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Interview

Down, Set, Talk oder auch: Alles, was man über American Football wissen muss

Lesezeit: 7 min

Adrian Franke ist gebürtiger Mannheimer, glücklich verheiratet, NFL-Ressortleiter beim Online-Portal SPOX und Teil des deutschen NFL-Podcasts Down, Set, Talk! Darüber hinaus hat er im Januar sein Buch “American Football – Alles, was man wissen muss” herausgebracht.

FootballR: Adrian, wie kommt man von Geschichte und Anglistik zur Berichterstattung über die NFL?

Adrian: Wahrscheinlich müsste die Frage in meinem Fall umgekehrt gestellt werden – wie kommt man von der NFL zu Geschichte und Anglistik?! Für mich war schon sehr lange klar, dass ich in den Sportjournalismus gehen wollte. Sport war schon immer ein ganz zentraler Aspekt für mich, aktiv wie passiv – und Schreiben hat mir ebenfalls immer Spaß gemacht. Das war lange auf Fußball fokussiert, wo ich auch die ersten Schritte im Sportjournalismus machen durfte, Football ersetzte den Fußball zwischen 2008 und etwa 2013 schrittweise. Mehrere Praktika, Tätigkeiten als Freier Mitarbeiter, so wie viele Kollegen irgendwann angefangen haben, ging es auch bei mir los – aber um ein Studium kommt man natürlich trotzdem nicht herum. Ich habe mich damals mit einigen Kollegen in den Redaktionen ausgetauscht, und viele haben mir geraten: studiere, was dir gefällt und mach deinen Abschluss; wichtig ist, dass du nebenher immer schreibst. Damit war es für mich am Ende eine einfache Wahl: Geschichte war schon immer eines meiner zentralen Interessensgebiete neben dem Sport und hilft einem, sich in der Recherche und im gewissenhaften Arbeiten auch als Schreiber weiterzuentwickeln. Nebenher habe ich immer im Sportjournalismus gearbeitet und dementsprechend hatte ich dann auch das Glück, einen fließenden Übergang vom Studium zum Job erleben zu dürfen.

FootballR: Deine Kolumnen sind sehr analytisch und gehen zum Teil sehr in die Tiefe. Wie lange sitzt du an einem Artikel?

Adrian: Grob geschätzt: rund sechs Stunden. Das Schreiben selbst ist dabei tatsächlich der “schnellste” Part, das Schauen und Analysieren des Tapes nimmt ganz klar die meiste Zeit in Anspruch. Dazu kommt immer noch das entsprechende Recherchieren der Statistiken zu den jeweiligen Spielen und Spielern, die ich genauer betrachte. Am längsten brauche ich aber für meine Power Rankings – das kann in der Summe auch gerne mal Richtung acht Stunden gehen, da hierfür Tapes und Statistiken zu allen 32 Teams in die Bewertung mit einfließen.

FootballR: Wenn du es dir aussuchen könntest – welche Position würdest du gerne auf dem Footballfeld einnehmen?

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Adrian: Sehr spannende Frage. Quarterback ist natürlich offensichtlich interessant, für mich war aber schon immer der Free Safety sehr faszinierend. Offenses zu verstehen und dann noch zu wissen, wie man als Center Fielder Formationen, Personnel Groupings und Route Kombinationen kontert und wo man selbst attackieren kann – das ist wirklich eine hohe Kunst auf dem Footballfeld.

FootballR: Dein Buch „American Football: Alles, was man wissen muss“ erklärt Anfängern das Football-Vokabular. Wie erklärst du jemandem, der noch nie etwas von Football gehört hat, was diesen Sport so faszinierend macht?

Adrian: Für mich ist es die Mischung aus Taktik, Athletik und individueller Leistung, die ich so noch in keinem anderen Sport gefunden habe. Football ist wirklich Rasenschach, mit so grundverschiedenen Ansätzen offensiv wie defensiv, die alle ihre Eigenheiten mitbringen. Weil es von Play zu Play geht, spielt Taktik eine noch größere, dominantere Rolle – ich hatte immer den Eindruck, dass Zufall ein kleineres Gewicht hat, als im Fußball. Diese Taktiken zu verstehen und zu analysieren sowie sich an der unglaublichen Athletik und der Ausgeglichenheit der NFL zu erfreuen; für mich gibt es keinen Sport, der an Football rankommt.

FootballR: Hast du ein journalistisches Vorbild, das in den USA mit der NFL zu tun hat? Wenn ja, warum ist er oder sie dein Vorbild?

Adrian: Vorbild in dem Sinne nicht. Aber ich mag Bill Barnwell von ESPN, weil er sich in einer Zeit, in der lange Texte im Internet immer seltener werden und viele auf schnelle Klicks und Video bauen, den Luxus herausnimmt, seine prominente Bühne auch während der Saison für ins Detail gehende Artikel zu nutzen und einzelne Aspekte unter die Lupe nimmt. Was Tape-In-Depth-Analyse angeht, mag ich Andy Benoit, der gewissermaßen das Gegenteil ist, und bei Sports Illustrated eher präzise, auf den Punkt seine Tape-Notizen für einzelne Themen formuliert.

FootballR: Schaust du mit deiner Frau gemeinsam Football?

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Adrian: Gelegentlich machen wir das, ja; aber ehrlich gesagt ist es dann doch eher die Ausnahme. Das hat auch einen simplen Grund – in aller Regel arbeite ich einfach an jedem Sonntag während der Saison und bin im Büro.

FootballR: Im Vorgespräch sagtest du, dass bereits der erste Verlag die Zusage für das Buch gab. Wie lange hast du daran geschrieben? Oder lag es bereits fertig in der Schublade?

Adrian: Nein, nein, ich hatte zuerst ein Konzept entworfen – wenn man so will, ein ausführlicheres Outline – und das dann beim Verlag vorgestellt. Wie lange genau ich am Buch geschrieben habe, ist gar nicht so einfach zu sagen, da Teile davon “am Abend mal noch 2 Stunden” oder “an einem freien Tag mal ein paar Stunden” waren. Erst nach Ende der NFL-Saison habe ich mir dann einige Wochen am Stück genommen. Ich habe es mal überschlagen, und kam auf grob 6 bis 7 Arbeitswochen.

FootballR: Du bist ein Fan der Arizona Cardinals. Gibt es einen bestimmten Moment oder Spieler wegen welchem du Fan dieser Franchise geworden bist?

Adrian: Im Endeffekt war es wie so häufig, wenn Leute von Teams Fan werden: es war das erste Team, mit dem ich wirklich bewusst in Berührung kam. Als ich anfing, Football zu schauen – übrigens auf Anraten meiner Frau hin – war das zufällig während Arizonas Playoff-Reise mit Kurt Warner. Diese Geschichte mit Warner als spektakulärer Rückkehrer, Fitzgeralds unglaublicher Playoff-Performance und diesem Team, das so lange ein Niemand war und plötzlich die Liga im Sturm eroberte, hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen!

FootballR: In den USA, und mittlerweile auch in Deutschland, gibt es diverse „typische“ Speisen zum Football schauen. Was gibt es denn im Hause Franke zu den Spielen?

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Adrian: Wenn wir tatsächlich mal zuhause Football schauen und ich nicht arbeite, dann gerne ganz klassisch: mit selbstgemachten Burgern!

FootballR: Wie sieht ein Selbstgespräch bei Adrian Franke aus?

Adrian:

FootballR: Am Ende habe ich noch eine Frage, die du bitte mit nur einem Satz beantworten sollst. Stell dir vor, du darfst einen Satz ungestraft zu einem Mitglied der NFL sagen – egal ob Spieler, Owner, Coach oder Offizieller. Wem würdest du was sagen wollen?

Adrian: …den Team-Besitzern: Lasst eure Spieler die Bühne und die Vorbildfunktion, die sie haben, nutzen, um Sinnvolles zu tun, die Gesellschaft in den USA zu verbessern und auf soziale Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen, statt ihnen einen Maulkorb zu geben.

Zum Abschluss noch ein paar Entweder-Oder-Fragen:

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Hund oder Katze? Antwort: Hund
Pasta oder Pizza? Antwort: Pizza
NFC oder AFC? Antwort: NFC
Sean McVay oder Bill Belichick? Antwort: McVay
Urlaub am Strand oder in den Bergen? Antwort: Strand
Erin Andrews oder Kay Adams? Antwort: Adams
Buch oder E-Book? Antwort: Buch

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