtig gut. Die umgebaute Offense sieht großartig aus.“
Lamar Jackson verpasste die letzten zwei Wochen des freiwilligen Trainings auf dem Spielfeld und ließ zuletzt den ersten OTA am Montag aus, bevor er am Dienstag in Baltimore aufschlug.
Die Ravens hielten ihren Spielmacher bisher von den Teamübungen ab, aber Trainer John Harbaugh sagte, das Team werde ihn in Zukunft „ankurbeln“. „Ich freue mich natürlich, dass er hier ist“, sagte Harbaugh. „Er war bei den Meetings dabei. Er war in den letzten zwei Tagen völlig involviert. Das ist eine gute Sache.“
Zusätzlich zu einem Fünfjahresvertrag über 260 Millionen US-Dollar geben die Ravens ihrem Profi mit der Nummer acht wohl auch mehr Spielraum an der Line of Scrimmage. Er wies darauf hin, dass Monken dem Team „im Grunde nur den Schlüssel zum Angriff gibt“.
Lamar Jackson bekommt mehr Mitspracherecht bei Spielzügen
„Es ist möglich Dinge zu ändern, wann man will“, sagte der 26-jährige Jackson. „Man sieht die Verteidigung, und stellt eventuell fest, dass der geplante Spielzug nicht aufgehen könnte. Man erblickt jemanden der eventuell pass-rushen möchte. Das ist der Moment indem man dann möglicherweise gerne entscheiden würde, dass die eigenen Receiver andere Routen nehmen. Der Trainer gibt uns die Möglichkeit genau dann frei im Gameplan zu entscheiden und das zu tun was wir für richtig halten.“
Es wird spannend zu sehen sein, ob die Baltimore Ravens tatsächlich mehr Wert auf Passspiel legen werden und Lamar Jackson sie auch in der Rolle des Passing-Quarterbacks zu besseren Leistungen führen kann. In diesem Zusammenhang gilt es sicherlich auch zu Beginn der Regular Season die Entwicklung der angebrachten Bälle im Vergleich zu den Interceptions zu beobachten.
